Verwaltungszentrum in Freiburg

Energie wird größtenteils aus der Fassade gewonnen

Fassaden
An der Aluminiumfassade des Freiburger Verwaltungszentrums, einer Pfosten-Riegel-Konstruktion, sind vertikale Photovoltaikelemente platziert, an Flächen, an denen die Sonneneinstrahlung als optimal berechnet wurde. Foto: Nürnberg Messe

Freiburg (ABZ). – Der Neubau des Freiburger Rathauses im Stühlinger wurde im November 2017 eröffnet. Das fünfgeschossige Verwaltungsgebäude versorgt sich mit erneuerbarer Energie selbst, denn der Siegerentwurf von ingenhoven architects setzt auf Photovoltaik-, Solarthermie- und Geothermie-Anlagen. Die Stadt Freiburg, das Fraunhofer Institut für Solarenergiesysteme und Drees & Sommer gestalten dabei gemeinsam ein Forschungsvorhaben zum Thema netzreaktive Gebäude.

Die Hauptfassaden des neuen Freiburger Rathauses sind im Grundriss polygonal angeordnete Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassaden mit einer Dreifach-Wärmeschutzisolierverglasung. Der Gesamt-U-Wert der Fassade, Uw (bestehend aus Pfosten, Riegeln, Öffnungselementen, Verglasung und Unterkonstruktionen) beträgt 0,8 W/m²K und erfüllt damit Passivhausstandard.

Die Fassade hat manuell öffenbare Lüftungsflügel in jeder zweiten Fassadenachse, mit denen natürlich gelüftet werden kann. Die Flügel sind, schmale raumhohe, hoch wärmgedämmte, opake Dreh-Kipp-Flügel.

Ein außenliegender Sonnenschutz ist als Aluminium-Raffstore ausgeführt:

  • Aluminium-Lamellen, 80 mm breit, seilgeführt, elektromotorisch übergeordnet angesteuert und manuell übersteuerbar.
  • windstabile Ausführung.
  • mit aerophysikalisch ausgelegter Lamellenknüpfung im oberen Bereich zur Gewährleistung der erforderlichen Luftumspülung des Sonnenschutzes und zur Tageslichtlenkung ausgeführt.

Der thermische Komfort im Sommer wird über einen moderaten Anteil von verglasten Flächen, die etwa 50 % der Fassadenfläche ausmachen, erreicht, weiter über den hoch wirksamen äußeren Sonnenschutz, über g-Werte der Verglasung von etwa 40 % und über entsprechend ausgelegte Lüftungsflügel. Der thermische Komfort im Winter wird über die hoch wärmedämmende Dreifach-Isolierverglasung Ug = ca. 0,5 W/m²K, in Verbindung mit der hoch gedämmten Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassade und den ebenfalls hoch wärmedämmenden opaken Bereichen sichergestellt.

Den Außenfassaden vorgelagert sind feststehende vertikale Aluminiumrahmen-Lamellen, die nach dem Sonnenstand ausgerichtet sind. Vorderseitig sind integrierte und entspiegelte PV-Elementen angebracht, rückseitig sind die Lamellen mit unbehandelten Holzelementen beplankt.

Durch den Einsatz von Glas, unbeschichtetem Holz, Aluminium und Mineralwolle, sind alle Fassaden und Materialien auf eine hohe Dauerhaftigkeit ausgelegt. Dazu gehört auch eine langfristige Reparatur- und Unterhaltsfreudigkeit, die durch die Wahl einfacher Konstruktionen - Pfosten-Riegel-Fassaden, vorgehängte hinterlüftete Bekleidungen, Standard-Sonnenschutzelemente – gewährleistet ist.

An der Aluminiumfassade, einer Pfosten-Riegel-Konstruktion, sind vertikale Photovoltaikelemente platziert, an Flächen, an denen die Sonneneinstrahlung als optimal berechnet wurde. Auch das Flachdach ist mit diesen Modulen ausgestattet, die dort 75 % der Fläche belegen. Teilweise sind es PVT-Module, die gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen.

Dadurch wird die Flächenkonkurrenz zwischen photovoltaischer und solarthermischer Nutzung aufgelöst. Durch die Sonnenenergie wird der Strombedarf des Gebäudes – Beleuchtung, Lüftung und der Betrieb von zwei Wärmepumpen – gedeckt. Letztere sind Teil der der geothermischen Anlage und dienen mit jeweils 200 kW der Wärmeerzeugung, v. a. im Winter. Für die Warmwasserversorgung sind die PVT-Module auf dem Dach zuständig. Die PV-Anlage auf dem Dach leistet 440 kWp, an der Fassade 220 kWp, der Primärenergiebedarf (EnEV) des Gebäudes liegt bei 45 Kwh/m2a.

Nicht zuletzt wegen seiner Dimension – mehr als 24.000 m² Bruttogrundfläche – übernimmt der neue Verwaltungsbau eine Vorzeigerolle. Aufgrund seines innovativen Charakters wird das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Von der Planung und Ausschreibung über die Qualitätssicherung bei Bau und Inbetriebnahme bis hin zum fortlaufenden Energiemonitoring: Dafür zeigt das Forschungsprojekt auf, wie Gebäude, die einen erheblichen Teil ihres Energieverbrauchs selbst erzeugen, mit dem städtischen Stromnetz kommunizieren. Durch einen hier entstehenden Prozessleitfaden mit Modellcharakter sollen ähnliche, vor allem kommunale Bauvorhaben, profitieren.

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