Wegen Karbonatisierung

Landtagsumbau mit ungewisser Zukunft

von:

Marc Hadem

Betonbau und Stahlbetonbau
Rostiger Stahl zieht sich durch teils abgeplatzten Beton einer Außenmauer am niedersächsischen Landtag in Hannover (Niedersachsen). Foto: dpa

HANNOVER. – Um das Problem zu erkennen, braucht es keinen Experten: Schon ein kurzer Blick auf die Außenmauer des niedersächsischen Landtags lässt erahnen, dass hier etwas nicht stimmt. Rostiger Stahl zieht sich wie eine Ader durch den teils abgeplatzten Beton. "Karbonatisierung" nennen Fachleute das Phänomen, auf das jeder Bauherr am liebsten verzichtet. Seit kurzem ist es auch den Abgeordneten ein Begriff.Denn knapp fünf Monate nach Beginn des ehrgeizigen Großprojektes gefährdet eben jene "Karbonatisierung" nicht nur den Zeitplan. Das gesamte Projekt könnte ins Wanken geraten, wenn etwa die Statik des Gebäudes betroffen ist. Dies ist bislang unklar, auch ein angekündigtes Gutachten im Auftrag des Staatlichen Baumanagements dürfte kaum für mehr Klarheit sorgen – auch was mögliche Zusatzkosten angeht. Eines steht aber jetzt schon fest: Zum Nulltarif wird das Problem nicht zu lösen sein.Der Diplom-Bauingenieur Ulrich Schaarschmidt von der Fachhochschule Düsseldorf geht noch einen Schritt weiter. Für ihn sind die abgeplatzten Betonstellen ein klares Indiz für Pfusch bei früheren Bauarbeiten. "So etwas darf nicht passieren, das lernt schon jeder Betonbauer und Architekt in der Grundausbildung", sagt er. Wenn es doch dazu komme, belege dies eine unzureichende Betondeckung über den Stahlstäben. Erst 2004 wurden die Außenwände des Plenarsaals für 1,32 Mio. Euro saniert. "Das macht mich zornig", sagt CDU-Fraktionschef Björn Thümler.Die Kritik des Experten wird – weniger deutlich – bereits in einem ersten Bau-Gutachten für das Staatliche Baumanagement deutlich: "Nach Abnahme der Natursteinfassadenplatten weisen die äußeren Stahlbetonwandflächen oberhalb des Wandversatzes auf allen drei Fassadenseiten bereits visuell erkennbare Auffälligkeiten z. B. in Form von Kiesnestern durch Verarbeitungsfehler und in Form von Reparaturstellen auf", heißt es dort.In dem 27-seitigen Schreiben werden die Kosten der Mauersanierung mit knapp 930000 Euro beziffert. Es ist aber nicht die einzige Hiobsbotschaft, wie auch die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" erkannt hat: Sowohl die schwarze Farbe an den Kellermauern mit Anteilen einer potenziell krebserregenden Chemikalie sowie Schäden an den alten Fassadenplatten dürften zusätzliche Kosten verursachen.Die vier Landtagsfraktionen reagieren in diesen Tagen ungewöhnlich einmütig auf die schlechten Nachrichten: Trotz der neuen Schäden halten SPD, Grüne, CDU und FDP an der Einhaltung des Kostenrahmens von 52,8 Mio. Euro fest. Unisono lehnen sie Zusatzkosten ab. "Der Kostenrahmen sollte auf jeden Fall eingehalten werden", sagt Thümler, sein Kollege Christian Dürr von der FDP betont:"Das ist für uns das Ende der Fahnenstange." Für die SPD gelte nach wie vor der bestehende Kostenrahmen, betont Fraktionschefin Johanne Modder und ihre Kollegin Anja Piel von den Grünen erklärt: "Eine Debatte über eine Erhöhung dieses Rahmens steht für uns derzeit nicht an."Klare Worte, die aber schon bald gründlich überdacht werden könnten. Denn eine Alternative zur laufenden Sanierung – egal ob Abriss oder neues Sanierungskonzept – wird kaum günstiger werden. Letztlich war es in der vergangenen Legislatur neben der Kritik um Verstöße gegen den Denkmalschutz auch der Kostenrahmen, der bei der damaligen Abstimmung das Pendel gegen einen Abriss ausschlagen ließ.Ein Blick auf das aktuelle Budget zeigt, wie eng der finanzielle Rahmen ist: Nach Angaben des Finanzministeriums wären auch bei einem sofortigen Baustopp bereits 10 % der Gesamtkosten futsch – zu den 4,2Mio. Planungskosten kommt 1 Mio. Euro für bereits bezahlte Leistungen. Zudem gebe es weitere Beauftragungen im Wert von 2,8 Mio. Euro, die dann zwar nicht vollständig gezahlt werden müssten, wohl aber seien Ausfallhonorare zu erwarten, sagt ein Sprecher des Finanzministeriums. Nach dieser Rechnung stehen für eine alternative Lösung fernab des bisherigen Konzepts noch 45 Mio. Euro zur Verfügung.

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