"Woodscraper-Projekt"

Deutschland bekommt erstes großformatiges Holzhochhaus in Wolfsburg

Wolfsburg (ABZ). – In Wolfsburg hat ein Wolkenkratzer aus Holz laut den Projektverantwortlichen sowohl nachhaltiges als auch bezahlbares Bauen bundesweit auf ein neues Level gehoben. Das zwölfstöckige Holzhochhaus gelte nicht nur als Vorreiter für eine emissionsarme Bauweise, es decke gleichzeitig den Bedarf nach finanziell erschwinglichem Wohnraum.
Catenda Nachhaltigkeit Building Information Modeling BIM
Das zwölf-stöckige Holzhochhaus in Wolfsburg, das Ende 2026 fertiggestellt werden soll, gilt nicht nur als Vorreiter für eine emissionsarme Bauweise. Es deckt gleichzeitig den Bedarf nach finanziell erschwinglichem Wohnraum. Das Projekt umfasst insgesamt 106 Wohnungen, von denen die Hälfte gezielt an Haushalte mit geringem Einkommen vergeben wird. Abb.: Partner und Partner Architekten/Grau Visuals

Das Projekt mit insgesamt 106 Wohnungen, von denen die Hälfte gezielt an Haushalte mit geringem Einkommen vergeben wird, unterstützt die GLS Bank, ein auf nachhaltige Investitionen spezialisiertes Finanzinstitut. Als Projektentwickler agierte die Unternehmensgruppe Krebs..

Ende des Jahres 2026 soll das Gebäude, das in dieser Form eine absolute Neuheit darstellt, fertiggestellt sein – denn beim sogenannten Woodscraper werden erstmals sowohl regulatorische Einschränkungen als auch technische Grenzen überwunden. Das Projekt soll demonstrieren, dass groß angelegter Holzbau für die Zukunft der Stadtentwicklung machbar und gleichzeitig auch notwendig ist.

Jeroen Meissner, Projektleiter beim Architekturbüro Partner und Partner Architekten, zeigt die Besonderheiten dieses ambitionierten Bauprojekts auf. Das Berliner Architekturbüro verantwortete Entwurf und Planung des Holzwolkenkratzers. Einer der Punkte, die der Architekt hervorhebt, ist der Detaillierungsgrad der Strukturelemente, der bereits in Leistungsphase 2 (LP 2), einer sehr frühen Phase der Planung, stark in den Fokus rückt: "Der Entwurfsprozess für eine Holzkonstruktion ist stets eng mit den Materialeigenschaften, der Physik des Baustoffs und außerdem dem Produktionsprozess verbunden", erklärt Meissner.

Präzision gefragt

Um sicherzustellen, dass das Gebäude im vereinbarten Zeit- und Kostenrahmen fertiggestellt werden kann, konzentrieren sich die Projektpartner – Architekten, Brandschutzexperten und Tiefbauplaner – darauf, die genauen Maße und den Detaillierungsgrad der Strukturelemente so früh wie möglich festzulegen. An dieser Stelle ist Präzision gefragt, damit die bauliche Umsetzung des Entwurfs am Ende überhaupt machbar wird.

Beim Bau eines zwölf-stöckigen Holzwolkenkratzers müssen alle Beteiligten im Projektteam eine Vielzahl von Herausforderungen bewältigen. Der Grund: Die derzeitigen Baustandards in Deutschland umfassen derart großflächige Holzkonstruktionen nicht vollumfänglich. Brandschutzgenehmigungen mussten von Fall zu Fall eingeholt werden, wodurch sich der Planungsprozess verkomplizieren kann. Weiterhin gibt es für viele spezielle nachhaltige Bauprodukte für die Schalldämmung keine standardisierten Richtlinien. Hierfür sind zunächst Anpassungen zu machen, was sich einmal mehr auf den Zeitrahmen und ebenso das Projektbudget auswirken kann.

Building Information Modeling (BIM) ist zwar ein wesentlicher Aspekt des Entwurfsprozesses, umfasst allerdings nicht sämtliche Anforderungen der Holzproduktion. "Selbstverständlich stellen wir unsere 3D-Modelle dem Unternehmen, das die Holzelemente produziert, zur Verfügung. Trotzdem muss die Firma die Bauteile komplett neu produzieren", verrät der Architekt. "Der Grund: Die BIM-Daten unserer Programme haben nicht den für den Produktionsprozess und die -anlagen erforderlichen Detaillierungsgrad. Deshalb haben wir unbedingt ein durchgängiges, zentrales System gebraucht, über das wir die vielen Projektinformationen – egal, ob zur Beschaffenheit der Holzbauteile oder zu den gesetzlichen Vorgaben – allen Projektpartnern zur Verfügung stellen können."

In Echtzeit

Die Entscheidung fiel für die Implementierung von Catenda Hub, eine gemeinsame Datenumgebung für alle am Projekt Beteiligten, die das Zusammenwirken im Team stärken und Informationsverluste minimieren soll. Das CDE-System (Common Data Environment) von Catenda stellt laut Entwickler sicher, dass alle Projektpartner – vom Architekturbüro bis zum Materialproduzenten – stets in Echtzeit auf alle Projektinformationen zugreifen können. Auf diese Weise konnte die Kommunikation durchweg gestärkt werden. Alle erhielten zeitnah die für ihre Belange wichtigen Projektdaten.

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Wie wichtig dieser stringente Informationstransfer für den Projekterfolg war, wurde schnell durch die Praxis unter Beweis gestellt: Das für die technische Gebäudeausstattung verantwortliche Ingenieurbüro meldete während des Projektverlaufs überraschend Insolvenz an und das Team benötigte dringend einen Ersatz. Jeroen Meissner war froh, dass durch die zentrale Datenumgebung mit Catenda Hub dieser Übergang um ein Vielfaches einfacher zu realisieren war. Jegliche Projektinformationen lagen nicht nur für alle Projektpartner durchweg strukturiert vor, sondern blieben außerdem dauerhaft im Zugriff. "Da wir alle Informationen auf der Catenda-Plattform hatten, war es ein Leichtes, den neuen Partner für die Gebäudetechnik schnell an Bord zu holen", berichtet er.

Zeitersparnis wesentlicher Faktor

Zusätzlich zur Gewährleistung der Datenkonsistenz und -zugänglichkeit durch die Catenda-Plattform war auch Zeitersparnis durch das CDE ein wesentlicher Faktor. Die Informationen mussten nicht mehr, wie in der Vergangenheit, umständlich per E-Mail an die Projektbeteiligten verschickt werden. Stattdessen stehen sie allen im Projektteam über Catenda an nur einem einzigen Ort zur Verfügung. Das spart nach Angaben der Architekten von Partner und Partner in jeder Woche viele Stunden Zeit, die ansonsten für die Suche nach Dokumenten, das Klären von Unstimmigkeiten oder für Nachverfolgung fehlender Projektdaten draufgegangen waren.

Das "Woodscraper-Projekt" vereint den Verantwortlichen zufolge digitale Technologien, nachhaltige Baumaterialien und ein wirtschaftlich attraktives Modell und stellt somit die Weichen für das Bauen von Hochhäusern aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Doch genauso, wie dieses Projekt untermauert, dass solche ambitionierten Baukonstruktionen möglich sind, zeigt es auch die Herausforderungen auf, die zu bewältigen sind.

"Bei dieser Bauaufgabe konnten wir spüren, wie hart und schwierig es sein kann, eine maßgebliche Veränderung im Baubereich in der Praxis umzusetzen", betont Meissner. "Diese Veränderung war am Ende deutlich komplexer und schwieriger, als wir anfangs gedacht hatten. Die deutsche Normenlandschaft, die Integration neuer Produktionstechnologien und nicht zuletzt das Thema Finanzierung von Holzbauprojekten in einem so großen Rahmen stellen große Hürden dar, die es gilt, zu überwinden. "Wir haben mit dem 'Woodscraper-Projekt' erfolgreich einen ersten Grundstein gelegt", resümiert Meissner.

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