Stabile Politik als Erfolgsfaktor für die Bauindustrie

"Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen"

von: Manfred Witzke, Vorsitzender des Fachverbandes Betonbohren und -sägen Deutschland (BBS)
Für die Betonbohr- und -sägebranche war 2024 ein noch auskömmliches Geschäftsjahr – mit individuellen Herausforderungen. Dabei ist die Entwicklung im Kreis unserer Mitglieder regional und je nach Ausrichtung unterschiedlich: Einige Fachbetriebe verzeichnen eine gleichbleibende Auftragslage, bei zahlreichen ist der Auftragseingang dagegen durchaus rückläufig. Der Rückgang bei Investitionen der Industrie, im Geschosswohnungsbau und auch der öffentlichen Hand ist inzwischen für ausführende Fachbetriebe nachhaltig spürbar, wenn auch noch nicht existenzbedrohend. Damit einher geht eine gewisse Zurückhaltung bei der Investitionsbereitschaft in Maschinen und Werkzeuge, die unsere Herstellermitglieder verzeichnen.
Fachverband Betonbohren und -sägen Bauaussichten
Manfred Witzke, Vorsitzender des Fachverbandes Betonbohren und -sägen Deutschland (BBS). Foto: Fachverband

In diesem Umfeld feierte der Fachverband 2024 sein 40-jähriges Jubiläum. Auf der Jahreshauptversammlung im Juni dieses Jahres in Warnemünde blickten die Mitglieder auf erfolgreiche vier Jahrzehnte einer gelegentlich wechselhaften, aber in Summe erfolgreichen Entwicklung ihrer Branche zurück. Ich bin mir sicher, unsere hoch qualifizierte Branche wird auch in Zukunft erfolgreich bestehen und mit ihren spezialisierten Leistungen einen nachhaltigen Beitrag zur positiven Entwicklung der allgemeinen Baubranche leisten.

Ob die Rahmenbedingungen dafür zukünftig stimmen, steht auf einem anderen Blatt. In seiner Entwicklung bewegt sich Deutschland seit einiger Zeit eher seitwärts, wenn nicht gar abwärts. Wirtschaftlich bedenkliche politische Entscheidungen in der Vergangenheit gipfelten zuletzt in der Auflösung der Regierungskoalition. Das ist kein gutes Fahrwasser für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung und auch nicht für die Schlüsselindustrien unseres Landes. Im Ergebnis wird Deutschland nach einer Prognose der Industriestaaten-Organisation OECD im kommenden Jahr so langsam wachsen wie keine andere entwickelte Wirtschaftsnation. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte lediglich um 0,7 Prozent zulegen, heißt es im Anfang Dezember veröffentlichten Wirtschaftsausblick.

Hier muss sich etwas ändern! Die deutsche Wirtschaft braucht Verlässlichkeit bei der Ausgestaltung von Rahmenbedingungen, gepaart mit dem Willen, in der Politik und der Gesellschaft unser Land weiter voranzubringen. Für die Zukunft gilt es, pragmatische Lösungen zu finden, um unternehmerischem Handeln wieder zum Erfolg zu verhelfen. Denn nach meinem Verständnis gibt es in Deutschland Arbeit und Aufgaben in ausreichendem Maß – in Teilen mehr, als kurzfristig zu bewältigen wären –, diese müssen jedoch konsequent angegangen werden. Zurückliegende Programme der Bundespolitik haben in der Vergangenheit für eine große Verunsicherung gesorgt. Die Weigerung, notwendige Reformen anzugehen, ist nicht förderlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Ich erlaube mir zu sagen, die letzte echte Reform für Deutschland und seine Wirtschaft erfolgte mit der Agenda 2010 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder. Gleichzeitig möchte ich betonen: Wir werden nicht schlechter, aber andere werden besser. Es bedarf einer Verlässlichkeit und eines echten Willens, dem entgegenzuwirken – und zwar durch die politische Neugestaltung geeigneter Rahmenbedingungen für die Wirtschaft.

So gilt es zu verhindern, dass Standorte der deutschen Industrie und somit Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, mit Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt. Dabei spreche ich für uns als eine Dienstleistungsbranche: Unserer Leistungen sorgen dafür, dass es in anderen Bereichen vorangeht – bei Investitionen der Industrie, im Bereich der Immobilienwirtschaft, bei der Sanierung im Bestand, bei Investitionen der öffentlichen Hand und insbesondere der Erneuerung von Infrastruktur. Hierbei ist zu beachten, die BBS-Branche ist ortsgebunden, unsere Mitglieder können ihre Dienstleistungen nur hier, vor Ort erbringen. Somit sind wir bis zu einem gewissen Grad abhängig von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Und sollte es zu einem längerfristigen Rückgang der Auftragslage kommen, wird auch unsere Branche Kapazitäten abbauen. Diese im Falle eines Wirtschaftsaufschwunges wieder zu erhöhen, wird im Zuge des auch für unsere Branche geltenden Fachkräftemangels nur schwer realisierbar.

Blicken wir abschließend optimistisch nach vorn: Noch ist die wirtschaftliche Lage relativ stabil, wenngleich große Herausforderungen vor uns liegen. Innenpolitisch bereitet mir die Stärke der politischen Ränder Sorgen. Umso wichtiger ist es, dass die politische Mitte und Mehrheit lösungsorientierter agiert und diese Lösungen aktiv propagiert. Wir brauchen keine Paradigmen und irrationalen Vorgaben. Um mit den abgewandelten Worten von Willy Brand zu sprechen – wir sollten mehr Pragmatismus wagen. Deshalb mein Appell an die zukünftigen politisch Verantwortlichen: Wir brauchen optimale und verlässliche Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Wirtschaft und engagierte gesellschaftliche Gruppen die Zukunft unseres Landes aktiv gestalten, unseren Wohlstand erhalten und im besten Falle mehren können. In diesem Sinne wünsche ich allen BBS-Fachbetrieben eine weiterhin erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung.

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