Wohnkomplex "Sapphire"

Hinterschnittsystem bei spektakulärem Wohnbau verwendet

Fassaden
Keil arbeitet für die Fassade des Vanke Pavillon der Mailänder Expo mit dem italienischen Steinzeug-Spezialisten Casalgrande Padana zusammen. Foto: Hufton+Crow

Berlin (ABZ). – Der Saphir ist ein seltener Edelstein. Man findet ihn in Sri Lanka, Indien, den USA, Australien oder Nigeria – und neuerdings auch in Berlin. Hier, im Bezirk Mitte, dem pulsierenden Herzen der Hauptstadt, hat Daniel Libeskind mit dem "Sapphire" einen Wohnkomplex geschaffen, so spektakulär und selten wie der Kristall, nach dem der Stararchitekt das Objekt benannt hat. Funkelnd und facettenreich wie der gleichnamige Juwel ragt das mehrstöckige Gebäude aus den rein funktionalen Wohnhausbauten der Straßenflucht heraus. Die Assoziation ist vor allem der Fassade geschuldet: Komplex geformt, mit vielen asymmetrischen Elementen und dem kompletten Verzicht auf rechte Winkel, mit ungewöhnlichen Sichtachsen und Perspektiven erinnert sie unwillkürlich an einen geschliffenen Edelstein. Auch die Farbe der Außenverkleidung ist die eines bläulich schimmernden Saphirs. Für die komplett hinterlüftete Fassade wurden bioaktive, selbstreinigende Feinsteinzeugplatten mit reliefierter Metallic-Oberfläche verwendet. Mehr als 3600 dieser Keramikelemente produzierte der italienische Steinzeug-Spezialist Casalgrande Padana nach Entwürfen von Daniel Libeskind; 3100 davon wurden nach Maß zugeschnitten und millimetergenau in die komplexe Oberflächenstruktur der Außenverkleidung eingepasst.

Möglich wurde diese einzigartige Fassade aber erst durch eine Befestigungstechnik, welche die Fixierung der Platten unsichtbar macht und die Oberfläche so von störenden sichtbaren Befestigungspunkten befreit. Hier fiel die Wahl auf das Hinterschnittsystem des Befestigungsspezialisten Keil. Das Familienunternehmen mit Sitz in der Nähe von Köln hat das Potenzial der Hinterschnitttechnik bereits früh erkannt und in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mit vorangetrieben. Kein anderer Anbieter hat in diesem Segment so viele Europäisch Technische Bewertungen (ETAs) wie Keil. Mit Casalgrande pflegt Keil seit vielen Jahren eine gute Partnerschaft. Gemeinsam hat man bereits zahlreiche anspruchsvolle Fassaden realisiert, darunter die des Vanke Pavillion auf der Expo in Mailand. Zudem hält Casalgrande eine eigene ETA mit dem Keil Hinterschnittanker als zugelassenem Befestigungsmittel.

Das Keil Hinterschnittsystem ist so einfach wie genial: Mittels eines patentierten Bohrsystems wird an der Rückseite der Fassadenplatte eine Bohrung angebracht, die die Platte nicht durchstößt und die im Bohrlochgrund vergrößert ist. In die Bohrung wird anschließend der Keil Hinterschnittfassadenanker eingesetzt, der eine formschlüssige und spreizdruckfreie Befestigung garantiert. In einem einzigen Arbeitsgang erfolgen das Setzen des Hinterschnittankers und die Montage der Agraffe. Ist die Platte mit Agraffen versehen, kann sie unmittelbar in die Unterkonstruktion eingehängt werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch den verborgenen Hinterschnittfassadenanker bleibt die Ästhetik der Fassadenplatte frei von sichtbaren Bohrungen und anderen störenden Elementen. So können hochwertige Fassadenplattenoberflächen ungestört und sicher befestigt zur Geltung kommen. Das Keil-Hinterschnittsystem gilt als besonders sicheres und bewährtes Befestigungsmittel auch für dünnwandige Fassadenplatten wie sie am "Sapphire" verbaut wurden.

Die Hinterschnitttechnik bietet darüber hinaus wirtschaftliche Vorteile: Neben Langlebigkeit und geringerem Wartungsaufwand lassen sich auch die Reinigungskosten senken, denn durch die rückseitige Befestigung gehören Schmutzfahnen der Vergangenheit an. Witterungsunabhängig erfolgt die Montage des rein mechanischen Befestigungsmittels. Zudem verstehen sich die Hinterschnittanker von Keil mit nahezu jedem erhältlichen Plattenmaterial an der vorgehängten hinterlüfteten Fassade – ob Keramik, Feinsteinzeug, Naturwerkstein, Faserzement, Glasfaserbeton, Mineralwerkstoff, Kunststoff/HPL, Glaskeramik oder glasfaserverstärktem hochfestem Beton. So bietet diese Art der Befestigungstechnik unendliche Möglichkeiten der Gestaltung. Ob geschlossene oder offene Fugen, ob elegant, traditionell, modern, filigran oder unkonventionell. Mit ihr sind selbst kühnste Fassadenentwürfe wie der des "Sapphire" realisierbar.

Doch auch für die Spezialisten von Keil war das "Sapphire" kein 08/15-Projekt. "Mit seiner expressiven Architektur hat Libeskind sämtliche Partner vor große bautechnische und technologische Herausforderungen gestellt", bestätigt Keil- Produkt Manager Georg Miebach. "Für uns galt es, die besondere architektonische Kreativität und das herausragende Design mit Bauvorschriften und Zulassungsbestimmungen in Einklang zu bringen. Mit den Detailplanern des Fassadenbauers Medicke haben wir uns im Vorfeld immer wieder bezüglich besonders kniffliger Konstruktionsdetails eng abgestimmt, um sicherzustellen, dass der Hinterschnittanker Made in Germany eine zulassungskonforme Befestigung gewährleisten kann. Insgesamt haben wir fast 15.000 Hinterschnittanker geliefert, von denen jeder einzelne ein Gewicht bis zu 900 kg tragen könnte."

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Für die komplett hinterlüftete Fassade des Sapphire" wurden bioaktive, selbstreinigende Feinsteinzeugplatten mit reliefierter Metallic-Oberfläche verwendet. Foto: Corrado Ravazzini

Die Geometrie der Fassade erlaubte lediglich 500 Elemente im Standard-Format 60 cm x 120 cm. Die restlichen 3100 Keramikplatten mussten nach präzisen Arbeitsblättern aus den Konstruktionszeichnungen der Fassadenoberfläche nach Maß zugeschnitten werden. Dieser Zuschnitt erfolgte nicht zufällig, sondern so, dass das Relief auf den Platten präzise und nahtlos zusammengesetzt werden konnte.

Für die spreizdruckfreie Montage mit den Keil-Hinterschnittankern wurde – von vorne unsichtbar – auf der Rückseite der dünnen Keramikelemente die in der Statik ermittelte Anzahl an Systembohrungen erstellt, die im Bohrlochgrund aufgeweitet sind – sogenannte Hinterschnittbohrungen. Vier solcher Bohrungen waren an den Fliesen mit Standardmaß notwendig, an den Elementen mit Spezialmaß jedoch bis zu acht – je nach Abmessung und Besonderheit der Befestigungssituation der individuellen Fassadenkomponente. Angesichts der hohen Anzahl an Spezialelementen wurden alle Keramikplatten auf der Rückseite mit einem Identifikationscode versehen, um vor Ort die exakte Positionierung sicherzustellen.

Um den Zeitplan zu erfüllen, wurden die Keramikplatten in 15 getrennten Transporten angeliefert. Das Material musste auf Spezialpaletten verpackt werden, von denen einige nur 15 Stk. tragen konnten. Die vollständige Auslieferung zog sich über neun Monate hin, die gesamte Bekleidung konnte innerhalb von nur vier Monaten montiert werden. Die Montage, die detaillierte Werkplanung inklusive 3D-Planung und die Fertigung aller Komponenten wurde von Metallbau Medicke aus Glauchau vorgenommen, einem Fassadenbauer, dessen erfahrene Monteure sich mit anspruchsvollen Bauvorhaben auskennen. Doch auch Geschäftsführer Marcus Medicke bewertet das "Sapphire" als eine der größten bautechnischen Herausforderungen, vor die sein Unternehmen bisher gestellt wurde: "Die Fassade war sicher eines der komplexesten Projekte, die wir je realisiert haben.

Und das gilt gleich in mehrfacher Hinsicht: für den Werkstoff der Fassadenbekleidung, für die tragende Unterkonstruktion und die anspruchsvolle architektonische Gestaltung. Wir haben neue konstruktive Wege beschritten und viele neue Montagelösungen für die Zukunft generiert. Auch die Zusammenarbeit mit den Befestigungsspezialisten von Keil lief sehr gut." Dank des "Schliffs" von Daniel Libeskind und der außergewöhnlichen Anstrengungen aller beteiligten Unternehmen und Dienstleister ist mit dem "Sapphire" ein einzigartiger Wohnkomplex entstanden, dessen Fassade ein Kunstwerk an sich darstellt.

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