Wohnprojekt für Studierende
Komfortlüftung als Teil des nachhaltigen Wärmekonzepts verbaut
Auch in Rosenheim ist bezahlbarer Wohnraum Mangelware. Als sich die Gelegenheit bot, eine freiwerdende Gewerbefläche direkt gegenüber der Hochschule Rosenheim zu neuem Wohnraum umzuwidmen, ergriff sie ein privater Investor. In Zusammenarbeit mit der Stadt entstand dort ein Campusgelände mit zukunftsorientiertem Wohnkonzept für Studierende.
Die 1,4 ha umfassende Fläche bietet Platz für 211 Studenten-Apartments sowie ein weiteres Boardinghouse mit zusätzlichen 40 Apartments. Nach Durchführung eines internationalen Ausschreibungsverfahrens erhielt das Konzept von ACMS Architekten aus Wuppertal den Planungszuschlag. Der Campus Rosenheim ist Teil eines komplett neu entwickelten Quartiers, in dem benachbart ebenfalls günstiger Wohnraum für Familien sowie für das Pflegepersonal der städtischen Kliniken entstand.
Die Gebäude des studentischen Wohnens und des Boardinghouses sind um verschiedene, miteinander vernetzte Höfe gruppiert. Bis zu sechs Geschosse in gestaffelten Höhen erzeugen einen abwechslungsreichen Eindruck. Gemeinschafts- und private Bereiche sind voneinander getrennt. Die Wohneinheiten sind zu beiden Seiten des Gebäudes ausgerichtet und flächenmäßig auf ein Minimum begrenzt. Richtung Innenhof öffnen sich die Geschosse durch Laubengänge, die durch Außentreppen miteinander verbunden sind. Bei der Konzeption der Wohnanlage stand der Nachhaltigkeitsaspekt an erster Stelle. Die Planer setzten daher auf eine Hybridbauweise.
Gute Brand- und Schallschutzwerte
Während die tragenden Außenwände als Holztafelkonstruktion im Werk vorgefertigt und als komplette Wandabschnitte mit dem Kran auf der Baustelle versetzt wurden, entstanden die Decken in Holz-Beton-Verbundbauweise. So werden laut den Verantwortlichen gute Brand- und Schallschutzwerte erreicht. Sämtliche Wandmodule wurden im Werk komplett mit Dämmung, Fenstern sowie den vorbereiteten Vorrichtungen für die Installation der Haustechnik versehen. Das galt auch für die Montagekästen der Lüftungsgeräte und die Kanäle zur Be- und Entlüftung.
Die Stromversorgung wird zu 70 % durch eine eigene Photovoltaikanlage sichergestellt. Die dazu benötigten Module wurden auf den Flachdächern montiert. Dabei war die anteilige Nutzung der attraktiven Dachflächen für Terrassen, Dachbegrünung sowie die PV-Anlage zu berücksichtigen. Die Gebäudebeheizung erfolgt mittels Fernwärme. Insgesamt konnte eine DGNB-Zertifizierung im Platin-Standard mit einem Gesamterfüllungsgrad für das studentische Wohnen von 85,8 % erreicht werden, heißt es. Der Campus Rosenheim sei damit das erste studentische Wohnquartier Deutschlands mit diesem DGNB-Standard.
Einen wichtigen Teil, der von der IB Lackenbauer GmbH geplanten Haustechnik übernimmt die Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung. Die so zurückgewonnene Wärme kommt erneut der Raumtemperierung zugute. Der Vorteil des hier eingesetzten Lüftungskonzeptes ist ein kontinuierlicher Luftaustausch, indem einzelne Räume mit einem Lüftungsgerät ausgerüstet werden. In diesem Fall entschieden sich die Planungsverantwortlichen für die Mehrraumlösung von Meltem. Je Apartment wurde ein eigenes Gerät eingesetzt. Mithilfe eines Kanalanschlusses wird im innenliegenden Bad (nach DIN 18017-3) die Abluft abgesaugt und gleichzeitig der Wohnraum mit Zuluft versorgt.
Erforderlichen Luftaustausch ermöglichen
In den drei Gebäuden A bis C installierte die Schupfner GmbH 161 Lüftungsgeräte vom Typ M-WRG-II-P, die den erforderlichen Luftaustausch ermöglichen. Dazu kamen weitere 40 Geräte der gleichen Bauart im Boardinghouse. Sämtliche Komfortlüftungsgeräte kamen in der optisch sehr dezenten, wandintegrierten Einbauart U2 zum Einsatz. Sie wurden im Zuge des Innenausbaus in die bereits vorintegrierten und projektbezogen gefertigten Montagekästen mit einer Rahmentiefe von 25 mm in den Außenwänden eingesetzt. Der ausreichende Schallschutz konnte in der vorliegenden Einbausituation im Rohbau im vorgezogenen Musterapartment nachgewiesen werden. Für die Zufuhr der Luft entschied man sich für Flachkanäle, während die Abluft über bauseits integrierte Rundrohre DN 100 abgeleitet wird.
Während der Heizperiode wird die verbrauchte, warme Raumluft über einen Kreuzgegenstrom-Wärmeübertrager abgesaugt. Dabei wird ihr die Wärme entzogen und an die gleichzeitig getrennt zugeführte Frischluft übertragen. Bis zu 94 % der Wärme lässt sich so zurückgewinnen. Außerdem gelangt die Zuluft auf diese Weise bereits vorgewärmt und zugfrei in den Wohnraum. Das bedeute nicht nur eine Senkung des Energiebedarfs, sondern auch höheren Wohnkomfort.
Die kontinuierliche Be- und Entlüftung bewirke außerdem den Abtransport von in der Luft vorhandenen Schadstoffen. Das System ist zudem allergikergerecht: Die Geräte sind im Standard mit einem Feinstaubpartikelfilter (ISO ePM1 60 % (F7)) für die Außenluft ausgerüstet. Auf Wunsch ist optional ein spezieller Aktivkohlefilter erhältlich, der Gerüche von Schadgasen, Stickoxide und Ozon bindet.
Zentrales architektonisches Kennzeichen
Die Holzfassade der Gebäude mit ihrer vertikalen Struktur und der auffälligen Bänderung durch die Geschossdecken ist ein zentrales architektonisches Kennzeichen der Campusgebäude in Rosenheim. Die Fassadenoptik sollte daher nicht durch die Fassadenabschlüsse für Außenluftansaugung und Fortluftausbringung beeinträchtigt werden. Für solche Fälle bietet Meltem mit der Fensterlaibungslösung eine Möglichkeit, die Fortluft- und Außenluftkanäle in der Fensterlaibung münden zu lassen. So bleibt die Fassade unberührt. Lediglich eine unauffällige und für den Betrachter kaum sichtbare Edelstahlblende bildet den äußeren Abschluss. Die Lüftungsgeräte werden gemäß der voreingestellten Parametrierung betrieben. Dabei wird die Entlüftung der innenliegenden Bäder bei Nutzung über den externen Steuereingang (O/EST) über die Lichtschalter gesteuert. Änderungen in den Einstellungen der Geräte können vom Betreiber über eine Funkfernbedienung vorgenommen werden.
Der Campus Rosenheim setzt nach Aussage der Verantwortlichen neue Maßstäbe im studentischen Wohnen. Sowohl die Umsetzung der Gebäude im KfW-40-plus-Standard als auch die Holzhybridbauweise entsprechen einem Standard für zukunftsgemäßes Bauen.
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