VDMA

"Wir sprechen jetzt von der neuen, alten Realität"

Asien Bauwirtschaft
Joachim Schmid, VDMA-Geschäftsführer des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen: "Der Hybridantrieb wird sicherlich noch mehr als bisher eine Rolle spielen." Foto: Oschütz

Mit der bauma 2010 in München öffnet jetzt für eine Woche die weltweit größte Präsentation von Bau- und Baustoffmaschinen ihre Tore. Neu- und Weiterentwicklungen sowie Höchstleistungen aus Wissenschaft und Technik gehören auch in diesem Jahr zu den Besuchermagneten auf dem Münchener Messegelände. Darüber und über die Entwicklung der Branche gab Joachim Schmid, VDMA-Geschäftsführer des Fachverbandes Bau- und Bau-stoffmaschinen, Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ), ein Interview.

ABZ: Herr Schmid, die Hersteller von Bau- und Baustoffmaschinen kommen mit einigen Erwartungen zur bauma nach München. Erwarten Sie von der Messe den nötigen Schwung, um die Konjunktur wieder anzukurbeln?

Schmid: Die Erwartungen an die diesjährige bauma sind hoch. Das haben wir als Fachverband bereits im Vorfeld gespürt. Natürlich spielt dabei auch die verbesserte Lage auf den nationalen und internationalen Märkten eine große Rolle. Die Talsohle ist durchschritten. Deshalb wird es nach dem "Seuchenjahr" 2009 für viele Hersteller möglich sein, Marktvolumen und Marktposition wieder realistisch einschätzen zu können. Da kommt die weltgrößte Messe für Bau- und Baustoffmaschinen gerade zur rechten Zeit. Die Technikshow, da bin ich mir sicher, wird auch für eine Aufbruchstimmung sorgen. Man sollte sich heute mit den Jahren vor dem Boom vergleichen. "Wir sprechen nicht mehr von Krise, sondern von der neuen, alten Realität" – diese Formulierung von Dr. Christof Kemmann, Vorsitzender unseres Fachverbandes, trifft den Nagel auf den Kopf. Sicherlich kann die bauma keinen Markt verändern. Sie kann aber Optimismus verbreiten und die Stimmung in der Branche wieder aufhellen. Ich bin mir sicher, dass sich das auf die Auftragslage auswirken wird. Denn in verschiedenen Baubereichen machen sich bereits Investitionsstaus bemerkbar.

ABZ: Die bauma ist immer mit Superlativen – was neue Technik und Ausstellerzahlen anbelangt – verbunden. In welchen Bereichen macht sich der technische Fortschritt besonders bemerkbar?

Schmid: Eines steht fest: Die bauma ist weltweit für die Branche die Technologiemesse Nummer Eins. Das wird unter anderem auch durch die Anmeldungen der Hersteller für den bauma-Innovationspreis bestätigt. München ist nach wie vor eine Leistungsschau, auf der kein ernstzunehmender Hersteller fehlen darf. Im Vorfeld der Messe hat sich bereits angedeutet, dass sich zahlreiche Aussteller mit Umwelttechnologien beschäftigen. Der Hybridantrieb wird sicherlich noch mehr als bisher eine Rolle spielen. Aber auch andere energiesparende Konzepte werden von den Herstellern angeboten. Anforderungen des Marktes und Vorgaben des Gesetzgebers bei Vibrations-, Lärm-, Abgas- und CO2-Verminderungen treiben die Maschinenbauer zu Höchstleistungen. Allerdings stellt manche Vorschrift, die aus Brüssel kommt, die Hersteller vor große Probleme und ist an der Realität vorbei gedacht. Ein Beispiel: Gegenwärtig wird über die Einführung eines Geräuschgrenzwertes für Straßenfräsen nachgedacht. Ich kenne niemanden, der sich durch diese nur zeitweise an gleicher Stelle arbeitenden Maschinen gestört gefühlt hat. Umweltschutz sollte auch sinnvoll sein. Denn jeder Fortschritt muss sich auch rechnen.

ABZ: Betrachtet man die einzelnen Märkte, so setzen die meisten Hersteller auf die Wachstumsregion Ferner Osten. Wie schätzt der VDMA diese Entwicklung ein?

Schmid: Wachstumsregion wird in den nächsten Jahren die gesamte asiatische Region sein. Vor allem China und Indien bestimmen das Entwicklungstempo. Aber auch Lateinamerika wird immer interessanter für unsere Branche. Dazu zähle ich auch Nordafrika. Doch insgesamt gesehen spielen unsere angestammten europäischen Märkte immer noch die Hauptrolle. Das trifft auch auf solche im Moment schwachen Märkte wie Russland, Spanien, Portugal oder Tschechien zu – um nur einige zu nennen. Ich bin überzeugt, dass diese Märkte früher oder später wieder in neue Technik investieren müssen. Wie bei uns in Deutschland sind dort neue und anspruchsvolle Maschinen gefragt. Das werden auch die kommenden Messetage zeigen. Unsere VDMA-Mitglieder wissen das und sind darauf vorbereitet.

ABZ: China ist mit einer großen Schar von Ausstellern nach München gereist. Stehen sie dieser Entwicklung positiv oder eher negativ gegenüber?

Schmid: Die bauma ist eine Weltmesse. Deshalb sind alle Hersteller herzlich willkommen. Ich sehe es durchaus positiv, dass auch die Anzahl der chinesischen Aussteller zugenommen hat. Einige von ihnen stellen ordentliche Technik vor, die auf eigenen Entwicklungen basieren. Wer jedoch mit geklautem brillieren will, der wird es schwer haben. Produktpiraterie ist ein ernstzunehmendes Thema, das jedoch nicht nur auf China zutrifft. Unsere Mitgliedsunternehmen schauen schon genau hin. Das gilt auch für Maschinen, die nicht Richtlinienkonform sind. Wo mit dem CE-Zeichen Schindluder getrieben wird, werden wir einschreiten. Das hat auch etwas mit Arbeitsicherheit zu tun. Die bauma, als Messe der Innovationen, ist sicherlich der ungünstigste Platz, um mit Plagiaten zu glänzen. Wer das jedoch versucht, verstößt gegen internationales Recht und wird das auch in München zu spüren bekommen.

ABZ: Wenn sie in Ihre "Glaskugel" schauen, welche Umsatzentwicklung erwarten Sie für 2010?

Schmid: Wenn man eine Prognose wagt, so spielt das Krisenjahr 2009 natürlich eine wichtige Rolle. So stürzten im schwierigsten Jahr der Branche nach dem zweiten Weltkrieg die Umsätze bei Baumaschinen gegenüber 2008 um 51 Prozent ab. Bei den Baustoffmaschinen waren es 18 Prozent. In Anbetracht der aktuellen Auftragseingangsentwicklung werden die Baumaschinen-Umsätze 2010 wieder steigen. Wir rechnen mit mindestens fünf Prozent. Aufgrund der längeren Vorlaufzeit im Anlagenbau, werden die Baustoffmaschinen-Umsätze 2010 nochmals voraussichtlich um zehn Prozent zurückgehen. Unter dem Strich wird 2010 also noch einmal ein sehr schwieriges Jahr werden, in dem es für die Hersteller darum geht sich mit der neuen Situation zu arrangieren und von diesem Niveau aus wieder auf einen gesunden Wachstumspfad zu kommen.

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