VDMA

"Der deutsche Markt ist absolut auf Rekordniveau"

bauma 2019 Verbände
Für Joachim Schmid, Geschäftsführer des Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen im VDMA, und Franz-Josef Paus, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen im VDMA (v. l.), ist die bauma ein wichtiger Fixpunkt. Foto: Weiße

Über die Bedeutung der bauma und aktuelle Entwicklungen auf dem Baumaschinenmarkt sprachen Joachim Schmid, Geschäftsführer des Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen im VDMA, und Franz-Josef Paus, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen im VDMA und Geschäftsführer der Hermann Paus Maschinenfabrik, mit ABZ-Redakteurin Sonja Weiße.ABZ: Derzeit ist überall von einem Boom die Rede – Wie hat sich der nationale Baumaschinen-Markt entwickelt?Schmid: Der Markt hat sich im vergangenen Jahr überraschend gut entwickelt. Es wurden 36.000 Baumaschinen verkauft. Schon bei 32.000 sprechen wir von einem herausragenden Jahr. Der deutsche Markt ist absolut auf Rekordniveau. Die deutsche Produktion konnte einen Umsatz von 12 Mrd. Euro für Baumaschinen erzielen. Die Bauwirtschaft hat damit ihr höchstes Umsatzvolumen erreicht, höher noch als bei diesem wahnsinnigen Bauboom in der Nachwendezeit. Unsere Mitglieder hatten ein Umsatzwachstum von 12 %. Wir haben ein knapperes Wachstum von höchstens 5 % erwartet. Wir leben schließlich in einer zyklischen Industrie. Wir haben gedacht, wir sind jetzt am Anschlag. Da rechnet man eher damit, dass es mal wieder runtergeht! Aber es lief dann doch immer noch gut weiter. Das sind schon extrem gute Ergebnisse, das war so einfach nicht unbedingt zu erwarten. Darüber sind wir natürlich sehr erfreut.ABZ: Wie sind Ihre Erwartungen für dieses Jahr?Schmid: Der Markt scheint relativ stabil zu sein. Wir haben keine Blasenbildung wie vor gut zehn Jahren, als wir einen dramatischen Absturz erlebt haben. Das ist überhaupt nicht zu erwarten. Allerdings gibt es natürlich etliche Fragezeichen, was den Handelskrieg zwischen China und den USA und die Auswirkungen des Brexits betrifft. Wir sind jedoch guter Dinge, dass das Niveau in etwa gehalten werden kann. Weiteres Wachstum wird es allerdings nicht geben, sondern Stagnation, vielleicht auch leichte Rückgänge.ABZ: Welchen Stellenwert hat die bauma für die Branche?Paus: Es ist eine Leitmesse. Es gibt nichts Vergleichbares in der Branche. Alles, was an Neuigkeiten da ist, ist auf der bauma zu sehen.Schmid: Mittlerweile ist die bauma weltweit wirklich unangefochten die klare Nummer 1. Wer wissen will, was los ist, kommt alle drei Jahre nach München.Paus: Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist der Aspekt, hier Leute aus allen Teilen der Welt treffen zu können, sehr interessant.

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Mit der Nachwuchsaktion THINK BIG will der VDMA auf der bauma Schüler für eine Karriere in der Branche begeistern. Dieses Jahr wird die Aktion im ICM stattfinden. Foto: Lennart Preiss/Messe München

ABZ: Wie wird sich der VDMA auf der bauma präsentieren?Schmid: Für uns ist die bauma natürlich auch ein ganz wichtiger Fixpunkt. Es fängt damit an, dass wir eine ganze Reihe von Rahmenveranstaltungen für die Messe München und mit der Messe München organisieren wie das Partnerland, die Innovationspreisverleihung und die große Nachwuchsaktivität THINK BIG. Neben diesen organisatorischen gibt es viele weitere Aktivitäten. Für uns als VDMA ist die bauma-Woche eine gute Gelegenheit, viele Dinge erledigen zu können. Das ist ähnlich wie bei einem Eisberg, der größte Teil befindet sich unter der Wasseroberfläche. Es werden viele internationale Sitzungen durchgeführt. Verbandskollegen treffen sich, Normensitzungen finden statt.ABZ: Warum findet THINK BIG nicht mehr in der Halle B0, sondern im Internationalen Kongresszentrum ICM statt?Schmid: Die Messe München hat einen Mangel an Flächen, und die Halle B0 kann vermietet werden, auch wenn sie nicht so hoch ist wie andere Messehallen. Deswegen haben wir gesagt, wir gehen mit Think Big ins ICM. Dort ist es schön hell und wir haben mehr Fläche zur Verfügung. Die Bühne ist von allen vier Seiten einsehbar. Das ist positiv, weil man besser sieht. Und die Treppenaufgänge sind ein Vorteil. Von ihnen können die Schüler vielleicht von oben auf unsere Bühne gucken, und verfolgen, wie die Maschinen zerlegt und gewartet werden. Eine Herausforderung ist allerdings, dass es im ICM keinen Messehallenboden gibt. Außerdem sind Teile des Gebäudes unterkellert. Es ist eigentlich nicht vorgesehen, dass größeres Gerät hereingefahren wird. Das müssen wir aber, denn wir wollen ja an Maschinen schrauben. Das sind neue Herausforderungen. Aber wir kriegen das trotzdem hin. Es werden wohl Stahlplatten gelegt, um die Maschinen hereinzufahren.ABZ: Werden Sie das Nachwuchsevent in Zeiten des stärker werdenden Fachkräftemangels weiter ausbauen?Schmid: Nein, denn es wäre problematisch, die Aktion signifikant noch weiter hochzufahren. Vor drei Jahren hatten wir bereits 16.000 Schüler hier. Das ist ein großer Aufwand. Wir als VDMA sponsoren die Busse für die Schulen. Die kommen aus einem Umkreis von 200 km. In der Regel müssen die Schüler morgens hierherfahren und nachmittags oder abends wieder zurück. Das heißt, es sind natürliche Grenzen gesetzt.Paus: Den Radius noch weiter auszudehnen, ist schon wegen der Hotelsituation problematisch. Unser Unternehmen, die Hermann Paus Maschinenfabrik, ist im Emsland ansässig. Wir hatten daher bei einer bauma gemeinsam mit anderen Unternehmen der Region einen Bus mit Gymnasiasten von dort zusammengestellt. Es war sehr schwierig, für diese Jugendlichen eine Unterkunft zu finden.ABZ: Gibt es besonders spannende Einreichungen für den Innovationspreis?Schmid:Ich möchte natürlich ungern eine Einreichung hervorheben, denn ich finde vieles spannend. Und was man als innovativ ansieht, ist ja z. T. auch Geschmackssache. Was mir aber aufgefallen ist: Es scheinen sich etliche Hersteller damit zu beschäftigen, wie man die vielen Assistenzsysteme, die derzeit in die Maschinen einziehen, für den Fahrer handhabbarer machen kann. So gibt es z. B. ein großes Display, in dem die Assistenzsysteme zusammengeführt angezeigt werden. Das finde ich praktisch. Denn die Bauunternehmer monieren zunehmend, dass die Maschinen extrem viel können, aber der Bediener sehr viel wissen muss, um die Einstellungen vorzunehmen und die Systeme richtig bedienen zu können. Als Beispiel wird oft der Straßenfertiger genannt. Im Fahrercockpit sieht es aus wie in einem Jumbo-Jet. In der Regel wird aber nur einmal etwas rudimentär eingestellt und die ganzen Features werden dann nicht mehr genutzt. Wie solche Entwicklungen handhabbarer gemacht werden finde ich spannend.ABZ: Sollten die Maschinen künftig lieber weniger können?Paus: Die Funktionen müssen einen Nutzen haben. Die Information muss auf das reduziert werden, was relevant ist und auf den Moment, in dem sie relevant ist.Schmid: Mit diesem Thema kämpfen wir schon lange. Wie oft ist schon früher über deutsches Overengineering gesprochen worden. Von deutschen Herstellern wird aber erwartet, dass ihre Maschinen clever und gut sind. Es würde von den Kunden nicht akzeptiert werden, wenn die Maschinen künftig weniger können. Auch wenn viele der Features nicht genutzt werden. Assistenzsysteme und Teilautomatisierung sind die Zukunft. Wir müssen eben einen Weg finden, wie die Stärken dieser Systeme auf der Baustelle ausgespielt werden können.ABZ: Ist das auch ein Mittel gegen den Mangel an Fachkräften?Paus: Maschinen zu erzeugen, die gut arbeiten, unabhängig davon, wie begabt ihr Bediener ist – das ist zumindest eine flankierende Maßnahme im Kampf gegen den Fachkräftemangel. So können wir das Problem nicht lösen, denn es wird weiterhin in allen Bereichen anspruchsvolle Tätigkeiten geben. Aber wir können versuchen, es zu entschärfen.ABZ: Kann die Automatisierung einer Branche helfen, die immer weniger Bediener für ihre Produkte findet?Paus: Die Automatisierung ist auf jeden Fall auf dem Vormarsch, insbesondere dort, wo es für Menschen unangenehm oder gefährlich wird. In kontaminierten Bereichen oder Tunnelbaustellen sind ferngesteuerte oder automatisierte Maschinen schon jetzt gang und gäbe. Eine solche operative Ausstattung macht eine Maschine aber teurer. Die Frage ist also, ob ein Unternehmer das bezahlen möchte, wenn er auch mit einem einfacheren und günstigeren Gerät auskommen könnte. In welchem Umfang das passiert, darüber würde ich jetzt keine Prognose wagen wollen.ABZ: Ist Elektrifizierung ein Trend? Kann sie eine Lösung für immer strengere Abgasregelungen sein?Schmid:Ja, das ist ein Trend, der aber gerne mal überstrapaziert wird. Im kleineren Bereich bei den Kompaktmaschinen sind erste batterieelektrische Maschinen zu sehen. Dort ist das auch durchaus sinnvoll. Je größer eine Maschine ist, desto schwieriger bis unmöglich wird es aber, diese batterieelektrisch zu betreiben. In absehbarer Zeit wird der Dieselmotor definitiv nicht zu ersetzen sein.ABZ: Gibt es inzwischen Einigungen zwischen den Herstellern zu systemübergreifenden Lösungen bei der Digitalisierung?Schmid: Vor etwa einem Jahr haben wir dazu eine Vereinbarung mit der Bauindustrie geschlossen und arbeiten seitdem daran. Es ist jedoch ein weiter Weg. Viele Parteien müssen ins Boot geholt und überzeugt werden. Dies betrifft allen voran auch unsere Mitglieder. Die ganz großen Player haben schon sehr viel in eigene Lösungen investiert, die auch gut funktionieren, aber eben nicht firmenübergreifend kompatibel sind. Es geht um Millionen und Abermillionen von Geldern. Es ist eine hochfirmenpolitische Entscheidung, ob man da einsteigt. Wir sind aber inzwischen soweit, dass viele Firmen die Notwendigkeit einer Einigung sehen.ABZ: Die bauma ist eine internationale Messe – Wieviel Sorge bereitet Ihnen die aktuelle Situation auf dem globalen Markt?Schmid: Die bereitet uns große Sorge. Wir sind abhängig vom freien Handel. Unsere Baumaschinenhersteller haben eine Exportquote von 75 %, bei Mining von 95 %. Wenn ein großes Land Handelskriege vom Zaun bricht und hohe Zölle von 20 % einführt, ist unter Umständen ein Maschinenhersteller, der in diesem Markt viele Jahre höchst erfolgreich war, unter großem Druck.Paus: Internationalisierung ist für unsere Branche eminent wichtig. Ich kenne kein Unternehmen mit einer Exportquote von unter 60 %.ABZ: Welche Auswirkungen hätte ein Austritt Großbritanniens aus der EU auf die Baumaschinenbranche?Paus: Unsere Branche ist von Großbritannien nicht unmittelbar abhängig oder nennenswert beeinflussbar. Das Austreten von Großbritannien aus der Europäischen Union wäre schade und würde mit Sicherheit nicht ohne Spuren abgehen, z. B. würden Handelsbeschränkungen das Geschäft beeinflussen. Aber das wäre für die Baumaschinenhersteller in Deutschland nicht systemrelevant und würde die Performance der Branche nicht aus der Bahn werfen.Schmid: Ein Handelskrieg zwischen USA und China kann dagegen für uns richtig bitter werden. Daher wollen wir auf der bauma die Bedeutung des Freihandels herausstellen. Deswegen werden wir Kanada, das mit der EU das Wirtschafts- und Handelsabkommen CETA geschlossen hat, als Partnerland der bauma präsentieren und auf diese Weise ein löbliches Beispiel ins Rampenlicht setzen.

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