Ziegelfassade am Haus Wasserkunst

Markantes Zusammenspiel von Fläche und Öffnung

Wienerberger Fassaden
In der blauen Stunde nimmt das Haus Wasserkunst die Gestalt einer Skulptur an. Architekt Schürmann setzte dafür auf ein Rastermaß von 3 x 4m im Inneren, bodentiefe Glasflächen bei Innenwänden, Loggien und Fenstern sowie ruhige verklinkerte Flächen mit Oranje Spezial aus dem Terca-Programm. Fotos: Wienerberger/Stefan Müller

Bremen (ABZ). - Auf der von zwei Armen der Weser umschlossenen Halbinsel Stadtwerder entwickelt Bremen seit 2009 ein zentrumsnahes neues Wohngebiet. Herzstück ist das Gelände des Wasserwerks, dessen Wasserturm als imposanter dunkelroter Backsteinbau den städtebaulichen Mittelpunkt des Areals bildet.

Um den wegen seiner Form auch "Umgedrehte Kommode" genannten Turm gruppieren sich verschiedene Baufelder, die im Sinne der gestalterischen Vielfalt und sozialen Lebendigkeit mit verschiedenen Gebäudetypologien in unterschiedlichen Geschosszahlen bebaut werden. Wert legte die Kommune auch auf die Mischung von Eigentum und Mietwohnungen.

Eine städtebauliche Besonderheit bildet das für 22 Einfamilienhäuser vorgesehene Baufeld B3. Damit hier eine der Lage angemessene urbane Prägung und Identität entsteht, die sich von der typischen Stadtrandbebauung eindeutig unterscheidet, formulierte die Stadt neben dem städtebaulichen Rahmenplan für diese Teilfläche eine eigene Gestaltungsfibel und lobte einen Architekturwettbewerb aus. Leitbild war dabei das dreigeschossige kubische Stadthaus mit Flachdach – angelehnt an die alten Wasserwerksgebäude. Aus dem Architekturwettbewerb gingen zehn prämierte Entwürfe hervor, die jedoch für die Erwerber der einzelnen Grundstücke nur ein Angebot und keine Verpflichtung darstellten.

Damit war für den Architekten Rainer Schürmann der Weg frei, das gemeinsam mit seiner Frau Gunda entwickelte Wohnhaus Wasserkunst zum eigenen Bauvorhaben zu machen. Während die Kubatur weitgehend vorgegeben war, ließ die Gestaltungsfibel im Materialkanon durchaus Freiräume. Rainer Schürmann interpretierte das urbane, klar strukturierte Stadthaus – der Intention des Ortes folgend – mit einer Fassade aus Wasserstrichziegeln Oranje Spezial im Waalformat (WF) aus dem Terca-Sortiment von Wienerberger. Die lebendig, orangebunt changierenden geschlossenen Fassadenflächen werden durch großzügige Eckfenster und auf drei Gebäudeseiten durch zentral eingerückte Loggien gegliedert. Für die Eingangsseite entwickelte die Schmuckgestalterin und Mit-Bauherrin Gunda Schürmann eine perforierte Ziegelfassade, die eine ungewöhnliche vertikale Gebäudeachse markiert.

Die Wertschätzung der Bauherren für Mies van der Rohe und damit für eine klare Gliederung des Baukörpers lässt sich in der Außenansicht deutlich ablesen, findet sich aber auch im Inneren wieder. Etwa Gunda Schürmanns Vorliebe für das Quadrat, die ihr Mann unter anderem mit dem Grundriss von 12 x 12 m berücksichtigte und kongenial mit eigenen Vorstellungen von Licht und Ordnung als wesentlichen Prinzipien der Architektur verbinden konnte. Denn das Innere ist von einer regelmäßigen Teilung in ein 3 x 4 m-Raster geprägt, das sich in allen Geschossen wiederholt – möglich, weil die tragenden Wände über alle Etagen führen.

Die Regelmäßigkeit der Innenräume überträgt sich auf die Fassadeneinteilung, die durch die mittig gelegenen Loggien quasi in vier Ecktürme mit geschosshohen Eckfenstern gegliedert ist. Die in Grau ausgeführten Fugen unterstützen die Ausstrahlung der großen geschlossenen Ziegelflächen. Sie sind mit einem halben Stein als Vormauerschale ausgeführt. Der Läuferverband sorgt für ein regelmäßiges ruhiges Fugenbild, in dem die variantenreichen Oberflächen gut zur Geltung kommen. Die Vormauerziegel variieren nicht nur nach Ton und Brandbedingungen in der Farbe, sondern auch in der Textur. Das ist möglich durch die Herstellung als Wasserstrichziegel: Dabei wird der Ton durch Drehtisch-Pressen gedrückt und Wasser als Trennmittel verwendet. Das sorgt für die unverwechselbare Oberflächenstruktur und den Unikatcharakter jedes Ziegels. Traditionelle, ursprünglich wirkende Formen bleiben dank des modernen Verfahrens lebendig.

Da die Mittelachse des Gebäudes auf drei Seiten von den Rücksprüngen der offenen Loggien geprägt ist, wird der Lichteinfall bis tief ins Innere möglich. Bodentiefe Glaswände rahmen unter anderem diese Bereiche und sorgen für eine beeindruckende Transparenz und Lichtstimmung. Ein völlig anderes Lichtbild ergibt sich an der Eingangsseite durch die perforierte Fassade. Am genauen Muster hat das Bauherrenehepaar immer wieder getüftelt. Gunda Schürmann schichtete sogar verschiedene Probemauern und suchte bei Gängen durch die Stadt nach Beispielen für das "Häkelmuster", wie sie ihre Idee augenzwinkernd nennt.

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Gunda und Rainer Schürmann planten Haus Wasserkunst mit Konsequenz im Grundriss, der Präzision im Detail und ausgewogenen Proportionen. Foto: privat

Das schließlich ausgewählte Bild entstand in einem ganzsteinigen Blockverband, der vom Fundament bis zur Dachkante reicht und lediglich seine Horizontalkräfte in die Geschossdecken leitet. Die Rückseite des Bereiches ist mit einer Plexiglas-Doppelstegplatte verschlossen. Witterung und Kälte bleiben also draußen, das Licht jedoch kann ungehindert eindringen. Einerseits um das unmittelbar dahinter liegende Treppenhaus zu beleuchten, andererseits um von dort durch die sich anschließende Glaswand Spiegelungen und Reflexionen in den Wohnräumen zu erzeugen – Lichtmuster.

Zwei vertikale Fugen trennen die gemauerte Lochfassade aus halben Steinen von den geschlossenen Flächen. Durch den Verschluss mit einer farblich angepassten dauerelastischen Dichtmasse, die zusätzlich besandet wurde, tritt die Fuge optisch dezent zurück. Lüftungsschlitze zur Entfeuchtung der zweischaligen Wand sind als offene Fugen oberhalb der Fenster angeordnet. Noch unauffälliger ist die ebenso ausgeführte horizontale Trennung in den geschlossenen Mauerabschnitten, die sich am Übergang vom zweiten zum dritten Geschoss befindet.

Die ruhige Ansicht des Läuferverbands wird so kaum unterbrochen und die prägnante Ordnung der Fassade sowie die nuancierten Oberflächen der Wasserstrichziegel erzeugen gemeinsam die sowohl von der Gestaltungsfibel als auch von Schürmanns angestrebte klare, zeitlos klassische Architektur. Eine Interpretation des kubischen Stadthauses, die inzwischen auch verschiedene Jurys überzeugt hat, etwa beim Bauherrenpreis Bremen 2012, dem Brick Award 2014 (4er shortlist for International Projects) oder dem Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur 2014 (Special Mention).

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