ZarmuTEC GmbH

"Das muss auch anders gehen!"

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Mit dem Adapterring AdapTEC können Ausgleichsringe nach der neuen DIN auf Schachthälse nach der alten DIN gesetzt werden. Foto: ZarmuTEC

Dirk Zarmutek ist Leiter eines Straßenbaubetriebs – und Erfinder. Für 15 Erfindungen hält die ZarmuTEC GmbH & Co. KG, in der er und sein Vater als Entwickler arbeiten, das Patent. Dazu gehört auch ein Adapterring, mit dem Ausgleichsringe nach der neuen DIN auf Schachthälse nach der alten DIN gesetzt werden können. Woher die Ideen zu den Erfindungen kommen, erläutert Dirk Zarmutek im Interview mit ABZ-Redakteurin Sonja Weiße.ABZ: Herr Zarmutek, was ist der Vorteil des Adapterrings AdapTEC und wie sind Sie auf diese Entwicklung gekommen?Zarmutek: Ich bin Eigentümer eines mittelständischen Straßenbaubetriebes mit 20 Mitarbeitern. Wir haben uns beim Setzen der Schachtabdeckungen nach der alten DIN über die schlechte Qualität geärgert, vor allem bei dem Ausgleichsring für den Höhenangleich an die Straße. Denn der ist das schlechteste Produkt im Schacht. Er hat fast immer Haarrisse. Das liegt daran, dass er aus nicht güteüberwachtem, meist minderwertigem Beton besteht. Wir wollten daher die Ausgleichsringe aus der alten DIN nicht mehr nutzen, sondern die nach der neuen DIN verwenden, die viel besser sind. Sie bestehen nicht nur aus qualitativ besserem, güteüberwachtem Beton, sondern haben auch Bewehrungsanteile. Mindestens 80 Prozent der Schachthälse im Bestand sind jedoch nach der alten DIN gebaut. Da kann man nicht einfach die Ausgleichsringe nach der neuen DIN draufsetzen. Daher hatten wir die Idee zu dem Adapter, mit dem wir nun die neuen und besseren Ausgleichsringe auf die alten Schachthälse setzen können. Ein weiterer Vorteil des Produktes ist, dass es Verschiebesicherheit herstellt.ABZ: Woher wissen Sie, dass Ihre Idee wirklich funktioniert?Zarmutek: In der Gemeinde Wilnsdorf, dem Sitz des Straßenbaubetriebes, sind wir Jahresvertragspartner für die Kanalunterhaltung. Dort gibt es sehr offene Menschen. Dadurch haben wir die Gelegenheit, Dinge auszuprobieren. Den Adapterring haben wir von 2012 bis 2015 sehr gewissenhaft geprüft. Und die Experimentierfreudigkeit der Gemeinde ist nicht enttäuscht worden, wir haben herausragende Ergebnisse bekommen. Mittlerweile hat auch das Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) in einer Studie nachgewiesen, dass ein Schachtbauwerk mit Adapterring erheblich höhere Lasten aufnimmt als eines ohne Adapterring.ABZ: Wieviel kostet so ein Adapterring?Zarmutek: Die Sanierung eines Schachtkopfes kostet zwischen 800 und 2000 Euro. Wer unseren Adapterring einbaut, zahlt etwa 165 Euro mehr. Der Schachtkopf hält aber auch viel länger: Mit unserem Produkt können Gemeinden die Lebensdauer des Schachtkopfes verdoppeln. Wie lange das konkret ist, richtet sich danach, wo sich der Schacht befindet. In einem Wohngebiet muss der Schachtkopf normalerweise nach zehn bis zwölf Jahren getauscht werden, auf einer viel befahrenen Straße bereits nach zwei bis sieben Jahren.ABZ: Wie ist die Resonanz auf dem Markt?Zarmutek: Manche Kunden sind gleich Feuer und Flamme. Die Stadt Münster hat zum Beispiel sofort zugesagt. Andere Bauleiter möchten das Produkt erst einmal probieren. So war es zum Beispiel in den Städten Essen, Dortmund und Gelsenkirchen, wo der Adapterring zunächst für drei Jahre getestet wurde. Gerade vor Kurzem haben wir die Zweitbesichtigungen gemacht. Die Ergebnisse waren so gut, das wir jetzt in die Ausschreibungen kommen.ABZ: Wie viele Adapterringe AdapTEC sind in Deutschland bereits verbaut?Zarmutek: Schon jetzt sind es 10.000 bis 11.000 Stück. Bei dem Erfolg hat das Gütesiegel des IKT auch sehr geholfen. Das IKT ist ein anerkanntes Institut, so eine Art TÜV des Kanalbaus. Das Gütesiegel bekommt man nicht einfach so. Wenn man von denen eine Plakette bekommt, öffnen sich einige Türen. Über eine Haushaltwirtschaftlichkeitsberechnung dienen wir unser Produkt außerdem zurzeit verstärkt großen Verbänden an. Denn Kommunen geben ihr Abwassergeschäft immer öfter an große Unternehmen ab. Das sind riesige Unternehmen, die ganze Kanalnetze von Städten, die Inspektionierung und die Abwasserverwaltung übernehmen. Und da passt unser Produkt perfekt rein. Bei solchen Unternehmen kann man anders punkten als bei jemandem, der jedes Jahr auf die Bilanz guckt. Wenn man denen sagen kann, das hilft euch aber über die nächsten 30 Jahre, dann ist das für sie interessant.

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Dirk Zarmutek leitet einen Straßenbaubetrieb und die ZarmuTEC GmbH, in der er als Erfinder tätig ist. 15 Produkte hat die Firma bereits entwickelt. Foto: Rolf Dannenberg

ABZ: Was halten Sie von der Entwicklung, dass Kommunen verstärkt das Abwassergeschäft an Verbände abgeben?Zarmutek: Ich halte sie für sinnvoll, denn diese Verbände haben eine riesige Kompetenz. Außerdem haben Einkaufsverbände ganz andere Möglichkeiten als einzelne Käufer. Wenn Ihnen vier, fünf oder zehn Kanalnetze gehören, kaufen Sie anders ein, als wenn Sie alleine dastehen. So große Unternehmen können auch vom Personalmanagement her viel besser reagieren. Ich denke daher, dass Kommunen ihr Abwassergeschäft künftig noch häufiger an Unternehmen abgeben werden.ABZ: Sehen Sie nicht die Gefahr, dass die Unternehmen die Kanalnetze kaputtsparen könnten, um Profit zu machen?Zarmutek: Nein, denn sie sind zwar der Wirtschaftlichkeit verpflichtet, dürfen aber keine Gewinne machen. Der allergrößte Anspruch ist Zuverlässigkeit und Transparenz.ABZ: Wie kommt es, dass Sie als Eigentümer eines Straßenbaubetriebes auch selber Produkte entwickeln?Zarmutek: Mein Vater hat mich dazu gebracht, die Dinge nicht so hinzunehmen, wie sie sind, sondern zu sagen, das muss auch anders gehen! Mein Vater war erst Maurer und ist dann Bauingenieur geworden. Neben dem Straßenbaubetrieb, der ein Familienbetrieb ist, hat er schon in den 80er Jahren Projekte gehabt und zum Beispiel eine Anhängerkupplung für den Karosseriebau entwickelt. Bei mir war es ähnlich. Ich habe erst von der Pike auf Straßenbau gelernt und bin dann Bauingenieur geworden.Unser Interesse an den Erfindungen kam und kommt durch den Straßenbaubetrieb. Wenn wir sehen, dass irgendwo Bedarf ist, dann entwickeln wir das auch. Wir sind im Baubereich an vielen Fronten aktiv, in den Bereichen Guss, Beton, Kunststoff und Bitumen. Alle Produkte, die wir produzieren, können wir auch einbauen, und daher können wir bei der Entwicklung beide Seiten betrachten. Da sind wir ein echter Exot.Es gibt nicht viele, die das eine und das andere machen.ABZ: Wie finden Sie Ihre Ideen?Zarmutek: Oft sind es Missstände, die mir auffallen, wie ein Riss oder ein klappernder Gullideckel. Mit meinen Vater führe ich darüber dann oft Fachgespräche unter Ingenieuren. Und wir probieren Dinge einfach aus. Am Ende sehen sie manchmal ganz anders aus als ursprünglich gedacht. Bei einer schwimmenden Straßenkappe zum Beispiel, für die Meierguss uns das Patent abgekauft hat, war ich am Anfang völlig auf dem Holzweg. Mein Vater hat mich darauf gebracht, dass das Produkt zweiteilig sein muss. Mein Vater ist jetzt 77 Jahre alt und ein sehr fitter Mensch. Im akademischen Denken ist er mit mir mindestens auf Augenhöhe. Er hat auch noch seine eigenen Projekte. Im Gegensatz zu mir zeichnet er allerdings nicht digital, sondern auf dem Zeichenbrett.

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Wolfgang Zarmutek, der Vater von Dirk Zarmutek, arbeitet bei der ZarmuTEC GmbH als freier Mitarbeiter in der Entwicklung. Foto: privat

ABZ: Wie geht es nach der Idee weiter?Zarmutek: Wenn wir gezeichnet und gerechnet haben, versenden wir die Berechnungen zum Beispiel an Meierguss. Der Gussfachmann sagt dann eventuell, da müsst Ihr was ändern, da seid Ihr zu schlank, da zu dick. Dann wird ein Werkzeug in Auftrag gegeben.ABZ: Wie schützen Sie Ihre Ideen?Zarmutek: Patentrechtlich muss man gut ausgerüstet sein und sich sehr sauber abgrenzen, um sich vor Ideenklau zu schützen. Das habe ich am Anfang einmal schmerzlich erfahren. Außerdem ist es mir auch schon einmal passiert, etwas zu früh auf einer Messe gezeigt zu haben. Das gilt als Vorveröffentlichung. Dann kann man kein Patent mehr darauf anmelden.ABZ: Wie lange brauchen Sie, bis ein Produkt fertig ist?Zarmutek: Etwa fünf Jahre. Das dauert so lange, da zum Beispiel wissenschaftliche Untersuchungen und Tests mit Einbau im Straßenkörper nötig sind. Da man muss jemanden haben, der an einen glaubt. Daher bin ich sehr froh, dass wir die Schauenburg Technology Gruppe als Investor gefunden haben.ABZ: Wie haben Sie die denn gefunden?Zarmutek: Der Kontakt kam über mein Steuerbüro zustande. Ich habe erwähnt, dass wir einen Investor suchen, und der Berater meinte, er kennt womöglich jemanden. Das war die Schauenburg Technology Gruppe, die in Nischenprodukte investiert. Ich habe dann dort einige Produkte vorgestellt. Die ersten beiden Male habe ich vergeblich an die Tür geklopft. Mit dem Adapterring hat es dann geklappt.ABZ: Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen?Zarmutek: Meine Tochter ist mit im Unternehmen, außerdem gibt es noch eine Bürokauffrau und meinen Vater als freien Mitarbeiter in der Entwicklung. Wir sind ein kleines und schlagkräftiges Unternehmen. Unser Schwerpunkt ist es, eigene Patente zu entwickeln. Wir machen nur Entwicklung und Verwaltung, sonst ist alles outgesourct. Dadurch können wir unsere Mittel gezielt zur Forschung einsetzen.Für die Herstellung suchen wir uns in der Regel große Marktteilnehmer. Den Adapterring stellt zum Beispiel der Gusshersteller Meierguss für uns her. Die Schauenburg Technology Gruppe stellt den kaufmännischen und buchhalterischen Bereich. Und den Vertrieb für den Adapterring in Deutschland macht ein Fachhandel für Tiefbau und Straßenbau, Collin und Schulten von der Handel für Tiefbau und Industrietechnik (HTI). Das ist ein ganz toller Partner. Die Gruppe hat 45 Häuser in Deutschland und ist damit ein großer Marktteilnehmer.ABZ: Wie viele Produkte hat Ihre Firma bereits entwickelt?Zarmutek: Wir sind gerade bei Produkt Nummer 15. Sieben davon sind serienreif und werden gefertigt, die anderen sind in der Entwicklung. Wir haben zum Beispiel ein Fugenband auf dem Markt, um Dehnungsfugen in Asphaltflächen zu schließen und halten ein Patent für Dehnungsfugen im Brückenbau. Auf der Infratech haben wir ein Betonpflastersystem gezeigt, das ich für sehr zukunftsfähig halte.

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