Von Goldgräber-Zeiten ist wenig zu spüren

von:

Helmuth JACOBI, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie, Bonn

Baupolitik

Die Ziegelindustrie spürt – wie andere Baustoffbranchen auch – bislang wenig von den in den Medien so viel zitierten Goldgräber-Zeiten im Wohnungsbau. Es ist zwar richtig, dass sich in den letzten Jahren der Neubau von Mehrfamilienhäusern in Ballungszentren und Universitäts-Städten deutlich nach oben bewegt hat. Hier ist es aber doch häufig so, dass Reiche für sich selbst und für andere Reiche bauen und dieses Luxussegment am oberen Rand des Baugeschehens sich nun offensichtlich erschöpft hat. Wenig Impulse kommen auch vom Ein- und Zweifamilienhausbau-Bereich. Immer deutlicher wird es, dass sich die ersatzlose Abschaffung der Eigenheimzulage nun rächt. Es war nicht ein netter Mitnahmeeffekt, wie von vielen Seiten der Politik damals unterstellt, sondern der Wegfall ist eine echte Einstiegshürde für junge Familien, die sich Wohneigentum zulegen wollen. Deutschland ist wohl das einzigste entwickelte Land auf der Welt, das junge Familien so im Regen stehen lässt. Man muss sich einfach nur mal anschauen, was in Großbritannien der Staat alles tut, um mit zinslosen Darlehen und Bürgschaften die Voraussetzungen zu schaffen, damit sich auch ärmere Bevölkerungsteile ein Eigenheim leisten können.

Auch bei der energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien hakt es. Die Quote der Häuser, die im letzten Jahr energetisch saniert wurden, hat sich im Vergleich zu den Vorjahren deutlich abgesenkt. Angesichts der stark gesunkenen Energiepreise lohnen sich nur noch wenige energetische Maßnahmen, neben dem Austausch uralter Heizungen auch die Dämmung des Daches. Wenn es die Bundesregierung ernst meint mit der Energiewende, dann muss sie insbesondere dazu beitragen, dass die Wohn- und Gewerbeimmobilien deutlich energieeffizienter werden. Mit ein paar zinsverbilligten Darlehen oder kleinen Zuschüssen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau ist es dabei nicht getan. Die überwiegend älteren Eigentümer von Wohnimmobilien werden nur dann energetisch sanieren, wenn sie dafür belohnt werden. Eine steuerliche Entlastung ist dabei immer noch das Mittel der Wahl! Nachdem wie gesehen das Luxussegment im Mehrfamilienhausbau mehr oder weniger erschöpft ist, müssen sich alle Anstrengungen auf den Neubau von Wohnungen im sozialen Wohnungsbau und im preisgünstigen Segment konzentrieren. Wie viele Studien dargelegt haben, besteht dort ein immenser Nachholbedarf und durch die riesige Zahl von Flüchtlingen wird sich dieser Bedarf schnell noch weiter erhöhen. Durch die nun in der Diskussion befindlichen Sonderabschreibungen in bestimmten regionalen Teilen Deutschlands ist zumindest ein erster Schritt gemacht, um private Geldmittel für diese Ausgabe zu gewinnen. Mittel- und langfristig ist jedoch eine deutlich erhöhte Abschreibung, die unbefristet ist, erforderlich. Zusätzlich erforderlich sind noch erhebliche Mittel des Bundes für den sozialen Wohnungsbau und die Bereitstellung von bebaubaren Grundstücken durch die Kommunen.

Die deutsche Ziegelindustrie ist derzeit intensiv dabei, ihren Teil zur Lösung des extremen Mangels an Sozialwohnungen beizutragen. Es sind viele Projekte in der Planung und im Bau, die zeigen, dass mit Ziegeln schnell kostengünstig und im besten Sinne nachhaltig gebaut werden kann.

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