Verschnitt wird in Big-Bags gesammelt

Porenbetonreste können recycelt werden

Duisburg (ABZ). – Der Hersteller von Baustoffen aus Porenbeton und Kalksandstein Xella möchte möglichst viele der in der Baustoffproduktion eingesetzten Primärrohstoffe durch gleichwertige Sekundärrohstoffe ersetzen. In den vergangenen Jahren brachte das Unternehmen bereits einige Projekte im Rahmen des Baustoff-Recyclings auf den Weg.

Das Unternehmen weist darauf hin, dass Bauabfälle den größten Teil des Abfallaufkommens einnehmen. Von den rund 412 Millionen t Müll, die 2017 in Deutschland angefallen sind, waren rund 53 % Bau- und Abbruchabfälle (Quelle: "Abfallbilanz 2017", Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019). Wertvolle, nur einmal verwendete Rohstoffe verbleiben in den Abfällen, diese landen letztlich auf Deponien, und die Rohstoffe gehen damit unwiederbringlich verloren. In solch einem linearen Stoffstrom sind Produkte nur 'von der Wiege bis zur Bahre – from Cradle to Grave' – konzipiert", sagt Dr. Oliver Kreft, einer der leitenden Wissenschaftler der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft.

"Ein Strategiewechsel hin zu einem geschlossenen Stoffkreislauf und damit zur Sicherung unserer Ressourcen duldet aber keinen Aufschub mehr", betont er. Mit höchster Priorität verfolgen daher die europäische Umweltpolitik und viele Unternehmen die Realisierung der Kreislauf- statt der "Wegwerfwirtschaft". So fordert die EU unter anderem bis zum Jahr 2020 eine Recyclingquote von mindestens 70 % bei Bau- und Abbruchabfällen. "Der ressourcenintensiven Bauindustrie komme die grundlegende Aufgabe zu, neue wirksame Konzepte und Prozesse zu finden, wie Bauabfälle zu einer Rohstoffquelle werden können", so Kreft. Und er ergänzt: "In den riesigen Bauschuttmengen stecken wichtige Rohstoffe, die in den Stoffkreislauf zurückzuführen sind. Wir brauchen also Produktkreisläufe 'von der Wiege bis zur Wiege – from Cradle to Cradle'." Solche Produkte erhalten nach einer strengen Prüfung das Cradle-to-Cradle-Zertifikat. 2011 erhielt Xella – als erster Baustoffhersteller überhaupt – ein Cradle-to-Cradle-Zertifikat, und zwar für den Ytong Energy+. 2013 wurden die Produkte Ytong und Multipor zertifiziert.

Xella arbeitet schon seit einigen Jahren intensiv an Lösungen, wie sich mineralische Bau- und Abbruchabfälle zu hochwertigen Recycling-Baustoffen aufbereiten lassen, die den Primärprodukten in nichts nachstehen, also gleichwertig in den technischen und ökologischen Eigenschaften sind. Um solche hochwertigen Sekundärrohstoffe aus den meist sehr heterogenen Bau- und Abbruchabfällen zu erhalten, ist jedoch eine entscheidende Voraussetzung zu erfüllen: Die Abfälle müssen sortenrein und frei von Schadstoffen sein.

Aus ökonomischen wie ökologischen Gründen setzt Xella so oft wie möglich Sekundärrohstoffe im Produktionsprozess ein, um die Produkte im Stoffkreislauf zu halten. Bereits seit Jahrzehnten betreibt Xella Recycling innerhalb der Porenbetonwerke: Fällt während der Produktion Porenbetonbruch an, wird dieser in verschiedenen Zerkleinerungsprozessen aufbereitet und wieder in die laufende Porenbetonproduktion, zum Beispiel als Sandersatz, zurückgegeben. "Die meisten unserer Produkte haben einen festen Bestandteil an Sekundärporenbeton als Zuschlagstoff. Das können 10 bis 15 Prozent sein, für bestimmte Produktlinien sogar noch mehr", sagt Oliver Kreft. Vor einigen Jahren führte Xella zusätzlich ein Rückgabesystem für Porenbetonreste von Baustellen ein: Statt Verschnittreste von Ytong Porenbeton oder Multipor Mineraldämmplatten, die speziell beim Neubau anfallen, für eine hohe Gebühr bei Entsorgungsfirmen abzugeben, können diese auf der Baustelle in sogenannten Big Bags gesammelt, anschließend mit einem codierten Verschlussband verschlossen und zusammen mit dem ausgefüllten Rückgabeschein ans Werk zurückgegeben werden. Dort werden sie, genau wie der Bruch aus der Porenbetonproduktion, wiederverwertet. Die Materialreste müssen dabei unbedingt sortenrein sein, das heißt, es dürfen keine Abfälle wie Folien oder Bauschutt in die Big Bags gelangen. Ein Big Bag hat ein Fassungsvermögen von rund 1 m³. Nach ihrer Verwendung werden die Big Bags recycelt, um daraus neue Kunststoffprodukte herzustellen. "Im Einführungsjahr 2015 wurden allein in Süddeutschland über 500 Big Bags an die Lieferwerke zurückgeführt", so Dr. Kreft. "Das sind etwa 200 bis 250 t Porenbeton. In den Jahren 2017/2018 hatten wir bereits 4500 Big Bags in ganz Deutschland." Das Big-Bag-System habe sich in der Praxis bewährt, so das Unternehmen. Die Xella-Kunden seien sehr zufrieden. Auch bei ihnen sei der Ressourcenschutz und das ökologische Bauen in letzter Zeit verstärkt in den Fokus der Interessen gerückt. Thorsten Ahlers ist Projektleiter bei der Firma Jely Haus, die seit mehr als 40 Jahren individuelle Ein- und Zweifamilienhäuser plant und baut – hauptsächlich mit Porenbeton. "Der Baustoff hat so viele positive Eigenschaften, zum Beispiel eine optimale Wärmedämmung und die vielen Vorzüge der Massivbauweise, dass wir den Großteil unserer Projekte damit realisieren", sagt er. In den letzten fünf Jahren würden seine Bauherren sich immer mehr für das Thema Nachhaltigkeit beim Bauen interessieren: "Unsere Kunden wollen heute beispielsweise mehr über die Grundsubstanz im Rohbau wissen, woraus der Porenbetonstein genau besteht, und welche Materialien wir im Innenausbau nutzen." Die Bauherren fragen, so Ahlers, ebenso danach, was mit defekten oder ungebrauchten Baustoffen auf der Baustelle geschehe, ob hierfür ein Recyclingprozess bestehe. Thorsten Ahlers kann dies für den Porenbetonverschnitt bejahen, denn schon seit einiger Zeit arbeitet Jely Haus mit dem Big-Bag-System von Xella. Alle sortenreinen Ytong-Reste kommen in die bereitgestellten Big Bags, werden anschließend von einem beauftragten Entsorgungsunternehmen abgeholt und innerhalb weniger Tage zum Porenbetonwerk gebracht. "Wir haben nun eine aufgeräumte, saubere Baustelle", sagt Ahlers, "denn Privatgrundstücke sind meist nicht groß, und riesige Müllcontainer stören die Bauabläufe." Das Arbeiten mit den Big Bags funktioniere in der Praxis sehr gut, lobt er.

Auch viele andere Xella-Kunden nutzen das Big-Bag-System intensiv, zum Beispiel das Bauunternehmen für schlüsselfertige Massivhäuser bauArt-Hannover GmbH. "Wir bauen unsere Häuser ausschließlich aus Ytong Porenbeton", so der Geschäftsführer Andreas Bausch. " Die Big Bags nutzen wir auf unseren Baustellen, seit Xella diese anbietet, denn wir schätzen diese einfache und umweltschonende Rückgabe der Porenbetonreste. Die Baustoffe nur auf der Deponie zu entsorgen ist teuer und nicht im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie unseres Unternehmens."

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