Von Tri auf Per

Über 15 Asphaltlabore bei der Umstellung erfolgreich begleitet

Offingen (ABZ). – Für rund 600 Asphaltlabore in Deutschland steht eine unumgängliche Umstellung ins Haus: Trichlorethylen (Tri), das bislang für die Extraktion von Bitumen aus Asphalt genutzt wird, verliert seine Zulassung – offiziell zum 21. April 2023.
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In der Waschtrommel wird das Bitumen aus dem Asphalt extrahiert. Foto: bam

Doch es könnte schon viel früher Schluss sein mit Tri. Weltweit gibt es nur noch einen großen registrierten Hersteller, der Tri in die EU liefert und dieser hat bereits angekündigt, seine Lieferungen einzustellen. Als ein langfristiges und zukunftssicheres Substitut hat sich Perchlorethylen (Per) auf dem deutschen Markt positioniert.

"Viele Labore schieben die Umstellung derzeit noch hinaus, aus Angst, die hohen Qualitätsstandards für reproduzierbare Prüfergebnisse nicht halten zu können. Diese Sorge ist unbegründet, denn die hohen Prüfanforderungen lassen sich auch mit Per zuverlässig erfüllen. Wichtig dafür ist, dass die Asphaltlabore auf einen professionellen Umstellungsprozess und die Prozessbegleitung durch Lösemittel- und Prüfgerätespezialisten setzen", sagt Bastian Geiss, geschäftsführender Gesellschafter der Richard Geiss GmbH mit Sitz in Offingen in Bayern. Sein Unternehmen ist nach eigenen Angaben einer der europaweit führenden Lösemittelspezialisten mit über 60-jähriger Erfahrung im Umgang mit Perchlorethylen.

Mit seiner Expertise hat das Familienunternehmen jüngst über 15 Asphaltlabore der Bayerischen Asphaltmischwerke GmbH & Co. KG für Straßenbaustoffe, kurz bam, bei der Umstellung von Tri auf Per erfolgreich begleitet.

"Seit 2020 ist die Verwendung von Per im deutschen Regelwerk im Rahmen der Werkseigenen Produktionskontrolle zugelassen. Aus der Verwendung in Nachbarländern und den umfangreichen Vergleichsuntersuchungen, die vor der Umstellung durchgeführt wurden, wussten wir, dass bei der Verwendung von Per der Laborbetrieb gleichermaßen aufrechterhalten werden kann. Je früher mit dem Umstellungsprozess begonnen wird, desto schneller kann der Regelbetrieb im Asphaltlabor wieder aufgenommen werden. Tri findet fast ausschließlich bei der Analyse von Asphaltgranulat zur Bestimmung des Erweichungspunktes Ring und Kugel noch Anwendung", erklärt Dr. Alexander Alisov, Laborleiter der bam. "Bezüglich der Ver- und Entsorgungssicherheit und der Laborgerätetechnik haben wir dank kompetenter Partner schnell gute Lösungsansätze finden können", so Alisov weiter.

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In den Destillationskolonnen von Richard Geiss werden Lösemittel-Altwaren recycelt und wieder zu hochreinen Destillaten aufbereitet. Foto: Richard Geiss

"Wir sehen in Per in der Tat das Lösemittel der Zukunft für die Analyse in Asphaltlaboren", sagt Bastian Geiss. "Durch die weltweit große Verbreitung und die unterschiedlichen Anwendungsbereiche hat Per eine umfangreichere Basis als Tri. Stand heute geht die Branche nicht davon aus, dass in den nächsten Jahren Beschlüsse oder Umbrüche hinsichtlich der Nutzung von Perchlorethylen kommen werden. Die Umstellung auf Per ist für die Labore also zukunftssicher, auf schätzungsweise mindestens 15 Jahre", erklärt Geiss weiter.

Bei der Asphaltanalyse werden die einzelnen Bestandteile des Asphalts (Gesteinskörnungen und Bitumen) wieder voneinander getrennt, Per löst dabei das Bitumen. Bei der anschließenden Destillation des Per-Bitumen-Gemischs lässt sich dann auch das Lösemittel wieder vom Bitumen trennen. An dem rückgewonnenen Bitumen lassen sich die vertragsrelevanten Eigenschaften (meist Härtegrad) sicher bestimmen. Die moderne und nachhaltige Asphaltproduktion erfolgt zunehmend unter der Verwendung von Asphaltgranulat, welches zuvor im Labor untersucht wird. Mit Per können auch die Recyclat-Komponenten sicher rückgewonnen werden.

Noch zögern viele Laborbetreiber, frühzeitig den Schritt in Richtung Per zu gehen. Ein professioneller und umfassender Umstellungsprozess aber gewährleistet hohe Qualitätsstandards für die geforderte Reproduzierbarkeit der Prüfergebnisse und hält die Umrüstungskosten im Rahmen. Lösemittel-Experte Bastian Geiss plädiert deshalb für eine spezielle Kooperation: "Mit einem bloßen Austausch des Lösemittels ist es nicht getan. Auch die Laborgeräte, wie Extraktionsanlage, Rotationsverdampfer und Wärmeschränke, müssen perfekt auf das neue Lösemittel Per eingestellt werden. Am besten arbeiten hier Asphaltlaborbetreiber, Laborgerätehersteller und Lösemittelhersteller eng zusammen."

Die etablierten Sicherheitsstandards für Tri funktionieren auch bei Per. So erfolgt die Umrüstung geeigneter Extraktionsanlagen: Im ersten Schritt wird das Trichlorethylen vollständig aus der Extraktionsanlage entfernt, im zweiten Schritt erfolgt die Adaption der Anlage durch den Anlagenhersteller. Erst dann, also im dritten Schritt, wird das Perchlorethylen in die umgerüstete Anlage eingebracht. So werden ungewünschte Reaktionen vermieden.

Die Reinheit des Lösemittels ist entscheidend, um exakte und reproduzierbare Prüfungsergebnisse zu gewährleisten, weshalb in den Asphaltlaboren ausschließlich Per als Frischware zum Einsatz kommt. Die Richard Geiss GmbH bietet ein hochreines Perchlorethylen speziell für Asphaltlabore an: Geiss Per Asphalt. Neben der Qualität ist auch die Stabilität des Lösemittels für die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse entscheidend.

"Da Asphaltlabore mit unterschiedlichen Asphaltmischungen arbeiten, sind die Überprüfung und die Stabilisierung des Lösemittels unabdingbar. Wir unterstützen die Labore dabei nicht nur mit dem Know-how unserer Experten, sondern auch mit unserem Stabilisator und Testkoffer, die wir speziell in Zusammenarbeit mit Anwendern für den Einsatz in der Asphaltanalyse entwickelt haben", betont Dirk Schild, Vertriebsbereichsleiter für Textil- und Oberflächenreinigung bei der Richard Geiss GmbH. Der Stabilisator aus der Prostab-Reihe dient der Erhöhung der Alkalität, um das Lösemittel im optimalen Arbeitsbereich zu halten. Der Testkoffer Geiss Per Test zur Lösemittelüberwachung ist mit allen notwendigen Messgeräten, Testreagenzien sowie einer Arbeitsanleitung für die selbständige Lösemittelüberwachung vor Ort ausgestattet.

Der Vorteil der Geiss-Dienstleistung: Auch wenn die Labore zur Asphaltanalyse ausschließlich Frischware als Prüfmittel einsetzen, müssen sie nicht auf einen nachhaltigen Lösemittelkreislauf verzichten. Denn anstatt Altware aus den Asphaltlaboren thermisch zu verwerten, recycelt die Richard Geiss GmbH nach eigenen Angaben diese und arbeitet sie in ihren Aufbereitungsanlagen am Firmensitz in Offingen zu hochreinen Recyclaten auf. Diese Recyclate kommen dann in anderen Bereichen, zum Beispiel bei der Metallentfettung, erneut zum Einsatz.

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