Zwischen Tradition und Zukunft

Komatsu setzt bei neuen Kompaktladern auf Dieselantrieb

von: Yannick Schornstein
Hannover. – In Linden-Limmer, einem unscheinbaren Viertel der niedersächsischen Landeshauptstadt, wird rege produziert. Auf dem Gelände der ehemaligen Hanomag stellt Komatsu Mobilbagger und Kompaktradlader für den europäischen Markt her. Vor Kurzem präsentierte das Unternehmen neue Modelle.
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Der Prototyp WA 170 M wurde im Training Center des Herstellers präsentiert. Foto: Kai-Werner Fajga

Zu der Veranstaltung waren vor Kurzem Händler und Journalisten eingeladen, um sich über neue Entwicklungen bei Komatsu zu informieren. Das Programm wurde durch zwei Vorträge eingeleitet. In der aufwendig hergerichteten Montagehalle richtete zuerst Marco Maschke das Wort an die Besucher. Der Leiter des Deutschlandbüros von Komatsu kündigte die Präsentation von Highlights aus der Produktpalette im Vorlauf auf die bauma an. Maschke betonte auch das Interesse des Herstellers am deutschen Markt und die engen Verbindungen zwischen Deutschland und Japan im Maschinenbau.

"Es kommt nicht von Ungefähr, dass es diesen Standort seit mittlerweile 190 Jahren gibt, die Firma Komatsu an diesem Standort seit 36 Jahren engagiert ist und auch weiterhin an diesem Standort festhalten wird", sagte er. "Made in Germany" werde in Japan nach wie vor als Qualitätssiegel wahrgenommen.

Maschke nannte Deutschland einen Vorreiter in Technologie und Industrie; die hohe Nachfrage nach Kompaktradladern und Mobilbaggern bedeute gleichzeitig ein großes Innovationspotenzial. Komatsu sei auch ein deutscher und europäischer Hersteller und beschäftige allein in Deutschland 2000 Mitarbeiter.

Daraufhin begrüßte die Gäste André Wohlers, der Geschäftsführer der Komatsu Germany GmbH. Wohlers führte aus, dass es für Komatsu in Europa darauf ankomme, Lösungen für Industrieanforderungen ab Werk anzubieten. Dies sei der Schlüssel zum Erfolg in einem hart umkämpften Markt. Er hob allerdings auch die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens hervor und sagte, dass Komatsu mit der Ausbildung von Fachkräften einen Beitrag leiste.

Zwei Haupt-Neuheiten

Das Unternehmen präsentierte mit dem WA475-11 und der WA485-11 zwei neue Radlader der Serie 11. Das Herzstück der Fahrzeuge ist nach eigenen Angaben ein neu entwickelter Dieselmotor, der sich durch extrem hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen auszeichnen soll. Der Motor wird durch ein leistungsverzweigtes Getriebe (HMT) ergänzt. Dadurch sollen die Maschinen eine enorme Kraftstoffeffizienz aufweisen. Der WA475-11 bietet beispielsweise eine um 14 Prozent höhere Kraftstoffeffizienz als die Vorgängermaschine der Serie 10, informiert der Hersteller. Für den WA485-11 wird eine Steigerung von 29 Prozent im Vergleich zum Vorgängermodell WA480-8 angegeben. Auch im Hinblick auf Nutzlast und Schaufelvolumen ist der WA485-11 dem älteren Modell überlegen. Alle Maschinenkomponenten sind laut Komatsu auf eine dauerhafte Nutzlast von 8800 kg ausgelegt, die mit der Maschinenversion für den Materialumschlag sogar auf 9300 kg steigt. Mit drei Ladespielen kann die Maschine 28 Tonnen bewegen, teilt das Unternehmen mit.

Eine weitere neue Funktion beider Maschinen ist die variable Leistungssteuerung, durch die die Hubgeschwindigkeit unabhängig vom Gaspedal reguliert werden kann.

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Mit drei Ladespielen kann der WA 485-11 28 Tonnen bewegen, teilt Komatsu mit. Foto: Yannick Schornstein

Damit soll der Fahrer die perfekte Balance zwischen Traktion und Hubkraft finden. Die optimierte Z-Kinematik bietet laut Hersteller bis zu 20 Prozent mehr Hubkraft und eine höhere Produktionsrate in Tonnen pro Stunde. Die Ansprechzeit der Hydraulik und die Kipp- und Hubgeschwindigkeit kann an die jeweiligen Einsatzanforderungen angepasst werden.

Aus Fahrersicht dürfte die geräumige Kabine der Modelle besonders attraktiv sein. Sie bietet aufgrund der großen Glasflächen ein weites Sichtfeld. Der Innengeräuschpegel soll bei nur 70 Dezibel liegen. Die Bedienhebelkonsole ist mit einem neuen Funktionswahlschalter ausgestattet und in fünf Richtungen anpassbar. Für einfaches und sicheres Einsteigen sind beide Maschinen mit einer nach hinten öffnenden Tür, angepassten Trittstufen und großen Handläufen ausgerüstet. Ein komfortables Fahrgefühl soll sich durch den neuen, luftgefederten Fahrersitz einstellen.

Der Alleskönner

Im Training Center des Werksgeländes stellte Komatsu mit dem WA 170 M einen weiteren, komplett neu entwickelten Radlader vor. Der Prototyp kommt auf 10 Tonnen Einsatzgewicht und soll nach Serienstart der größte unter den kleinsten Kompaktradladern im Produktportfolio des Herstellers sein.

Es bestehe eine hohe Nachfrage nach vielseitigen Geräten, nicht nur auf dem Bau, erklärte Carlo Struss, Projektleiter Entwicklung bei Komatsu. Entsprechend wurden bei der Konstruktion die Anforderungen dreier Branchen bedacht – der Industrie, der Landwirtschaft und der Baubranche. Das Unternehmen gibt einige vorläufige technische Daten an: Der Radlader ist mit einem 96 Kilowatt starken Dieselmotor ausgestattet und kommt auf eine Schaufelkapazität von 1,6 Kubikmetern. Die Nutzlast der Maschine liegt bei rund 5 Tonnen, das Betriebsgewicht zwischen 9 und 9,7 Tonnen.

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Der Fahrsimulator des Unternehmens besteht aus einem Originalsitz, den Bedienelementen und den drei großen Monitoren. Foto: Yannick Schornstein

Komatsu hat nach eigenen Angaben auf einen Dieselmotor gesetzt, weil die Bereitstellung der Ladeinfrastruktur für einen Elektroantrieb zusätzliche Kosten verursacht hätte. Zudem müsse der WA170 als Geräteträger leistungsstark sein.

Struss erklärte, dass die Maschine etwa im Straßenbau oder in Zementumschlagswerken zum Einsatz kommen könne, aber auch in Müll- und Recyclingdeponien oder an Biogasanlagen. Mit den richtigen Anbaugeräten soll das System auch in der Straßen- bzw. Baumpflege nutzbar sein. Struss zufolge schließt der WA 170 eine Lücke in der Produktpalette, die Komatsu zwischen dem WA 100 und dem WA 200 erkannt hatte.

Standortbestimmung

Die Besucher hatten Gelegenheit, sich in der Montagehalle an verschiedenen Stationen ein Bild von aktuellen Zielen, Entwicklungen und Erfolgen des Unternehmens zu machen.

Bernd Eschenhagen, Projektmanager beim Electrification Team Komatsu Europe, stellte die Arbeit des Unternehmens an alternativen Antrieben vor. Relativ zum Vergleichswert 2010 habe Komatsu in der Eigenproduktion und in vorgelagerten Prozessen bereits 50 Prozent CO2-Emissionen eingespart.

Komatsu habe sich der Entwicklung innovativer und nachhaltiger Technologien verschrieben, um die sich stetig wandelnden Anforderungen der Kunden zu erfüllen. Das Unternehmen habe sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Dabei wolle man nicht nur an eigenen Produktionsstätten und durch moderne Maschinen weniger Emissionen verursachen, sondern auch auf den Baustellen von Kunden.

Rund 90 Prozent der Emissionen im Betrieb von Baumaschinen würde beim Einsatz vor Ort verursacht, weshalb Komatsu bestrebt sei, mehr emissionsfreie Maschinen anzubieten. In der Werkshalle war unter anderem der kleine Mobilbagger PC33E-6 zu besichtigen. Das Elektrofahrzeug komme auf eine Betriebszeit von zwei Stunden, was aber für den täglichen Einsatz ausreiche. Das Unternehmen stellte ferner den PW168 und PW198 aus, welche die Mobilbagger-Produktreihe im Bereich von 16 bis 20 Tonnen Betriebsgewicht erweitern. Sie zeichnen sich nach eigenen Angaben durch eine hohe Hubkraft und eine niedrige Transporthöhe von unter 4000 mm aus. Durch die Berücksichtigung der garantierten Brückenhöhe sollen sich die Transportwege dadurch wesentlich verkürzen.

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Der neue WA475-11 bietet laut Komatsu eine um 14 Prozent höhere Kraftstoffeffizienz als die Vorgängermaschine der Serie 10. Foto: Kai-Werner Fajga

Ein weiteres System zur Einsparung von Ressourcen hielt Neal-Raad Hicham bereit: Der Fahrtraining-Spezialist präsentierte einen unternehmenseigenen Fahrsimulator. Mit dem System können Baggerführer nach eigener Aussage jeden denkbaren Einsatz trainieren – ein Vorteil gegenüber dem Training in der Baumaschine. Es komme darauf an, nicht auf Verschleiß zu fahren, sondern das Fahrzeug sorgsam zu behandeln. Dann seien auch 20.000 Betriebsstunden ohne größere Reparaturen möglich.

Komatsu betreibt nach Angaben des Trainers insgesamt sechs Simulatoren, die dem Hersteller den Betrieb einer Driving Academy ermöglichen. Bauunternehmen können ihre Baggerfahrer zu drei aufeinander aufbauenden, jeweils dreitägigen Lehrgängen anmelden. Das Programm soll geeignet sein, erfahrene Kräfte weiterzubringen, aber auch Auszubildende größerer Unternehmen werden zur Teilnahme an dem Training angemeldet, sagt Hicham.

Das in Hannover gezeigte System besteht aus einem Originalsitz, den Bedienelementen und drei großen, nebeneinanderstehenden Monitoren, die die Frontperspektive des Fahrers wiedergeben sollen. Das Fahrverhalten des Baggers auf schwierigem Terrain wie auch die Geräuschkulisse wird einsatzähnlich simuliert. Zum Ende der Veranstaltung ließ sich festhalten, dass Komatsu im Bereich der Radlader momentan auf Bewährtes setzt. Der Dieselantrieb ermöglicht die Herstellung kostengünstigerer Fahrzeuge und ist potentiellen Kunden vertraut, sagt Komatsu. Zur bauma sollen aber weitere Neuheiten folgen - man darf gespannt sein.

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