Unternehmensgruppe bereitet Areal vor
Erfolgreiche Sprengung des Steinkohlekraftwerks

Mit der erfolgreichen Sprengung des Kesselhauses und dem gezielten Rückbau des Kühlturms durch das Hagedorn-Team wurde nun laut eigener Aussage ein bedeutender Meilenstein erreicht. Die Hagedorn Unternehmensgruppe, Eigentümerin des Areals seit 2023, bereitet die Fläche bis zum Sommer 2026 baureif vor, um sie an den Übertragungsnetzbetreiber Amprion zu übergeben. NRW-Umwelt- und Verkehrsministers Oliver Krischer und der Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer würdigten die Bedeutung des Projekts für die Region und das Land NRW.
Oliver Krischer: "Die Sprengung dieses ehemaligen Steinkohlekraftwerks ist ein Sinnbild für die Energiewende in unserem Land. Hier in Ibbenbüren wird der Übergang von fossilen zu erneuerbaren, klimafreundlichen Energieträgern sichtbar. Hier treiben wir den grundlegenden Strukturwandel voran und gehen den nächsten Schritt. Mit dem Einsatz innovativer Technologien wie dem neuen Konverter holen wir Offshore- Windstrom nach Nordrhein-Westfalen."
Auch Thomas Hagedorn, geschäftsführender Gesellschafter der Hagedorn Unternehmensgruppe, betont: "Was hier passiert, ist ein Musterbeispiel für gelungenen Strukturwandel: Wir verwandeln eine Industriebrache in ein Zukunftsgelände – ohne neue Flächen zu versiegeln. Die erfolgreiche Sprengung heute war ein Meilenstein dieses Großprojektes. Sie verlangte Präzision, Sicherheit, Verantwortung und echtes Teamwork. Und unser Team hat geliefert – nicht nur heute, sondern Tag für Tag. Dafür ein großes Dankeschön. Mein Dank gilt auch unserem Partner Amprion und allen Beteiligten – hier haben alle angepackt und an einem Strang gezogen."
Über Monate bereiteten das Abbruch-Team von Hagedorn und das Team der Deutschen Sprengunion, ebenfalls Teil der Hagedorn Gruppe, die Sprengung des Kesselhauses und den Rückbau des Kühlturms vor, heißt es von Unternehmensseite. Rund 150 Experten waren an den Vorbereitungen und der Durchführung beteiligt. Hinzu kamen am Tag der Sprengung rund 100 Einsatzkräfte von Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW).
500 kg Sprengstoff waren insgesamt nötig, um das 19 500 t schwere Kesselhaus und den 9000 t schweren Luftvorwärmer gezielt zu Fall zu bringen. Vier der insgesamt zehn Stützen des 120 m hohen Kesselhauses wurden mithilfe von Schneidladungen gezielt durchtrennt, während die übrigen sechs durch eine Wasservollraumsprengung zum Einsturz gebracht wurden.
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Zur Reduzierung der Aufprallerschütterungen wurden drei Fallbetten vorbereitet. Um den Streuflug zu minimieren, wurden unterschiedliche Schutzmaßnahmen getroffen: Treppentürme erhielten eine Umhüllung aus Vliesmaschendraht, Vollraumstützen wurden mit Holzverschlägen und Maschendrahtgeflechten gesichert, und Gummimatten wurden vor den Diagonalstützen angebracht.
Zur Staubreduzierung kamen darüber hinaus 30 mit je 2 m³ Wasser gefüllte Pools zum Einsatz. Beim Einsturz wurden die Sprengschnüre im Wasser gezündet, wodurch eine Wasserwand entstand, die den aufwirbelnden Staub effektiv binden und dessen Ausbreitung minimieren konnte, berichten die Beteiligten.
Beim 125 m hohen Kühlturm kam hingegen eine besondere Stahlseiltechnik zum Einsatz, so das Unternehmen. Um das Gebäude gezielt zum Einsturz zu bringen, wurden Schlitze in die Turmstruktur eingefräst. Die Schlitze dienten vor allem dazu, das Bauwerk gezielt zu schwächen, sodass es seine Stabilität verliert und beim Einsturz kontrolliert in sich zusammensackt. Zusätzlich wurde durch die Schlitze ein Stahlseil gezogen. Der Einsturzprozess erfolgte schrittweise: Durch das Spannen der Seile wurde der Turm langsam zusammengezogen, bis er schließlich kollabierte.
Der Großteil des abbrechenden Betons stürzte in die mit Wasser gefüllte Kühlturmtasse, wodurch die Staubentwicklung minimiert wurde, erläutert das Unternehmen. Der Kühlturm wurde nicht gesprengt, weil in den Stützen asbesthaltige Abstandshalter verbaut sind und so der Austritt gesundheitsgefährdender Asbestfasern verhindert wurde, um höchste Sicherheit für Mensch und Umwelt zu gewährleisten. Ein Großteil der durch die Sprengung angefallenen Materialien wird der Hagedorn Gruppe zufolge weiter zerkleinert, getrennt und so weit wie möglich recycelt und vor Ort wiederverwendet. Während des gesamten Rückbauprozesses werde darauf geachtet, möglichst viele Stoffe wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Ziel ist es, so das Unternehmen, eine Recyclingquote von bis zu 97 % zu erreichen. So sollen natürliche Ressourcen geschont sowie zusätzliche Transporte möglichst vermieden werden.
Mit der Übergabe der baureifen Fläche an Amprion Mitte 2026 soll der Grundstein für das Offshore-Netzanbindungssystem BalWin2 gelegt werden. Die Konverterstation für BalWin2 wird gezielt auf einer Industriebrache errichtet, um Eingriffe in Natur und Landschaft zu minimieren, heißt es. Die bestehende Stromleitung des ehemaligen Kraftwerks wird für die Anbindung des Konverters an die Umspannanlage Westerkappeln genutzt.
"Kohle geht, Wind kommt – das hat symbolischen Charakter für Nordrhein- Westfalen. Wir werden das Projekt zwei Jahre früher als geplant in Betrieb nehmen. Die erfolgreiche Sprengung ist ein bedeutender Schritt auf diesem Weg. Mein besonderer Dank gilt der Hagedorn Unternehmensgruppe und der Stadt Ibbenbüren für die ausgezeichnete Zusammenarbeit", sagt Peter Barth, Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH. Mit der Umsetzung von BalWin2 wird Amprion erstmals Offshore- Windparks direkt in Nordrhein-Westfalen anschließen – dies sei ein Meilenstein für die nachhaltige Energieversorgung der Region und darüber hinaus.