Verbände äußern sich zur Lage am Arbeitsmarkt

Prozesse produktiver gestalten

Berlin (ABZ). - "Laut einer aktuellen Meldung der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Azubis am Bau erneut um 1 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung am Ausbildungsmarkt begrüßen wir sehr, denn sie trägt zumindest ein wenig dazu bei, die Facharbeiterlücke, die sich immer mehr auftut, zu schließen." Mit diesen Worten kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa, die jetzt bekannt gegebenen Zahlen.

Pakleppa weiter: "Damit haben die Bauunternehmen bei der Ausbildung erneut eine Schippe draufgelegt. Leider zeigen die Zahlen der Bundesagentur aber auch, dass die Zahl der offenen Stellen auf der einen Seite steigt und die Zahl der arbeitsuchenden Arbeitnehmer auf dem Bau sinkt."

Inklusive ausbaugewerblicher Berufe und Helfern ist die Zahl der offenen Stellen sogar um 14,6 Prozent auf 23 330 gestiegen. "Und das sind nur die Stellen, die der Bundesagentur gemeldet werden, die tatsächliche Zahl wird deutlich höher ausfallen." Mit diesen Worten äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller. "Die stille Reserve ist nahezu aufgebraucht – die Zahl der arbeitslosen Bauarbeiter ist seit Jahren im Trend rückläufig. Bei BaufacharbeiterInnen liegt die Zahl der gemeldeten offenen Stellen aktuell sogar deutlich über der Zahl der Arbeitslosen." So hätte die Bundesagentur für Juni 12 400 arbeitslose Baufacharbeiter mit bauhauptgewerblichen Berufen gemeldet, dies seien 13,5 Prozent weniger als im Juni 2021. Inklusive Helfern sowie ausbaugewerblichen Arbeitslosen sei die Zahl mit 92 100 Personen natürlich deutlich höher (–12,5 Prozent).

Pakleppa weiter: "Wir brauchen daher dringend mehr Zuwanderung, die aber angesichts des derzeit geltenden Facharbeitereinwanderungsgesetzes nicht möglich ist." Hierfür bedürfe es dringend eines praktikablen Zuwanderungsrechts. Pakleppa erklärt: "Insbesondere müssen wir den Zugang zum deutschen Bauarbeitsmarkt für berufserfahrene Bauarbeiter ohne formale Qualifikation erleichtern.

Als positives Beispiel sei die sogenannte Westbalkanregelung oder auch § 6 der Beschäftigungsordnung genannt, der aber bisher nur für EDV-Kräfte gilt. Denn trotz aller Digitalisierung und Technisierung des Bauens benötigen wir weiterhin qualifizierte Facharbeiter und Bauhandwerker auf den Baustellen und besonders auch beim Bauen im Bestand. Ansonsten kann die Branche die vielen Bauaufgaben im Wohnungsbau, im Verkehrswegebau aber auch in der energetischen Ertüchtigung des Bestands nicht erledigen."

Müller appeliert an alle Beteiligten: "Um die baupolitischen Ziele unserer Gesellschaft – wie die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum, die Mobilitätswende oder den klimaneutralen Umbau der Infrastruktur – bewältigen zu können, benötigen wir qualifizierte BaufacharbeiterInnen. Aber mehr noch: Wenn der Fachkräftebedarf nicht mehr – aufgrund des demografischen Wandels – über die freie inländische Reserve und in absehbarer Zeit auch nicht mehr über das europäische Ausland gedeckt werden kann, müssen wir vor allem unsere Prozesse produktiver gestalten."

Dies bedeute etwa die konsequente Prozessdigitalisierung von der Genehmigung bis zum Betrieb eines Bauwerks, die Vernetzung von Planung- und Bauprozessen sowie stationäre, industrielle Fertigungsmethoden.

Die gesamte Branche sowie die Auftraggeber seien gefordert, diesen radikalen Paradigmenwechsel am Bau jetzt anzugehen, wenn der Investitionsstau abgebaut und vor allem Klimaschutzziele eingehalten werden solle. Müller: " Es ist nicht mehr die Zeit für lange Debatten, wir müssen jetzt einen radikalen Wandel herbeiführen."

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