Wirtschaftlicher und ökologischer Überflutungs- und Rückstauschutz

"Neues Wallufer" entsteht in Lübeck

Lübeck (ABZ). – Auf dem historischen Gelände der Lübecker Stadtwerke, dem ehemaligen Standort des alten Gasometers, entsteht das Gesamtquartier "Neues Wallufer". Es liegt direkt am Stadtgraben, der ein Teil der in die Ostsee mündenden Trave ist. Das Quartier wird nicht nur modernen Wohnraum bieten. Zusätzlich entstehen auf dem Areal gewerblich genutzte Büroflächen und Gastronomie.
Baustellen
Die Blockrigole der Bezeichnung Aco-Stormbrixx dient der Regenwasserspeicherung. Fotos: Aco

Im Zuge der Arbeiten mussten die Verantwortlichen einen Überflutungs- und Rückstauschutz realisieren, doch ein flächendeckender Ausbau der Kanalnetze wäre auf der Baustelle vor Ort technisch kaum umsetzbar und unwirtschaftlich gewesen. Zur Vermeidung von Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur waren deshalb individuelle Maßnahmen gefragt – darunter Systemlösungen des Herstellers Aco.

Hochwasserprävention

Bevor das Gesamtprojekt realisiert werden konnte, mussten die Projektleitenden umfangreiche Bodensanierungsmaßnahmen durchführen. Ein besonderes Augenmerk lag von Beginn an auf der Entwässerungstechnik. Die direkte Lage am Ufer des Lübecker Stadtgrabens war dafür ausschlaggebend. So wurde bei der Planung der Einleitstellen von Oberflächenwasser in die Vorflut der maßgebende Hochwasserstand der Trave von 3,87 m üNN berücksichtigt. Um das Gelände vor Überflutung und Rückstau aus der Trave zu sichern, sah die Bauplanung Pumpstationen an zwei Einleitstellen vor. Damit, und unter Berücksichtigung der Einbauhöhen der Schächte (Deckelhöhen 3,9 üNN), haben die Verantwortlichen die amtlichen Auflagen aus dem Genehmigungsbescheid für die Grundstücksentwässerungsanlage erfüllt. Zu der Entwässerung gemäß DIN 1986-100 und dem benötigten Rückhalteraum nach DWA-A117 wurde auch ein zusätzliches Überflutungsvolumen zur Verfügung gestellt.

Gedrosselte Einleitung

Wichtig war vor allem die Umsetzung einer kompakten, wirtschaftlichen Lösung. Das Gelände der alten Stadtwerke Lübeck besitzt viele Bestands- und Versorgungsleitungen. Diese können aufgrund der Größe und notwendigen Aufrechterhaltung der Versorgung anderer Nutzer nicht umgelegt oder abgeschaltet werden. Dadurch hat sich ein sehr begrenztes Baufeld mit knappen Abmessungen ergeben.

In Abstimmungsgesprächen zwischen dem Planungsbüro schoppe + partner, dem Bauherren Garbers Partner und Aco einigten sich die Verantwortlichen auf ein effizientes System. Das anfallende Regenwasser von Dach- und Verkehrsflächen wurde über zwei Rückhalteräume (Rigolen) mit integrierter Drossel geleitet und anschließend in einem Kontrollschacht zusammengeführt. Die Drosseln regulieren die abzugebende Wassermenge, um den folgenden Leichtflüssigkeitsabscheider auf eine wirtschaftliche und kompakte Nenngröße auslegen zu können. Nachgeschaltet ist ein nach DIN 1999-100 vorgeschriebener Probeentnahmeschacht.

Die zwei Rückhalteräume mit einem Volumen von etwa 14 und 100 m³ nehmen das umliegende Regenwasser auf. Die in den Rigolen integrierte Drosseleinheiten gewährleisten eine geregelte Abgabe des zurückgehaltenen Wassers in einen zentralen Regenwasserschacht, erläutert Aco. Die Drosselleistung (32,1 l/s) erfolgte nach Vorgabe des Genehmigungsbescheides. Die Lochblendengröße der Drossel (Durchflussmenge 0 bis 52 l/s) kann objektspezifisch erstellt werden.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Fachkraft (m/w/d) für die technische..., Pullach im Isartal  ansehen
Bauhelfer (m/w/d) in Vollzeit, Frickenhausen  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Baustellen
In Position gebracht: Leichtflüssigkeitsabscheider, Probenahmeschacht und Doppelpumpstation.

Eine Besonderheit bei der hier eingesetzten Drosselung ist, dass sie Bestandteil eines Schachtkörpers der Rigole ist. So konnten die Ausführenden auf separate Drosselschächte verzichten. Von den Rigolen aus wurde in einen Regenwasserschacht entwässert, der schon im Bestand war. Daher mussten die Mitarbeitenden die einzelnen Komponenten so aufeinander abstimmen, dass die Höhe des Übergabeschachtes zum Gesamtsystem passt. Zunächst wurden der Koaleszenzabscheider, der Probenahmeschacht sowie die Doppelpumpstation gesetzt. Danach sind die Systeme über entsprechende Rohrleitungen verbunden und an einen Freiluftschrank mit Rückstauschleife angeschlossen worden. Im letzten Schritt ist der Anschluss an den vorhandenen Übergabeschacht erfolgt.

Systemlösungen von Aco

Das gesammelte Wasser wird in die nachgeschaltete Abscheideranlage des Typs Aco-Koaleszenzabscheider-Oleopator-C-OST-NS-40 abgeführt. Gravitation und Filter trennen Öl, Sedimente und Feinpartikel vom Wasser. Der Leichtflüssigkeitsabscheider mit der Nenngröße NS 40 ist aus Stahlbeton gefertigt und hat einen Schlammfang von 5000 l. Über einen nachgeschalteten Probenahmeschacht können Wasserproben des aus dem Oleopator-C-OST ablaufenden Wassers genommen werden. Über die Aco-Doppelpumpstation-Powerlift-PSD-B-1500 mit Rückstausicherung und den Freiluftschrank mit Rückstauschleife wird das von Schadstoffen gereinigte Wasser in den Regenwasserschacht und anschließend in die Trave geleitet.

Baufeld 2

Das Baufeld 2 befindet sich an der dem Wallufer abgewandten Seite des Geländes. Hier ist vor einiger Zeit ein Hotel, als Teil des "Trave Campus", entstanden. Für die Schwarzwasserbehandlung der anfallenden Abwässer aus dem Hotel und den geplanten Quartiershäusern mussten die Organisatoren eine neue Lösung finden. Der vorhandene Schacht, die Dimensionierung der vorhandenen Schmutzwasserpumpstation und die geringe Anstauhöhe entpuppten sich als ein Problem. Unter Berücksichtigung der baulichen Gegebenheiten sowie der Wirtschaftlichkeit habe eine an die zu erwartenden Wassermengen angepasste neue Schmutzwasserpumpstation die effizienteste Lösung dargestellt.

Zur Schwarzwasserbehandlung wurde im Baufeld 2 eine entsprechende Hebeanlage vom Typ Aco-Doppelpumpstation-Powerlift-PSD-B-1500 installiert. Die Fertigteilpumpstation, integriert in einem Pumpenschacht, pumpt das Wasser über eine Rückstauschleife in die Sammelleitung an der Moislinger Allee.

Das gesammelte Oberflächenwasser wird zunächst in einen NS80-Bypass-Abscheider geführt. Vom Aco-Oleopator-Bypass-C-FST-NS10/100 wird das von Schadstoffen gereinigte Wasser in einen Regenwasserschacht und anschließend in die Trave geleitet. Mithilfe der Oleopator-Bypass-Lösung konnten die Verantwortlichen sowohl die Kosten als auch den Platzbedarf für die notwendige Anlage halbieren.

In die Betrachtung sind nicht nur die anlagentechnischen Aspekte eingeflossen, sondern auch Anforderungen an Erdarbeiten, Logistik und Leitungsverminderung.

Mithilfe der Aco-Systemlösungen konnten die Verantwortlichen ein wirtschaftliches und ökologisches Gesamtkonzept zur Regen- und Schwarzwasserbehandlung nach dem neuesten Stand der Technik umsetzen. Alle Arbeiten auf dem Gelände wurden bei laufendem Betrieb ausgeführt.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen