Wohnungen vom Fließband für Frankfurt

19 Häuser werden in der Platensiedlung um zwei Etagen aufgestockt

von: Sandra Trauner

Frankfurt/Main. – An einem Kran schwebt die Bodenplatte herab auf die Gleise. Auf Schienen fährt das Holzelement durch die „Feldfabrik“ im Norden Frankfurts. Arbeiter montieren hölzerne Wände und Decken, bauen Fenster inkl. Rollläden ein, montieren Heizung und Strom. In den Bädern sind nicht nur Waschbecken, Toilette und Dusche eingebaut – sogar der Klopapierhalter hängt schon an der Wand. Die fertigen Module werden auf Lastwagen geladen und auf die Dächer bestehender Häuser aufgesetzt: zwei Module für ein Studentenapartment, drei für eine Zwei-Zimmer Wohnung – Wohnungsbau am Fließband. Fünf bis sechs Module verlassen Tag für die Tag die Fertigungshalle auf der grünen Wiese, elf Tage später hat das Haus aus den 1950er-Jahren nicht mehr drei sondern fünf Stockwerke. Für die Frankfurter Wohnungsbaugesellschaft ABG baut die Münchner Firma LiWood in ihrer temporären Fertigungshalle im Stadtteil Heddernheim gerade 1000 Module für die Platensiedlung im Stadtteil Ginnheim. „Das schaffen wir in einem Jahr“, sagt LiWood-Gesch.ftsführer Christian Czerny, „schlüsselfertig“. Aufstockung ist im dicht besiedelten Frankfurt mit seinen hohen Bodenpreisen und wenigen freien Flächen gerade das Wort der Stunde. „Wir haben hier ein Potenzial von mehreren 1000 Wohnungen“, sagt Planungsdezernent Mike Josef (SPD).

2018 habe die Stadt 450 Baugenehmigungen für Aufstockungen erteilt. Das habe enorme Vorteile, sagt Josef: „Wir versiegeln keine Flächen, es geht relativ flott, und es fallen keine Bodenpreise an.“ Das größte Projekt dieser Art läuft derzeit in der Platensiedlung. 19 Häuser werden dort um zwei Stockwerke aufgestockt, insgesamt 380 neue Wohnungen. Zusätzlich werden zwischen den Häuserzeilen neue Gebäude gebaut. Zusammen sei das „die größte Baumaßnahme zum Thema Nachverdichtung in Deutschland“, sagt ABG-Chef Frank Junker – eine „Blaupause“ für andere Städte: „In der Größenordnung hat das noch niemand gemacht.“ Im Dezember 2018 setzte Kran das erste Modul aufs Dach, Mitte 2019 sollen die ersten Mieter einziehen, 2020 soll die Aufstockung abgeschlossen sein. Der Quadratmeterpreis von 10,50 Euro kalt liegt deutlich unter dem Frankfurter Durchschnitt für Neubau-Erstbezug. Für die Mieter sei die Bauzeit natürlich „eine Zumutung“, gibt Junker zu. Die Fundamente wurden mit Beton nachstabilisiert, die alten Dächer abgebaut, Balkone entfernt, Grünfl.chen wichen Baugruben.

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Im Stadtteil Dornbusch sind die aufgestockten Wohnungen schon bezogen. Das Haus von 1927 gehört dem Volks- Bau- und Sparverein, einer Genossenschaft. 14 neue Wohnungen sind auf dem Dach entstanden, dabei bekamen die alten Wohnungen Balkone, Fahrradgaragen und einen neuen Garten. Die Miete stieg trotzdem nicht – 12 Mio. Euro Investitionskosten wurde aus dem angesparten Kapital bezahlt, wie Vorstand Ulrich Tokarski erklärt: „Sowas geht natürlich nur in einer Solidargemeinschaft.“ Die weitaus meisten Wohnungen gehörten aber weder der Stadt noch einer Genossenschaft sondern Privatpersonen, gibt der Eigentümerverband Haus & Grund zu bedenken. Auch von diesen würden viele gern aufstocken – aber in der Praxis gebe es oft bürokratische Hürden, sagt Gesch.ftsführer Nikolaus Jung. In Frankfurt müsse man z. B. eine Ablöse für Stellplätze bezahlen.

Oder man bekomme gar keine Baugenehmigung wie Reinhold Loskarn. Der Mann will in seinem Jahrhundertwende-Haus im Stadtteil Nied den Dachboden ausbauen. Jahrelang habe er mit Bauaufsicht und Stadtplanungsamt herumgezackert, berichtet er, doch der Bauantrag wurde abgelehnt. Stadtrat Mike Josef versprach bei der Rundfahrt zu ausgewählten Bauprojekten am Montag, sich den Fall anzusehen und versprach auch Erleichterungen beim Thema Stellplatz-Ablöse. Schließlich ist Aufstockung in Frankfurt gerade das Wort der Stunde.


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