Verhalten positiver Ausblick auf das Baujahr 2022

von: Reinhard Quast, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Unser Fazit für das Baujahr 2021 ist verhalten positiv: Trotz Corona konnten wir viele Bauprojekte neu beginnen, fortführen und auch vollenden. Der Bau ist damit einmal mehr ein wichtiger Pfeiler der deutschen Volkswirtschaft, und das, obwohl wir nur eine schwarze Null geschrieben haben. Aber die Rahmenbedingungen waren eben corona-bedingt schwierig. Allein der Wohnungsbau lief von der Nachfrageseite her sehr gut durch; Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau waren rückläufig. Hinzu kam eine bisher nicht gekannte Knappheit an Baumaterialien wie Holz, Kunststoffe oder Stahl, die aufgrund von gestörten Lieferketten zu extremen Kostensteigerungen führten.
ZDB Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Dennoch blicken wir weiter positiv gestimmt nach vorne und erwarten eine Umsatzsteigerung von real 1,5 Prozent für 2022. Der Wohnungsbau bleibt der Stützpfeiler der Baukonjunktur. Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiter hoch. Bis September wurden gut 282.000 Wohnungen genehmigt, etwa 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Wir halten die von der Ampel-Koalition gemachte Zielvorgabe von 400.000 Wohnungen jährlich für ambitioniert, würde sie doch eine schlagartige Erhöhung der jährlichen Baufertigstellungen um etwa 30 Prozent bedeuten. Wir rechnen in 2021 mit der Fertigstellung von etwa 310.000 und in 2022 von etwa 320.000 Wohnungen. Für 2022 rechnen wir im Wohnungsbau mit einem mit einer Umsatzsteigerung von nominal 7 Prozent. Demgegenüber fallen der Wirtschaftsbau und der öffentliche Bau ab: Der Wirtschaftsbau wird 2021 mit nur 1 Prozent plus nominal abschließen und in 2022 nominal 6 Prozent zulegen. Und die Umsätze im öffentlichen Bau werden in 2021 um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgehen und in 2022 nur um 2 Prozent zulegen (jeweils nominal).

Unsere Unternehmerbefragung hat gezeigt, dass der Kapazitätsaufbau der Betriebe fortschreitet. Auch im kommenden Jahr wollen deutlich mehr Unternehmen Beschäftigte neu einstellen (31 Prozent ), als die Zahl der Beschäftigten zu reduzieren (6 Prozent). Auch die Ausbildungsbereitschaft steigt, demnach will ein Drittel der Unternehmen im kommenden Jahr die Zahl seiner Auszubildenden erhöhen. Wir gehen daher davon aus, dass wir etwa 10.000 Arbeitsplätze schaffen werden. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung setzt ebenfalls – ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen – auf Investitionen: für die angestrebte Modernisierung der öffent-lichen Infrastruktur, für den Neubau von Wohnungen und für die Realisierung der Klimaschutzziele. Die Klimawende muss eben auch gebaut werden.

Das heißt also: auf die Bauwirtschaft kommt es an. Die mittelständische Bauwirtschaft bleibt als starke inländische Branche der Partner bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben im Land: Ob die klimagerechte Sanierung des Gebäudebestands, die Umsetzung der Verkehrswende durch die Stärkung der Infrastruktur oder die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum.

Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen zielgerichtet gesetzt sein. Wir brauchen Entschlossenheit bei der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine breite Anwendung mittelstands-gerechter Vergabeverfahren bei der öffentlichen Hand und klare Leitplanken zur Weiterentwicklung der Digitalisierung am Bau, gerade für Handwerksbetriebe und Mittelständler. Das sind die Voraussetzungen, damit in Deutschland schneller und effek-tiver gebaut werden kann.

Wenn die Autonomie von Planen und Bauen nicht gestärkt wird, bleibt die Leistungs-fähigkeit des Großteils der Baubranche zukünftig ungenutzt. Dies wäre nicht nur ein fatales Signal an die Bauunternehmen. Wenn die öffentliche Hand ihre Vergabeverfahren nicht mittelstandsgerecht ausgestaltet, drohen Handwerksbetriebe und Mittelständler zunehmend außen vor zu bleiben. Nur bei einer breiten Ausschreibung hat die gesamte Bauwirtschaft die Chance, ihr Know-how der guten handwerklichen Leistung einzubringen und so für das bestmögliche Ergebnis für die Bauwerke und Auftraggeber der öffentlichen Hand zu sorgen. Das Potenzial des guten Handwerksbetriebes darf nicht durch falsche Ausschreibung zerstört werde. Die Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudesektor ist eine große Herausforderung, der sich die Unternehmen aus dem Baugewerbe selbstbewusst stellen. Denn sie sind es, die die Klima-wende bauen.

Um die Klimaschutzziele im Gebäude-bereich zu erreichen, ist neben einem hohen Energieeffizienzstandard im Neubau insbesondere der Bestand an Gebäuden umfassend energetisch zu sanieren. Der Bauherr sichert sich mit einer entsprechenden Investition langfristig den Werterhalt seiner Immobilie. Sind Bauwerke stark geschädigt oder von ihrer Art nicht zukunftsgerecht, muss im beschleunigten Genehmigungsverfahren ein energetisch guter Ersatzbau realisiert werden. Gleichzeitig muss Wohnen jedoch für alle bezahlbar bleiben. Staatliche Förderprogramme wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude müssen angepasst an die gesetzlich geforderten Energieeffizienzstandards eine ausreichende finanzielle Förderung bieten. Bei einer Anhebung der verbindlich einzuhaltenden Effizienzstandards ist zu berücksichtigen, dass der Bund nur fördert, was er nicht schon fordert. Hier sind die Förderkulisse und das Verhältnis von Fördern und Fordern anzupassen.

Nachhaltigkeit liegt uns Bauleuten im Blut und ist Teil unserer DNA. Wir bauen die Klimawende – mit klugen Konzepten und technologischem Sachverstand, mit einem Geist, der die Freiheit des Unternehmertums schätzt und in dem es heißt: "Leinen los" für die Betriebe! Wir bauen Zukunft – wenn die Rahmenbedingungen gesetzt sind, durch die die Baubranche weiterhin Kapazitäten für die Bau-Aufgaben im Land bauen kann und indem wir das Nachhaltigkeitsprinzip in der ganzen Wertschöpfungskette Bau verankern. So geht der Weg in die klima-gerechte Zukunft.

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