VDBUM-Großseminar 2025 in Willingen
Mit Vollgas in die Transformation
von: Kai-Werner Fajga und Yannick SchornsteinTraditionell fand das VDBUM-Großseminar in der vom Wintersport geprägten Gemeinde Willingen statt. Während die Skitouristen von den Höhen der schneebedeckten Berge in den Ort hinabfuhren, drehte sich unten, im Kongresszentrum des Sauerland Stern Hotels, vier Tage lang alles um aktuelle Fragen der Bauindustrie.
Der Beginn des Großseminars wurde von der Mitgliederversammlung des Vereins eingeleitet, die anders als sonst durch einen emotionalen Moment geprägt wurde: Der langjährige Präsident des VDBUM, Peter Guttenberger, übergab sein Amt an Dirk Bennje (HPA), den bisherigen Vizepräsidenten. Als neuer Vizepräsident wurde Marco Fecke (Strabag) gewählt, Dirk Jank (Hochtief Infrastructure) rückte ebenfalls in den Vorstand nach, der ansonsten wie bisher mit Josef Andritzky (Kassecker Unternehmensgruppe), Jan Scholten (IAMT), Roland Caille (Gottfried Stehnke Bauunternehmung) und Dieter Schnittjer (VDBUM-Geschäftsführer) besetzt bleibt.
Nach der Mitgliederversammlung konnte es dann für alle Teilnehmer so richtig losgehen, denn nach der Abendgala standen zwei Tage mit Seminaren, Vorträgen und Diskussionsrunden, der Vergabe der VDBUM-Förderpreise, einer parallelen Fachausstellung mit "Startups" und den VDBUM-Arbeitskreisen auf dem Programm.
Zur Abendgala am ersten Veranstaltungstag blickte Moderatorin Alexandra von Lingen gemeinsam mit Peter Guttenberger auf 24 Jahre zurück, in denen er an der Spitze des VDBUM gestanden, dem Verband ein Gesicht gegeben hatte. Sein Nachfolger Dirk Bennje, Spartenleiter Technical Division Hamburg, sagte, er werde den Verband in Guttenbergers Sinne weiterführen, auch wenn sich die Herausforderungen gegenüber denen des letzten Generationswechsels zu Beginn der 2000er-Jahre geändert hätten.
Heute stünden die Einführung von KI-Systemen in Unternehmen, Roboter auf Baustellen und nachhaltige Prozesse bei Herstellung und Antrieb von Baumaschinen auf der Agenda. Das Motto der Veranstaltung – "Den Wandel gestalten" – war auch deshalb so gewählt worden. In welche Richtung der Verband sich weiter entwickeln will, hatte der Vorstand indes schon im letzten Jahr mit seinem "Strategieplan 2030" definiert.
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Den folgenden "Lounge-Talk" in der Upland-Arena komplettierten Angela Papenburg (Vorstandsmitglied der GP Günter Papenburg AG), Axel Fischer (Geschäftsführer von Wacker Neuson Deutschland) und Holger Schulz (Vorsitzender der Geschäftsführung der Zeppelin Baumaschinen GmbH) als Vertreter der drei Schwerpunktpartner des Großseminars. Die Talkrunde bot einen guten Einstieg in die Vorträge der Folgetage, denn mit Aussagen wie "Nachhaltigkeit ist teuer, aber alternativlos" (Axel Fischer), "Standardisierung ist für als Anwender äußerst wichtig" (Angela Papenburg) oder "Wir befinden uns auf einer Reise. Wir haben ein zertifiziertes Produkt und lernen gemeinsam mit den Kunden" (Holger Schulz) wurden Pflöcke eingeschlagen, die aufzeigen konnten, welche inhaltlichen Themen während des Großseminars diskutiert werden sollten. Insgesamt 51 Vorträge plus Diskussionsrunden standen an zwei Tagen auf dem Programm, der VDBUM hatte sich auch für 2025 wieder einiges an topaktuellen Themen vorgenommen.
Der Mittwochmorgen startete mit einer Podiumsdiskussion, ebenfalls unter dem Titel "Den Wandel gestalten". Sie förderte zutage, wie Experten aus Industrie und Politik sich die Transformation der Baubranche mit Blick auf die Themen Digitalisierung, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit vorstellen. Moderatorin von Lingen diskutierte intensiv mit Martin Friewald (Sonderbeauftragter der Geschäftsführung Autobahn GmbH), Martin Zappe (Programmleitung Salcos, Salzgitter Flachstahl GmbH), Ralf Lüddemann (Mitglied des Vorstands der Strabag), Walter Nussel (MdL, Beauftragter für Bürokratieabbau der bayerischen Staatsregierung) und dem neuen VDBUM-Präsidenten Dirk Bennje, wobei sehr unterschiedliche Positionen vertreten wurden.
Zappe erklärte in Bezug auf ein großes Umrüstungsprojekt, das der Stahlhersteller augenblicklich vorantreibt, um möglichst klimaneutral den Rohstoff für die Bauindustrie herzustellen, dass CO2-neutraler Stahl "irgendwann Standard" sein werde. Da die Kosten für den Ausstoß weiter erheblich steigen würden, sei dies alternativlos.

"Ich versuche, Ihnen wieder mehr Beinfreiheit zu geben", richtete sich Walter Nussel an die Branchenvertreter. 2018 hatte er den "Praxischeck Bürokratie" angestoßen und berichtete von Erfolgen. Wichtig sei, ministeriumsübergreifend zu arbeiten. Der wahnsinnige Kontrollwahn müsse aufhören und das Personal effizienter eingesetzt werden.
"Es ist Luft nach oben", sagte Martin Friewald über die bisherigen Erfolge der Autobahn GmbH. Sie sei noch immer damit beschäftigt, die teils sehr unterschiedlichen Verordnungen der 16 Bundesländer zusammenzuführen. Aktuell habe man 1250 Anwendungen aus allen Bundesländern auf 150 zusammenfassen und neu strukturieren können. "Die BIM-Pilotprojekte stehen in den Startlöchern", auch der digitale Zwilling für Autobahnbrücken komme, sagte er und entgegnete auf die Kritik, dass insgesamt zu wenig von der Autobahn GmbH gebaut werde, dass man nur so viel bauen könne, wie Gelder zur Verfügung gestellt würden.
Ralf Lüddemann beklagte, dass das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz das Tagesgeschäft enorm hemme. "Wir müssen uns vernetzen, damit die digitale Baustelle läuft. Alle Akteure am Bau müssen zusammen spielen", erklärte er. Die Strabag sei Ende 2025 BIM-ready auf rund 100 Baustellen. Gegenüber Friewald zeigte er sich verärgert darüber, dass der Bau einer Brücke zehneinhalb Jahre dauert – drei Jahre Bau, siebeneinhalb Jahre Planung. "Das muss schneller werden".
"Ich finde Bürokratie gut – zumindest in einem gewissen Maß", erklärte Bennje. Dies höre allerdings auf in einem Land, in dem es 16 verschiedene Bauverordnungen gibt. Der Verband sehe sich als Mittler zwischen Herstellern und Anwendern und wolle der Branche als Berater zur Verfügung stehen.

Beim Thema Fachkräftemangel gingen die Meinungen weniger auseinander, wobei die Mehrzahl der Diskutanten darin übereinstimmte, dass die Ausbildung im eigenen Betrieb und zielgruppengerechte Ansprache die besten Mittel seien. Bennje fasste zusammen, dass sich alle Beteiligten darüber im Klaren sein müssen, dass viele Stellen für Fachkräfte in Zukunft nicht besetzt werden können. Deshalb müsse nach Lösungen gesucht werden, wie Arbeitsplätze durch autonome Lösungen ergänzt werden könnten.
Erfreulicherweise fanden sich im Vortragsprogramm des Großseminars etliche Beiträge von Unternehmen, die autonome oder teilautonome Lösungen vorstellten, beispielsweise GP Papenburg mit dem Projekt einer autonomen Drohnenlösung zur Datenerhebung in einer Deponie, oder Zeppelin/Cat mit der Fernsteuerungstechnologie Cat Command. Beiträge zu Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die Vermittlung von Praxiserfahrungen standen bei den Vorträgen an zwei Tagen im Fokus, Vortragsthemen wie etwa "24 t Elektrobagger im realen Einsatz" oder "HVO auf der Baustelle – Anwendungserfahrung und Bewertung" lockten viele Interessenten in die Vortragssäle.
Am zweiten Abend des VDBUM-Großseminars wurde zum zwölften Mal der Förderpreis für herausragende Projekte verliehen. Die Fachjury hatte nach einer ersten Sichtung 30 Einreichungen in drei Kategorien zugelassen, wie der Veranstalter mitteilt. "Die Zukunft unserer Branche liegt in den Händen derer, die mit mutigen Ideen vorangehen", sagte VDBUM-Präsident Dirk Bennje, der die Preisträger gemeinsam mit dem neuen Vizepräsidenten Marco Fecke und dem Vorstandskollegen Prof. Jan Scholten auszeichnete.
Gewinner der Kategorie "Entwicklungen aus der Industrie" wurde die DMS Technologie GmbH mit einer Baggerschildsteuerung, mit der erhebliche Zeiteinsparungen beim Planieren möglich sein sollen. Der erste Platz in der Kategorie "Projekte aus Hochschulen und Universitäten" ging an die Technische Universität München (TUM). Ausgezeichnet wurde ein auf einem elektrischen Kettendumper basierender Schüttgutroboter.
Wie im Vorjahr wurde auch diesmal das Publikum einbezogen. Die 800 Besucher der Abendgala konnten über die Einreichungen in der Kategorie "Innovationen aus der Praxis" abstimmen. In einem spannenden Finish wählten die Anwesenden die "Hilfsseilkonstruktion für Rückbau einer Schrägseilbrücke" von Hochtief zum Siegerbeitrag der Kategorie. Die Siegerbeiträge sollen laut VDBUM ein Jahr lang im Veranstaltungszentrum Coreum in Stockstadt weiterhin zugänglich sein.
Erstmals wurde auch ein Azubi-Sonderpreis vergeben, den die Hagedorn-Gruppe gewann. "Diese Bewerbung passte in keine unserer Kategorien, gefiel uns aber sehr gut, da sie bei jungen Leuten Leidenschaft für die Baubranche entfacht", begründete Bennje die Würdigung der Azubi-Baustelle, die Hagedorn ins Leben gerufen hat. Bei Einsätzen auf echten, regulär abgerechneten Baustellenprojekten erreichen die Auszubildenden schnell einen hohen Wissensstand und gewinnen an Sicherheit, was sie auf ihrem weiteren beruflichen Weg unterstützt. Verbunden mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro, das für die Teilnehmer des Projekts bestimmt ist.
"Kein Drumherumgerede, keine Werbeveranstaltung – genau das macht die Vorträge zu den wichtigen Themen der Baubranche auf dem VDBUM-Seminar in Willingen so wertvoll." So äußerte sich Eric Wilhelm, Managing Director bei Probst, auf LinkedIn. Lars Zimmermann, Vertriebs-/Smartcoach bei Kommunikationsoptimierer, postete an gleicher Stelle: "Gestern bin ich aufgebrochen. Nicht ins Ungewisse, sondern dorthin, wo die Zukunft der Baubranche verhandelt wird: zum VDBUM Großseminar. Und ich muss wirklich sagen – alle, die mit der Baubranche zu tun haben und heute nicht hier sind, verpassen etwas Wichtiges."
Die nächste Gelegenheit, beim VDBUM-Großseminar dabei zu sein und nichts Wichtiges zu verpassen, besteht vom 10. bis 13. Februar 2026 in Willingen.
VDBUM Großseminar 2025



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