Vom "intelligenten Tool" bis zum Datenkonverter

Pionierarbeit in Bau-Softwareentwicklung geleistet

von: Ebba Stoffregen
MWM Software Bau digital
Wilhelm Veenhuis: Der Austausch von Baudaten in digitaler Form wird immer wichtiger. Zurzeit wird in Deutschland bspw. ein Bauvolumen von jährlich etwa 80 Mrd. Euro mittels GAEB-Datenaustausch transferiert. Foto: Stoffregen

BONN. - Als der Handyboom gerade begann, gründeten Michael Hocks und Wilhelm Veenhuis die MWM Software & Beratung GmbH mit Sitz in Bonn. Von Beginn an leisteten Hocks, vorher als selbständiger Softwareentwickler tätig, und Veenhuis, zuvor beim Computerhersteller Nixdorf beschäftigt und bis heute Mitinhaber einer Baufirma, Pionierarbeit in der Entwicklung von Bau-Software. Mit welcher Vision MWM startete, und wie das Unternehmen heute aufgestellt ist, darüber sprach die ABZ-Redaktion mit Wilhelm Veenhuis."Als wir 1992 an den Start gingen, kostete ein Handy ca. 3500 DM und Microsoft hatte gerade erste Erfolge mit dem Betriebssystem Windows erzielt", erklärte Veenhuis. In dieser Situation starteten die beiden geschäftsführenden Gesellschafter mit der Vision "Aufmaßdaten einfach mitzunehmen". Sie entwickelten eine Software für portable Pen-Computer, die das handschriftliche Eingeben gemessener Daten in den Computer auf der Baustelle erlaubte. Das Produkt wurde noch im Gründungsjahr auf den Markt gebracht und drei Lizenzen verkauft. Heute betreut das sechs Mann starke Team insgesamt über 2500 Kunden mit über 12.000 MWM-Lizenzen. "Und mit unserer 'Gründungssoftware' arbeiten bis heute mehr als 900 Anwender ", so der Vermessungsingenieur Veenhuis. Die Aufmaß-Software schuf damals die Basis des Unternehmens und wurde kontinuierlich weiter entwickelt. "Das Nachfolgeprogramm heißt heute MWM-Libero und erlaubt neben der Mengenermittlung das Verwalten von Adressen, das Schreiben von Angeboten oder Rechnungen. Die Software ist eines unserer wichtigen Standbeine und ein Alleinstellungsmerkmal. Seit Vertriebsstart 1999 haben wir mehr als 3300 Lizenzen nicht nur an Hoch- und Tiefbauunternehmen und Ingenieurbüros verkaufen können, sondern auch an alle bauangrenzende Gewerke die Aufmaße erstellen müssen", erklärte Veenhuis. Ebenso wie alle anderen Produkte arbeite auch MWM-Libero unter der vertrauten Windowsoberfläche. Die Masse-Daten könnten zudem heute mittels der Aufmaß-App MWM-Piccolo auf dem Persönlichen Digitalen Assistenten (PDA) oder auf dem Smartphone verarbeitet werden. Die Software für mobile Endgeräte verfüge über eine Bluetooth-Schnittstelle zu gängigen Laser-Entfernungsmessern. Zollstock und Zettel sind damit nicht nur hinfällig, sondern auch Rechenfehler werden durch hinterlegte Formelsammlungen minimiert. Die Anwendung DIG-CAD 5.0 Aufmaß ergänzt MWM-Libero und erstellt auch Aufmaße aus Zeichnungen und Bildern für eine grafische Bauabrechnung. Für die Baupraxis besonders wichtig sei zudem, so der Geschäftsführer, dass die sogenannten GAEB- und REB-Daten problemlos gelesen und erstellt werden könnten. Der Austausch von Daten ist die gemeinsame Sprache im Bauwesen, um z. B. Leistungsverzeichnisse (LV) auf elektronischem Wege den Baubeteiligten zur Verfügung zu stellen. "Die dazu notwendigen Konventionen sind in den Regelungen vom Gemeinsamen Ausschuss für Elektronik im Bauwesen (GAEB) beschrieben und nationaler Standard", erklärte Veenhuis, der seit 2001 Vorstandsmitglied im Bundesverband Bausoftware (BVBS) ist und dort den Arbeitskreis "Datenaustausch" leitet.Zum einen stehe GAEB für die Organisation und zum anderen für die Begrifflichkeit "Datenaustausch nach GAEB". Der GAEB, deren Geschäftsführung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) liegt, stellt Regeln für den Datenaustausch und Mengenermittlungen auf und erarbeitet Texte wie bspw. das Standardleistungsbuch für das Bauwesen (STLB-Bau und STLB-BauZ). Die Arbeitsergebnisse werden vom Deutschen Institut für Normung e. V. (DIN) herausgegeben und sind Voraussetzung für die Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung von Bauleistungen (AVA). Die organisatorischen und mathematischen Bedingungen für die Abrechnung werden – ebenfalls durch den GAEB – durch die Regelungen für die Elektronische Bauabrechnung (REB) 23.003 beschrieben. D. h. von der Formelberechnung mit Toleranzrahmen, über das Datenformat bis hin zum methodischen Vorgehen, kann die EDV Bauprozesse vereinfachen und rationalisieren.GAEB-Dateien sind strukturierte und standardisierte Formate, die unabhängig von Hard- und Software über die GAEB-Schnittstelle ausgetauscht werden. "Die Dateien können mit AVA- oder Kalkulations-Systemen, die eine entsprechende GAEB-Schnittstelle integriert haben, geöffnet und bearbeitet werden. Das Dateiformat GAEB DA XML ist zwar nicht genormt, gilt aber als nationaler Standard", sagte Veenhuis in Bonn. XML sei eine international anerkannte Beschreibungssprache, die die Verschlüsselungen von Dokumenten und die Einbindung elektronischer Unterschriften zulasse. Damit sei der elektronische Austausch des Bauvertrages möglich. "DA" stehe grundsätzlich für Datenaustausch, DA81 für Leistungsverzeichnisübergabe, DA83 für Angebotsaufforderung und DA 84 für Angebotsabgabe. Für die, die sich näher mit dem Thema GAEB auseinander setzen möchten, steht das kostenlose GAEB-Buch als Download unter mwm.de zur Verfügung. Eine gedruckte Version kann bei MWM ebenfalls kostenlos angefordert werden.

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MWM-Libero mit Handschrifteingabe auf einem Windows Tablet PC für die freie Mengenermittlung, Aufmaß und Mengenermittlung nach REB und GAEB für alle Firmen mit Bauprojekten. Grafik: MWM

"Bauunternehmer und -handwerker sparen dadurch Zeit. Sie müssen das LV nicht noch einmal schreiben, sondern führen die Kalkulation mit ihrem Programm durch, tragen die Preise in die GAEB-Datei ein und übergeben das ausgefüllte LV wieder auf elektronischem Weg an den Ausschreibenden zurück. Zudem verlangen mittlerweile viele private Ausschreibende – und die öffentlich vermehrt -, die Angebotsabgabe auf elektronischem Weg. Denn auch sie möchten Zeit sparen und die Daten zwecks Erstellung des Preisspiegels und Vorbereitung der Submission in ihr AVA-System einlesen", erklärte Veenhuis. Zurzeit wird in Deutschland ein Bauvolumen von jährlich etwa 80 Mrd. Euro mittels GAEB-Datenaustausch transferiert. Ab 2018 wird laut aktueller EU-Vergaberichtlinie auch von allen öffentlichen Auftraggebern eine elektronische Vergabe von Aufträgen gefordert."Manche Bauunternehmer befürchten, dass die Kalkulationsgrundlage mit übermittelt wird. Diese Sorge ist allerdings unbegründet", so der Geschäftsführer. "Bei der Kalkulation wird meist ein Einheitspreis pro Einheit ermittelt, z. B. pro Quadratmeter Pflaster 26 Euro. Manche ausschreibenden Stellen möchten allerdings wissen, wie viel Lohn, Material und Gerätekosten enthalten sind, um Preise mit anderen Bietern besser vergleichen zu können. In der GAEB-Datei können daher auch Teilpreise angegeben werden. D. h. der Bieter gibt die Preise für Lohn-, Material-, Geräte-, Nachunternehmerkosten in einer Position an. Die Kalkulationsgrundlage dafür wird dem Bieter jedoch nicht übermittelt." Der Ausführende müsse lediglich eine inhaltlich korrekte GAEB-Datei abgeben, um von der Submission nicht ausgeschlossen zu werden.Da die am Bau beteiligten Planer und ausführenden Unternehmen nicht immer die Datenaustauschbeschreibung GAEB nutzen, sind oftmals Leistungsverzeichnisse manuell einzugeben. Dieser fehlerträchtige und enorme Aufwand kann durch das Konvertierungsprogramms MWM-Primo vermieden werden. Das Abtippen von Angeboten, Ausschreibungen oder sonstigen Positionen wird durch dieses intelligente Tool überflüssig. Das Programm zum Einscannen von Leistungsverzeichnissen bzw. zum Konvertieren von u. a. Word-, Excel- oder PDF-Dateien und zur Korrektur von fehlerhaften GAEB-Dateien wurde erstmals Anfang 1993 vertrieben. Mit über 5000 MWM-Primo-Lizenzen sei MWM mittlerweile Marktführer in Deutschland im Bereich "GAEB-Konverter", so Veenhuis.Der Anwender kann mittels MWM-Primo beliebige Datei-Formate, wie z. B. Text-, Word-, Excel- oder sonstige Dateien, in GAEB- oder ÖNORM-Dateien konvertieren, ohne diese auszudrucken oder umständlich in AVA-, Kalkulations- und Abrechnungsprogramme etc. abzutippen. Auch kann das Programm die Daten aus eingescannten Leistungsverzeichnissen und PDF-Dokumenten übernehmen, dazu ist lediglich zusätzlich eine OCR-Software erforderlich. Der Anwender erfasst durch das Markieren der Texte mittels farbiger Textmarker beispielhaft an einer einzigen Position alle wesentlichen GAEB-Elemente. Ein einmal bearbeiteter und als Formatdatei gespeicherter LV-Typ kann für alle nachfolgenden Leistungsverzeichnisse gleichen Typs mit allen Grundeinstellungen immer wieder verwendet werden. Da ein problemloses Arbeiten mit GAEB-Dateien selbst dann nicht unbedingt garantiert ist, wenn die Ausschreibung als Datei übergeben wird, ist MWM-Primo mittels eines GAEB-Importes in der Lage, defekte GAEB-Dateien zu prüfen, zu korrigieren und neu aufzubauen. Außerdem kann der Anwender MWM-Primo als kostenlosen GAEB- und Ö-Norm-Viewer einsetzen.

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