Qualitätssicherung im Bereich geschweißte Konstruktionen

Warum von der Norm DIN EN ISO 3834 so viel abhängt

von:

Matthias Huke

Hannover. – Die Qualität geschweißter Konstruktionen konnte lange Zeit nur mithilfe der DIN 8563 und nachfolgend der DIN EN 729 sichergestellt und dokumentiert werden.

Im Schatten der komplexen Fülle von Herstellungsrichtlinien, wie der Bauproduktenverordnung, der Druckgeräteverordnung, der Maschinenrichtlinie und den daran angegliederten europäischen Produktstandards, stößt man nach intensiver Suche auf die DIN EN ISO 3834. Diese Normung wird aktuell überarbeitet und um einige Aspekte im Interesse der Hersteller erweitert.

Für Hersteller ist ein gelebtes und zertifiziertes Qualitätssicherungssystem für geschweißte Konstruktionen nach die-ser Norm ein unverzichtbares Aushängeschild. Kunden und lieferantensuchenden Auftraggebern muss die Wertigkeit dieses "Schweißnachweises" klar vor Augen geführt werden und als erstes Auswahlkriterium gelten.

Die DIN EN ISO 3834 agiert produktfremd und beschäftigt sich mit allen Qualitätssicherungsmaßnahmen vor, wäh-rend und nach dem Schweißen. Das ist im Grunde eine werkseigene Produktionskontrolle (WPK) in allen Bereichen der schweißtechnischen Fertigung. In der Praxis haben einige Hersteller geschweißter Konstruktionen Schwierigkeiten, da ihre Auftraggeber die gewünschten Bauteile nur ungenügend spezifizieren. Hier mangelt es oft an umfassender Kenntnis. Selbst qualifizierte Schweißbetriebe können für diese Bauteile keine Leistungserklärung abgeben. Nicht jede aus Stahl "gebaute" Konstruktion ist ein Stahlbauprodukt und nicht jedes geschlossene Behältnis ist ein Druckgerät. Hinter teilweise unspezifischen Forderungen nach Zertifikaten steht häufig nur der Wunsch nach einem "Schweißnachweis". Nur was ist das eigentlich?

Um die Güte von Schweißarbeiten zu beurteilen und festzulegen, müssen auf europäischer Ebene verschiedene Herstellungsverordnungen berücksichtigt werden. Im Einzelnen sind dies:

  • die DIN EN 1090, WPK und die Bauprodukten-Verordnung,
  • die neue Druckgeräte-Verordnung,
  • die DIN EN 15085,
  • das GW 350,
  • das Schweißen von Wehrtechnischem Gerät mit der DIN 2303,
  • die Maschinenrichtlinie.

Diese und weitere Normen müssen auch Anforderungen aus der DIN EN ISO 3834 erfüllen, um den eigenen schweißtechnischen Ansprüchen zu genügen. Die folgenden Auszüge aus den einzelnen Verordnungen dokumentieren die zentrale Bedeutung der ISO 3834 – auch im Hinblick auf andere Vorschriften.

  • [DIN 18800-7:2008-11], 13.4.4 Betriebseinrichtungen: (1311) Der Schweiß-betrieb muss für die vorgesehene Fer-tigung und Montage über Einrichtungen für die Nahtvorbereitung, das Schweißen, das Prüfen und den Transport verfügen. Diese Einrichtungen müssen geeignet sein, die in den Schweißanweisungen (siehe Tabelle 3A) enthaltenen schweißtechnischen Fertigungs- und Montagebedingungen umzusetzen. Die wesentlichen Einrichtungen nach DIN EN ISO 3834-2 und DIN EN ISO 3834-3 sind in Form einer Beschreibung zu erfassen.
  • [DIN EN 1090-2], 7 Schweißen, 7.1 Allgemeines: Schweißen muss in Übereinstimmung mit den Anforderungen des maßgebenden Teils von EN ISO 3834 oder, wenn zutreffend, nach EN ISO 14554 durchgeführt werden.
  • [AD 2000-HP0]: 3.1 Die Hersteller müssen die Standard-Qualitätsanforderungen nach DIN EN ISO 3834-3 erfüllen.
  • [DIN EN 13480-4]: 5.2.6 Der Hersteller und/oder der Errichter muss die Anforderungen von EN ISO 3834-3 erfüllen.
  • [DIN EN 13445-4], 3 Anforderungen an die Herstellung und Vergabe anUnterauftragnehmer, 3.1 Herstellung: Die allgemeinen Zuständigkeiten des Druckgeräte-Herstellers sind in EN 13445-1:2009 angegeben. Zusätzlich zu diesen Anforderungen muss der Hersteller unter anderem folgenden Punkt sicherstellen: 3.1.e) die in EN ISO 3834-2:2005 festgelegten Anforderungen an die Schweißqualität sind als Mindestanforderungen erfüllt.
  • [DIN EN 12952-5], F.4 Anforderungen hinsichtlich der Befähigung des Herstellers: Dieser Anhang F dient als Leitfaden für die Vorgehensweise zur Feststellung der Befähigung eines Herstellers; der Hersteller seinerseits sollte bestätigen, dass er alle Anforderungen dieser Europäischen Norm erfüllen kann. Grundsätzliche Anforderungen sind in EN ISO 9001, EN ISO 3834-2 und EN ISO 3834-3 enthalten.
  • [DVGW GW 350], 5 Organisationsanforderungen: Das Rohrleitungsbau- bzw. Anlagenbauunternehmen muss vor Aufnahme der Arbeiten seine Eignung zur Durchführung der Schweißarbeiten nachweisen. Der Nachweis gilt als erbracht, wenn das Unternehmen nach dem DVGW-Arbeitsblatt GW 301 bzw. G 493-1 zertifiziert ist. B: Das Qualitätssicherungssystem muss mindestens die Anforderungen der DIN EN ISO 3834-4 erfüllen. C+D: Das Qualitätssicherungssystem muss mindestens die Anforderungen der DIN EN ISO 3834-3 erfüllen.
  • [DIN EN 15085-2], 4 Zertifizierung der Schweißbetriebe: Die Qualitätsanforderungen an die Schweißbetriebe, die Schweißarbeiten an Schienenfahrzeugen, Komponenten und Bauteilen vornehmen, sind in der Normenreihe EN ISO 3834 festgelegt. Je nach Zertifizierungsstufe müssen grundsätzlich die Anforderungen der EN ISO 3834-2, EN ISO 3834-3 oder EN ISO 3834-4 eingehalten werden.
  • [DIN 2303]: Aus Tabelle 1 der DIN 2303, die die Einteilung der Herstellerqualifikation in verschiedene Klassen vornimmt, geht hervor, dass die DIN EN ISO 3834 als zu erfüllende Qualitätsanforderung unumgänglich ist. Inhaltlich beschäftigt sich die DIN EN ISO 3834 ausschließlich mit Qualitätssicherungsmaßnahmen vor, während und nach dem Schweißen. Die Kapitel 5 bis 18 der DIN EN ISO 3834 entsprechen im Wesentlichen einer in jedem Fall zu dokumentierenden WPK in allen Bereichen der schweißtechnischen Fertigung – und das nicht nur im Stahlbau. Die Checkliste für den Inhalt eines Qualitätsmanagementplans wird bereits durch eine sinnvoll dokumentierte WPK-Maßnahme erfüllt.

Als Zugabe gibt es für die DIN EN ISO 3834 ein von einer Zertifizierstelle mit akkreditiertem Prüf- und Zertifizierungsvorgang ausgestelltes Zertifikat. Dieses Zertifikat hat mit aktuellem Geltungs-bereich – auf der Rückseite – in jedem Fall den Stellenwert eines sogenannten Schweißzertifikats im Rahmen der Inspektion der WPK eines Stahlbauers nach DIN EN 1090-1.

Mit Spannung wird die Neuordnung bei der Lieferantenbewertung von Herstellern geschweißter Komponenten erwartet. Denn Kunden haben z. T. ein feines Gespür, wenn es darum geht, die Nutzwertigkeit von Richtlinien einzuschätzen.

Daher ist es wahrscheinlich, dass die DIN EN ISO 3834 im Gegensatz zu anderen Vorschriften deshalb zukünftig stärker nachgefragt wird. Zumal deren Umfang noch erweitert wird: Der Normgeber, die Internationale Organisation für Normung (ISO), überarbeitet die Norm gerade in einer frühen Phase. Im November 2015 erschien bereits Teil 5 der DIN EN ISO 3834 als Neufassung. Bis 2017 wird sie vermutlich um einige Aspekte erweitert.

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