Zeppelin Konzern wächst kräftig weiter
Mit einem Paukenschlag ins neue Jahr

München (ABZ). – Künftig wird Zeppelin in Norwegen und den Niederlanden den Vertrieb und Service von Cat Baumaschinen, Mietlösungen sowie Antriebs- und Energiesystemen von Pon Holdings übernehmen. Damit sei das bisher größte Geschäft der Unternehmensgeschichte abgeschlossen worden, teilte der Konzern jüngst mit.
Bestandteil der Transaktion sind rund 20 Gesellschaften mit dem Portfolio von Neu- und Gebrauchtmaschinen, Antriebs- und Energiesystemen, Servicierung und Ersatzteile sowie Lösungen rund um die Vermietung von Equipment und dazugehörigem Service. "Mit diesen beiden Gebieten stärken wir die langfristige Partnerschaft mit Caterpillar auf globaler Ebene", kommentiert Matthias Benz, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Zeppelin GmbH, die Transaktion. "Zeppelin wächst damit in unserem bekannten wie bewährten Kerngeschäft. Wir werden unseren Kunden durch das komplementäre Produktportfolio ein breites Spektrum an Lösungen, Produkten und Dienstleistungen bieten können. Wir sind stolz darauf, dass Caterpillar uns das Vertrauen ausgesprochen hat und wir künftig in weiteren Ländern tätig sein werden. Wir sehen viel Potenzial in den neuen Regionen und verfolgen eine langfristige Wachstumsstrategie", erklärt Matthias Benz.
Zeppelin und Pon Holdings haben vereinbart, dass die Gesellschaften in Norwegen und den Niederlanden auf den Zeppelin Konzern im Zuge eines Share Deals übergehen. Die Transaktion unterliege den üblichen Genehmigungen, einschließlich der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden und des erfolgreichen Abschlusses der Gespräche mit den zuständigen niederländischen Betriebsräten.
Andreas Brand und sein Nachfolger Simon Blümcke, der designierte Vorsitzende des Aufsichtsrates der Zeppelin GmbH, ergänzen: "Zeppelin ist seit 1954 im Vertrieb und Service von Cat Bau- und Bergbaumaschinen sowie Motoren tätig. 70 Jahre vertrauensvolle Partnerschaft sind eine herausragende Ausgangsbasis, um diese Erfolgsgeschichte als führende Vertriebs- und Serviceorganisation für Cat Produkte weltweit und als noch internationaleres Stiftungsunternehmen fortzuschreiben."
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Es lohnt sich ein Blick in die bewegte Geschichte von Zeppelin Baumaschinen. Die Gründung erfolgte am 21. Juli 1954, als die Metallwerk Friedrichshafen GmbH mit dem amerikanischen Baumaschinen- und Motorenhersteller Caterpillar Tractor Co., Peoria, einen Ausfuhrhändler-, Verkaufs- und Dienstleistungsvertrag schloss.
1954 herrschte Aufbruchstimmung in Deutschland. Das Land war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Trümmerfeld. Großstädte wie München lagen in Schutt und Asche. Mehr als 3,5 Millionen Wohnungen waren zerstört und mussten neu gebaut werden. Die Konjunkturlokomotive Bau nahm Fahrt auf. Eine Aufholjagd setzte im Ausbau der Infrastruktur ein, denn die zunehmende Mobilität der Bevölkerung verlangte nach Straßen und Autobahnen. Die Bundesregierung beschloss ein zehnjähriges Straßenbauprogramm in Höhe von 23 Milliarden D-Mark, um den Erd-, Tief- und Straßenbau anzukurbeln.
In dieser Zeit schloss die Fahrzeuginstandsetzung Friedrichshafen GmbH, die wenig später in den Zeppelin Metallwerken aufging, mit dem amerikanischen Baumaschinen- und Motorenhersteller Caterpillar Tractor Co. einen Einfuhr-, händler-, Verkaufs- und Dienstleistungsvertrag für das Vertriebsgebiet Westdeutschland und Westberlin ab. Was mit dem Vertrieb und Service von Cat-Produkten begann, entwickelte sich zu einer erfolgreichen internationalen Partnerschaft in vielen europäischen und eurasischen Ländern – bis heute.
Von Worms aus wurde das Caterpillar-Geschäft aufgebaut. Und damit hielt der gleislose Materialabbau und Transport mit mobilen Baumaschinen Einzug. Kettendozer, Schürfzüge und Grader von Cat waren auf deutschen Baustellen unbekannt. Stattdessen waren schwerfällige Seilbagger und Loren oder mühsam umzusetzende Feldbahnen im Einsatz. Damit sich das änderte, war viel Überzeugungsarbeit nötig, die Zeppelin Mitarbeiter leisteten. Schnell konnten die Maschinen aus den USA im Arbeitsergebnis deutsche Bauunternehmer überzeugen: Sie waren effizienter und bauten folglich mit am Fortschritt und Wohlstand Deutschlands. Für Zeppelin bedeutete das, vom Start weg "in der günstigen Position zu sein, das umfassendste Maschinenprogramm auf dem deutschen Markt anbieten zu können", so Baufachjournalist Heinz-Herbert Cohrs, der sich intensiv mit der Geschichte beider Unternehmen beschäftigt hat.
Bei den Baumaschinen stand das erste Jahrzehnt der Zusammenarbeit für Weiterentwicklung. Caterpillar ist nicht nur der größte Baumaschinenhersteller der Welt, sondern seit vielen Jahrzehnten auch maßgebend für neue Technologien, die Zeppelin seit sieben Jahrzehnten begleitet hat. Beide Unternehmen haben die Entwicklung von Baumaschinen und -methoden stets maßgeblich beeinflusst. Produktreihen wurden kontinuierlich nach oben und unten erweitert und neue Maschinen getestet, die bald auch den deutschen Markt erreichten, wie der erste Cat Radlader 944, damals noch als "traxcavator" bezeichnet. 1963 kam mit dem 988 der erste knickgelenkte Radlader von Caterpillar auf den Markt.
Um das Geschäft mit den Baumaschinen auszubauen, eröffnete Zeppelin 1958 in Köln eine Niederlassung. Drei Jahre später folgten Bremen, Berlin und immer weitere Städte, sodass heute ein dichtes Netz an Niederlassungen für kurze Wege zum Kunden sorgt. Geleitet wurde das Geschäft dabei seit 1966 von der Hauptverwaltung und seit 2007 von der Zentrale in München aus. Neben dem Vertrieb startete Zeppelin mit dem Aufbau seiner Serviceflotte. Schon bald kam kaum eine Baustelle in der Bundesrepublik ohne die Maschinen von Caterpillar und den Service von Zeppelin aus.
In den 70er Jahren brachte Zeppelin den ersten hydraulischen Kettenbagger von Caterpillar auf den deutschen Markt. Zudem wurden die Planierraupen weiterentwickelt. Ende des Jahrzehnts eroberten dann die Cat-Dozer mit dem neuen Delta-Laufwerk weltweit den Markt. Fortschrittliche Maschinentechnik und hochwertiger Service ergänzten sich immer besser.
In den 80er Jahren wandte sich Zeppelin ebenfalls der Entwicklung von Baumaschinen zu. Mit dem eigenen Markenzeichen verkaufte Zeppelin Mobilbagger aus der Fertigung von Sennebogen und Macmoter sowie Radlader und Minibagger aus der Fertigung von Schaeff. Ein Jahrzehnt später kamen noch Zeppelin Kompaktlader, zunächst hergestellt von Lanz, dazu. Damals ahnte noch niemand, welche Wende und welche Chancen kurz bevorstanden. Denn die Wiedervereinigung löste einen beispiellosen Boom für Baumaschinen aus.
Mit dem Fall der Mauer entstand außerdem ein neues Vertriebsgebiet, was sich auch im Umsatz niederschlug: Zeppelin erhielt die exklusiven Caterpillar-Vertriebs- und Servicerechte auch für die neuen Bundesländer. Kein Wunder, dass der Umsatz der Zeppelin Metallwerke 1990 erstmals eine Milliarde und knapp zwei Jahre später die Grenze von 2 Milliarden D-Mark überschritten hatte.
Mit Ostdeutschland war die Expansion aber noch nicht abgeschlossen. Zeppelin weitete sein Vertriebsgebiet weiter aus: Ab 1991 umfasste es auch das heutige Tschechien und die Slowakei, ab 1992 Österreich. 1994 entstanden aus den Zeppelin Metallwerken die Zeppelin Baumaschinen GmbH und weitere Gesellschaften, die 1995 unter der Holding Zeppelin GmbH zusammengefasst wurden. Ab 1996 versorgte Zeppelin die Ukraine, ab 1998 auch Nordwest-Russland. Es folgten dann Südwest-Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und Weißrussland.
Die 90er Jahre waren zudem eine Phase der rapiden technischen Entwicklung. Im Fokus standen Leistung und Fahrerkomfort. So führte Caterpillar zahlreiche Neuerungen ein: Komfortable Kabinen mit mehr Platz und besserer Umsicht, mit Komfortsitz, Klimaanlage und leichtgängigen Bedienungselementen. Radlader erhielten revolutionäre Lenkungssysteme und Kettenbagger der 300er-Serie erstmals eine elektronische Hydrauliksteuerung. Riesige Radlader und Muldenkipper kamen auf den Markt und fanden auch Einsatz bei der Wismut, dem größten Erdbewegungsprojekt seiner Zeit.
1998 auf der bauma präsentierte Caterpillar eigene Minibagger bis 5 Tonnen Einsatzgewicht, gefolgt von kompakten Radladern bis sechs Tonnen Einsatzgewicht, die bald die Stückzahlen im Verkauf anführen sollten.
Die anschließende Dekade war geprägt von Globalisierung – die Digitalisierung nahm Fahrt auf. Kundenfeedback wurde immer wichtiger für die Weiterentwicklung der Maschinen und Dienstleistungen. Außerdem gewannen neue Technologien eine immer größere Bedeutung, allen voran ging es um weniger Kraftstoff und mehr Effizienz im Maschineneinsatz. Dafür standen Cat-Radlader der Serie XE mit ihrem stufenlosen, leistungsverzweigten Getriebe, der Kettenbagger Cat 336E H mit Hybridantrieb und der neue Kettendozer Cat D7E mit dieselelektrischem Antrieb.
Gleichzeitig wurde die Einbindung der Maschinen in das Betriebsmanagement immer wichtiger, um Prozesse und Abläufe zu verbessern. Hierzu tragen Maschinensteuerungen und das Flottenmanagement bei.
2011 bildete Zeppelin mit der neu gegründeten Sitech Deutschland GmbH als exklusivem Technologiepartner für den Vertrieb und Service von Maschinensteuerungssystemen eine enge Kooperation. Technologien kurbelten die Nachfrage nach Baumaschinentechnik weiter an. Ein wesentliches Thema, das einen immer höheren Stellenwert einnimmt und die nächsten Jahre bestimmen wird, ist Nachhaltigkeit. Das wesentliche Kriterium für die Maschinen ist dabei der Ausstoß von möglichst wenig Emissionen. Bei den Kettenbaggern und später auch Mobilbaggern der neuen Generation gehören zahlreiche Assistenzsysteme inzwischen zum Standard.
Mit diesen Maschinen setzten Caterpillar und Zeppelin ganz neue Maßstäbe im hocheffizienten Einsatz von Baumaschinen. Auch bei vielen anderen Cat-Maschinen wurden in den letzten Jahren Assistenzsysteme eingeführt. Darunter das Cat-Flottenmanagement, das sich zum Standard vieler Bauunternehmen entwickelte, die ihre Bauprozesse verbessern wollen. Eingeläutet wurden außerdem Schritte im Hinblick zu autonom fahrenden Cat-Muldenkippern. Und in puncto elektrischer Baumaschinen wurden die Weichen ebenfalls gestellt: Ein erster batterie-elektrischer kompakter Radlader wurde auf der bauma 2019 präsentiert, auf der nächsten bauma drei Jahre später kamen ein Minibagger und je ein mittelgroßer Cat Radlader und Kettenbagger dazu, zudem eigene Entwicklungen von Caterpillar in der Ladetechnik.
1954 hatten sich sieben Zeppelin-Mitarbeiter um Cat Baumaschinen und Motoren gekümmert und damit einen Umsatz von 300.000 D-Mark erzielt. 2020 übertrug Caterpillar Zeppelin die Verantwortung für den Vertrieb und Service von Cat Baumaschinen sowie von Cat und MaK Motoren für Schweden, Dänemark und Grönland. Heute ist der Zeppelin Konzern weltweit an mehr als 340 Standorten in 26 Ländern und Regionen vertreten. Mit 1886 Mitarbeitern und einem 2023 erwirtschafteten Umsatz von rund 1,33 Milliarden Euro ist die Zeppelin Baumaschinen GmbH heute die größte Gesellschaft des Zeppelin Konzerns, der im letzten Jahr mit über 10.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro erzielte. Mit der Akquisition von Pon Holdingwächst der Zeppelin Konzern um rund 2000 weitere Mitarbeiter und rund 1,1 Millarden Euro Umsatz. Er werde damit "zu einer der weltweit führenden Vertriebs- und Serviceorganisationen für Cat Produkte" sowie zu einem noch internationaleren Unternehmen, so Matthias Benz.
Janus Smalbraak, CEO der Pon Holdings, erklärt: "Wir blicken auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte mit Caterpillar zurück und freuen uns, dass unser Baumaschinen- und Energiegeschäft nun an Zeppelin übergeht. Mit seiner langfristigen Unternehmensstrategie und der etablierten Partnerschaft mit Caterpillar bietet Zeppelin die ideale Basis für weiteres Wachstum'. Die Transaktion gewährleiste Kontinuität für Mitarbeiter, Kunden und Partner, schließt Smalbraak.