Verbausysteme sichern den Leitungsgraben

Neues Fernwärmenetz für Heilbronn

Heilbronn (ABZ). – Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG modernisiert das Fernwärmenetz im Stadtgebiet von Heilbronn. Im Zuge des Projektes "Dampfnetzumstellung Heilbronn" wird das bisherige Dampfnetz auf ein Heißwassernetz umgestellt.
Fernwärme Energieeffizientes Bauen
Für die neue Fernwärmeleitung wurden 12 m lange Kunststoffmantelrohre für den Vor- und Rücklauf eingezogen, fachgerecht verschweißt und zum Teil thermisch vorgespannt. Foto: Franz Kassecker

Dabei werden die alten Dampf-und Kondensatleitungen, die bisher in einem Betontrogkanal unter der Straße verlaufen, entfernt. Stattdessen werden neue Heißwasserleitungen direkt ins Erdreich verlegt. Den Auftrag für das rund 3,8 km lange Baulos 1 hat die Franz Kassecker GmbH aus Waldsassen erhalten. Für die Sicherung der Arbeiten in der Leitungstrasse setzte das Unternehmen den Leicht-Verbau LBR von E+S und die Verbaubox KS 60 von Krings Verbausysteme der terra infrastructure GmbH ein.

Die Baumaßnahmen sind Teil eines mehrjährigen Projekts zur Umstellung des Fernwärmenetzes von Dampf- auf Heizwasserbetrieb. Nach Aussage des Bauherrn umfasst die Modernisierung des Fernwärmenetzes in Heilbronn mehrere wichtige Maßnahmen. Bei der Umstellung auf Gas und Wasserstoff wird das bestehende Kohlekraftwerk durch ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) ersetzt, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und somit die Fernwärmeversorgung noch nachhaltiger zu gestalten. Langfristig ist geplant, auf CO2-armen Wasserstoff umzustellen. Im Rahmen der Erneuerung des Leitungsnetzes wird das alte Dampfnetz durch ein effizienteres, umweltfreundlicheres, modernes Heizwassernetz ersetzt. Diese Maßnahme soll Netzverluste reduzieren und die Energieeffizienz erhöhen. Zur Absicherung der Fernwärmeversorgung werden zusätzlich ein Wärmespeicher und eine Heizwasserkesselanlage errichtet.

Im ersten Bauabschnitt werden von Mai 2023 bis voraussichtlich August 2025 rund 3,8 km des Leitungsnetzes modernisiert. Dabei hat die Firma Franz Kassecker die neuen Kunststoffmantelrohre (KMR) für den Vor- und Rücklauf in der Nennweite bis DN 350 direkt ins Erdreich verlegt, gleichzeitig die bisherigen Leitungen zurückgebaut und den Betontrogkanal sowie die dazugehörigen Schachtbauwerke vollständig abgebrochen. Neben der Fernwärmeleitung wurde zusätzlich ein Kabelschutzrohrsystem einschließlich eines 4-fach-Speedpipe-Kabelschutzrohres eingebaut. Das erfolgte laut Nico Maschewski, Bauleiter im Tief- und Rohrleitungsbau des Unternehmens, sukzessive in Abschnitten von circa 50 bis 100 m, wobei während einer Bauphase im Frühjahr aus bautechnischen Gründen ein rund 500 m langer Abschnitt in der Heilbronner Karl-Wüst-Straße in einem Stück erneuert wurde. Nach dem Ausheben des Rohrgrabens wurde der im Bestand befindliche alte Betontrogkanal abgebrochen, wobei diverse asbesthaltige Bauteile entsorgt werden mussten. "Danach haben wir Verbaueinheiten eingestellt und den Rohrgraben auf die finale Einbautiefe von 1,42 Meter bis 3,56 Meter ausgehoben", so Maschewski weiter. Zum Einsatz kamen dabei mit dem Leicht-Verbau LBR von E+S und der Verbaubox KS 60 von Krings Verbausysteme, die dem ausführenden Unternehmen zufolge mit ihrem geringen Gewicht, einer hohen Belastbarkeit und einer großen Flexibilität punkten können.

Kombination von Grund- und Aufsatzplatten

"Beim Leicht-Verbau LBR handelt es sich um die kleinste und leichteste Verbaubox im E+S Programm, die sich besonders für die Verwendung in innerstädtischen Bereichen eignet – so etwa beim Kabel- und Rohrleitungsbau für Strom, Gas und Wasser –, bei denen in der Regel auch nur kleinere Baumaschinen zum Einsatz kommen", erklärt Fritjof Heiland, Fachberater bei der terra infrastructure GmbH. "Die Kombination von Grund- und Aufsatzplatten ermöglicht die Sicherung von Gräben bis in Tiefen von 3,5 Meter. Wie bei allen Aufsatzplatten gestaltet sich die Montage einfach, schnell und sicher, wobei die Verbindung durch Runge und Bolzen keine Fehler zulässt", betont Heiland. Gleiches gelte für die stabile Verbaubox KS 60, die ebenfalls auf hohe Belastbarkeit, geringes Gewicht und hohe Sicherheit ausgerichtet ist. Das soll die Box zum idealen System für kleinere und mittelgroße innerstädtische Kanalbaumaßnahmen machen. Sie soll aber auch für Einsätze im freien Gelände geeignet sein. Die Verbaustreben des Systems sind kompatibel mit denen der KS 100 Boxen. Die Lastaufnahme erfolgt über Gelenkfederpilze zwischen Streben und Verbauplatte. Daher sind Ein- und Rückbau sowohl im Einstell- als auch im Absenkverfahren mit kleineren Baggern schnell und problemlos durchzuführen.

Zunächst wurde der Boden im Bereich der Rohrgrabensohle ausgetauscht und circa 15 bis 20 cm tragfähiges Material eingebaut. Danach konnten die vorgesehenen 12 m langen Kunststoffmantelrohre für den Vor- und Rücklauf eingezogen und fachgerecht verschweißt werden. "Neben einer traditionellen Verlegeweise von Fernwärmeleitungen, bei denen U- oder Z-Dehner eingebaut werden, um die thermische Längenausdehnung der Rohrleitungen auszugleichen, wurden die Kunststoffmantelrohre in Heilbronn abschnittsweise auch thermisch vorgespannt", sagt Bauleiter Ma-schewski, der noch auf eine weitere Besonderheit hinweist. Abweichend von einer vom Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW) geforderten 10-prozentigen Durchstrahlungsprüfung, bei der eine stichprobenartige Prüfung von 10 % der gesamten Schweißnähte gemäß AGFW-Arbeitsblatt FW446 durchgeführt wird, forderte die EnBW eine Durchstrahlungsprüfung von 100 %. Statt der stichprobenartigen Überprüfung werden dabei alle Schweißnähte einer Röntgenprüfung unterzogen. Das soll ein Plus an Sicherheit bedeuten und dafür sorgen, dass jede einzelne Schweißnaht auf interne Fehler wie zum Beispiel Lunker, Einschlüsse, Versätze oder Risse überprüft wird.

Stabilität und Funktionalität der Leitung

Nach der vollständigen Verlegung, ZfP und Muffenmontage – unter Umständen auch der Durchführung einer thermischen Vorspannung – werden die Leitungsstränge eingesandet, das Kabelschutzrohrsystem montiert und der Rohrgraben fachgerecht verfüllt, um die Stabilität und Funktionalität der Leitung sicherzustellen. Dabei wird der Leitungsgraben in einem ersten Schritt bis auf circa 60 % der Rohrgrabenfüllung aufgefüllt und danach weiter schichtweise mit geeignetem Verfüllmaterial aufgefüllt.

Dies geschieht in Lagen von etwa 20 bis 30 cm, die jeweils verdichtet werden, um Setzungen zu vermeiden. Zum Schluss wird der Straßenbelag wiederhergestellt. Nach Aussage von Bauleiter Maschewski hat der Einsatz der Verbausysteme ebenso reibungslos funktioniert wie die Logistik. Das Baulos 1 wird aller Voraussicht nach bis August 2025 abgeschlossen werden.

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