Zukunft Handwerk

Fit für den Wandel in allen Gewerken

von: Carmen Carl
Die Premiere von Zukunft Handwerk startete am 8. März im ICM (Internationales Congress Center) auf dem Messegelände München. Drei Tage ging es hier um Fachkräftemangel, Digitalisierung und Nachhaltigkeit in allen Gewerken. Das zuvor als internationale Handwerksmesse bekannte Event konnte erstmals wieder im März stattfinden. "Alles neu macht bei uns nicht der Mai, sondern der März", sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, beim Wirtschaftsgespräch im Vorfeld der Veranstaltung.
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Holger Schwannecke (Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks). Foto: GHM

München (ABZ). – Seit mehr als 70 Jahren präsentierte die internationale Handwerksmesse das gesamte Handwerk für den Verbraucher. Gleichzeitig fand ein Austausch zwischen Handwerk und Politik statt. Der neue Name Zukunft Handwerk soll auch ein neues Konzept bringen, das aus drei Säulen besteht: Expobereich, Netzwerken und Bühnenprogramm. Im Expobereich wurden Handwerkern Angebote zur Führung eines mittelständischen Unternehmens gezeigt – unabhängig von der Branche. "Wir sind hier auf der Unternehmerebene, nicht auf der Produktebene", so Dieter Dohr, Vorstandvorsitzender der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH.

Im Expobereich hielten 50 Aussteller ihre Konzepte bereit. Eine weitere Säule ist das Netzwerken. "Wir werden den Raum schaffen, sich auszutauschen", kündigte Dieter Dohr bei den Wirtschaftsgesprächen an. Die dritte Säule ist das Bühnenprogramm. Die dortigen Referenten wollen das Handwerk mit ihren Themen zukunftsfähig machen. Hier führte TV-Moderator Wolfram Kons durch das Programm mit insgesamt 76 Referenten.

Aufgrund der jüngsten Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg mussten sich die handwerklichen Betriebe massiv umstellen. Umsätze sind eingebrochen und Planungen aufgrund der Lieferschwierigkeiten und Preiserhöhungen schwieriger geworden.

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Dieter Dohr (Vorstandvorsitzender der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen mbH). Foto: GHM

"Die handwerklichen Betriebe sind bisher besser durch die Krise gekommen, als wir dachten, aber wir befinden uns nach wie vor in der Krise", so Holger Schwannecke. Zusätzliche zur Materialkrise sorgt die Inflation für Verunsicherung in der Bevölkerung, weshalb die Aufträge zurückgehen. "Im Baubereich wird dieses Jahr ein Rückgang von 7 bis 10 Prozent erwartet. Die Wartezeiten im Bau- und Ausbaubereich sind noch groß, weil die Betrieben Aufträge aus dem letzten Jahr abarbeiten. Aber es fehlen Neuaufträge", erklärt Holger Schwannecke. Und auch im Handwerk insgesamt sind die Erwartungen verhalten.

"Mehr als ein Drittel der Handwerksbetriebe geht davon aus, dass sich die eigene wirtschaftliche Lage verschlechtern wird. An den langfristig positiven Aussichten für das Handwerk hat sich aber nichts geändert. Das Fundament des Handwerks ist solide und geeignet für die Transformationsprozesse, die anstehen. Aber die Betriebe müssen sich wandeln, um zukunftsfähig zu bleiben", meint Holger Schwannecke.

Damit dieser Wandel im Handwerk gelingen kann, muss die hohe Qualität durch Fachkräfte gewährleistet bleiben. Daher war die Fachkräftesicherung eins der großen Themen von Zukunft Handwerk. Derzeit gibt es in Deutschland etwa eine Million Handwerksbetrieb mit 5,6 Millionen Beschäftigten, davon 34.0000 Azubis. Doch das ist zu wenig.

"Bei der Bedarfslage, die wir haben, ist das Thema Fachkräftemangel ein riesiges Problem. Die Politik muss ein Signal setzten, das vermittelt, dass nicht nur Menschen mit Abitur und Studium eine Zukunft im Land haben", meint Holger Schwannecke.

250.000 Handwerker fehlen in Deutschland bereits heute. Die Tendenz ist steigend, denn im letzten Jahr konnten 19.000 Ausbildungsplätze im Handwerk nicht besetzt werden. "Für die Fachkräftesicherung ist es entscheidend, dass das Handwerk mehr wertgeschätzt wird. An der demografischen Entwicklung lässt sich kurzfristig nichts ändern, aber an der Bildungspolitik schon. Wir müssen jungen Leuten in allen Schulen deutlich machen, welche Entfaltung im Handwerk möglich ist", fordert Holger Schwannecke.

Hier sieht Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer München und Oberbayern, den Freistaat Bayern in einer Vorreiterrolle: "Im letzten Jahr wurde in Bayern der Tag des Handwerks eingeführt. Schulen müssen sich dadurch verpflichtend mit dem Handwerk im Unterricht beschäftigen."

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Franz Xaver Peteranderl (Präsident der Handwerkskammer München und Oberbayern). Foto: GHM

Nach Auffassung von Franz Xaver Peteranderl hat das Handwerk jungen Menschen viel zu bieten: "Mit der Handwerksausbildung können junge Menschen Fachkräfte werden. Mit der Meisterprüfung können sie ihren eigenen Betrieb gründen – egal von welcher Schule sie kommen. Wir gucken nicht, wo jemand herkommt, sondern wo er hin will." Auch beim Thema Nachhaltigkeit sieht Peteranderl das Handwerk ganz weit vorne: "Was Handwerksbetriebe produzieren, hält oft eine Leben lang und darüber hinaus. Eine lange Nutzung schont Ressourcen." Daher ist Franz Xaver Peteranderls Appell an die letzte Generation: "Wer im Handwerk eine Ausbildung beginnt, ist ein Klimaaktivist im besten Sinne des Wortes."

Die Energiewende sei ohne das Handwerk nicht zu machen. Das sieht Dieter Dohr ähnlich: "Ohne das Handwerk wird Deutschland nicht nur langsamer. Ohne das Handwerk werden Windräder gar nicht erst aufgestellt." Auch die Baubranche bietet zahlreiche Möglichkeiten für eine handwerkliche Ausbildung und nach Aussage von Holger Schwannecke für alle Geschlechter gleichermaßen: "Es geht auf dem Bau nicht mehr um den großen Kraftaufwand. Daher steht der Bereich auch Frauen offen."

Allerdings habe der Frauenanteil im Handwerk, in dem Maß, in dem er in männertypischen Bereichen leicht zugenommen hat, in frauentypischen Bereichen wie dem Friseurhandwerk im selben Maß abgenommen. Daher sei der Anteil von Frauen im Handwerk ungefähr gleich geblieben.

Ein weiterer Themenschwerpunkt von Zukunft Handwerk war die Digitaliserung, da die Sozialen Medien eine wichtige Rolle bei der Fachkräftesicherung spielen können. So waren fünf Influencer vor Ort, bei denen Handwerker in die Social Media Sprechstunde gehen konnten, um sich über die Möglichekiten der Fachkräftesicherung durch die neuen Medien zu informieren. Beim Bühnenprogramm war eine der Referentinnen die Chefin von Microsoft Deutschland. Sie trat zusammen mit einem Handwerker auf, um zu berichten, wie beide gemeinsam sein Unternehmen zukunftsfähig gemacht haben. Zusätzlich zur Hauptbühne gab es noch eine Nebenbühne im Ausstellungsbereich, wo Aussteller sich präsentieren konnten.

"Live vor Ort in München zu sein, ist nicht zu ersetzten. Aber es gibt auch einen Livestream von der Messe", so Dieter Dohr. Dieser ist nach Zukunft Handwerk für 365 Tage online abrufbar.

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