Bauaussichten 2025
Wachstum trotz Krise
von: Peter Aicher, Vorsitzender Holzbau DeutschlandWas vor rund 20 Jahren noch kaum vorstellbar schien, ist mittlerweile Realität – der mehrgeschossige Holzbau in den Gebäudeklassen 4 und 5 hat deutlich zugelegt und bietet noch viel Potential. Die Anzahl der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise in der Gebäudeklasse 4 und 5 ist in den vergangenen rund zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Dazu beigetragen hat vor allem auch die Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Holzbau Deutschland Instituts.
Sie liefert die Grundlagen, um baurechtliche und technische Hürden abzubauen und die Akzeptanz des Holzbaus weiter zu fördern, so dass er als gleichberechtigter Baustoff anerkannt wird.
Die Baugenehmigungen für Neubauten scheinen die Talsohle erreicht zu haben. Die Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern stabilisiert sich allmählich. Gleichzeitig füllen immer mehr Aufträge für Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen an Bestandsgebäuden die Auftragsbücher der Zimmerer- und Holzbaubetriebe. Energetische Sanierungen und Modernisierungen sowie Aus- und Umbauten bestehender Gebäude sind längst fester Auftragsbestandteil im Zimmerer- und Holzbaugewerbe. Sie betragen mittlerweile rund 50 Prozent des Umsatzes im Holzbau. Durch Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an Bestandsgebäuden können nicht nur der Energiebedarf spürbar reduziert, sondern auch klimaschädliche Emissionen deutlich verringert werden. Durch den vermehrten Einsatz von Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen wird der Anteil des klimafreundlichen Bauens weiter erhöht und der CO2-Anteil der Baubranche reduziert. Ein wichtiger und notwendiger Schritt, um das Ziel der Klimaneutralität in Deutschland und Europa zu erreichen.
Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldagentur, die im Oktober 2024 veröffentlicht wurden, haben einerseits gezeigt, dass der Baumbestand in Deutschland unter den Folgen des Klimawandels gelitten hat. Andererseits verfügt Deutschland nach wie vor mit 3,7 Milliarden Kubikmeter Holz über den größten Holzvorrat eines Landes in Europa. "Für die Klimawirksamkeit des Waldes ist", laut Bundeswaldinventur, "neben dem Waldspeicher die Holzverwendung wichtig. Durch das Anwachsen des Produktspeichers aus heimisch geerntetem Holz werden aktuell circa 5 Millionen Tonnen mehr Kohlendioxid aufgenommen als am Ende des Lebenszyklus der Produkte in den verschiedenen Verwendungsbereichen wieder in die Atmosphäre gelangt." Holznutzung und Verjüngung des Baumbestands können wesentlich dazu beitragen, die Klimaschutzleistung des Waldes zu steigern.
Der dringend notwendige Waldumbau hat begonnen. Wenn der Wald widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen werden soll, muss er verjüngt und durchmischt werden. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Fichtenbestände jetzt parallel zum Waldumbau zu nutzen; bevor diese durch "Verfall" den gebundenen Kohlenstoff wieder als CO2 in die Atmosphäre abgeben. Wird das Holz zum Bauen genutzt, wird der gebundene Kohlenstoff langfristig in Holzgebäuden "gespeichert". Der Holzbau stellt sich den Veränderungen und investiert kontinuierlich in Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Um den Holzvorrat weiterhin bestmöglich zu nutzen und ihn beim Bau von Holzgebäuden noch ressourcenschonender einzusetzen, wird die Forschung sich in den kommenden Jahren unter anderem mit der Kreislaufwirtschaft, der vermehrten Nutzung von Kalamitätsholz sowie der Nutzung von Laubholz befassen.
Der Holzbau investiert seit rund drei Jahrzehnten in Forschung und Entwicklung. Ziel ist es ihn an die stetigen Veränderungen anzupassen und Nachteile für den Holzbau durch Bauordnungen oder technischen Regelwerken abzubauen. Was vor rund zwanzig Jahren noch eine Vision war, ist längst Realität. So wurden beispielsweise dank Forschung und Entwicklung die Grundlagen geschaffen, um auch in den Gebäudeklassen 4 und 5 wirtschaftlich mit Holz zu bauen. Die langjährige Mitwirkung von Holzbau Deutschland in der Normungsarbeit und bei Gesetzgebungsverfahren zeigt Erfolge.
Damit der Holzbau für aktuelle Aufgaben und neuen Herausforderungen bestens ausgestattet ist, koordiniert und arbeitet das Holzbau Deutschland Institut an zahlreichen praxisrelevanten Forschungsprojekten. Ziel ist es, durch kontinuierliche Forschungsarbeit Kompetenzen bei Holzbauunternehmen und Planenden zu stärken und zu erweitern sowie praxisnahe Anwendungsmöglichkeiten zu erarbeiten, die Betriebe, Bauherren, Architekten sowie alle am Bau Beteiligten in ihrer täglichen Arbeit unterstützt und den Holzbau insgesamt weiter voranbringt.
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