Modern umgestaltet

U-Viertel mit ziegelroten Kohlebrandklinkern zu neuem Glanz verholfen

Hagemeister Klinker
Die einzelnen Baukörper ermöglichen einen freien Blick durch das Areal und auf den U-Turm. Foto: Hagemeister

Dortmund (ABZ). – Wo einst der Duft von Hopfen und Malz die Gebäude der Union Brauerei am westlichen Rand der Dortmunder Innenstadt füllte, wimmelt es jetzt von Schülern und Kunstinteressierten. Das Dortmunder U-Viertel ist durch die Neukonzeption des Geländes zu einer Landmarke geworden, die das Zentrum mit der westlichen Innenstadt verbindet. Das Büro Gerber Architekten hat hier nach der Umgestaltung des U-Turms erneut den Zuschlag bekommen, um auf dem benachbarten Geländeteil ein Schulzentrum, einen Bürobau und ein Parkhaus zu realisieren. Offene Bereiche zwischen den einzelnen Baukörpern lenken den Blick auf das U, das Wahrzeichen des Geländes, und ermöglichen ein durchlässiges Freiflächenkonzept. Zur Unterstützung des ursprünglichen Charakters wählten die Architekten einen ziegelroten Kohlebrandklinker der Hagemeister-Sortierung "Witten". Mit ihm wird die ursprüngliche Materialität des früheren Brauerei-Geländes aufgegriffen und neu interpretiert.Fast 100 Jahre schon prägt der U-Turm die westliche Innenstadt. 1926 begann der Bau des sieben Stockwerke hohen Gebäudes, konzipiert vom Architekten Emil Moog, der sich bereits einen Namen in der Brauereibauszene gemacht hatte und noch bis heute nachwirkt: Die Bar im Erdgeschoss des U trägt seinen Namen. Nach nur 14 Monaten Bauzeit konnte das Gebäude in Betrieb genommen werden: Im Hochhaus befand sich das Kühlhaus, während die unteren Geschosse als Gär- und Lagerkeller genutzt wurden. Zeitweise war die Union Brauerei die größte in Westdeutschland. Ihr charakteristisches U, das seit 1968 9 m hoch vierfach auf dem Dach prangt und rotiert, ist von den Anhöhen rund um Dortmund bereits von Weitem sichtbar. Als die Brauerei 1994 das Gelände aufgab, verfiel es in einen Dornröschenschlaf. Erst das Kulturhauptstadtjahr "Ruhr.2010" sorgte dafür, dass es wieder ins Gedächtnis der Dortmunder kam.Die Wiederentdeckung der Industriekultur hatte in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts ihre Anfänge, zum Kulturhauptstadtjahr wurden viele Gebäude zu neuem Leben erweckt und dienen seither kulturellen Zwecken. So wurde auch dem U wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Zwischen 2008 und 2010 bauten Gerber Architekten den U-Turm zu einem Zentrum für Kunst und Kreativität um. Ihre Erfahrungen und ihren Blick für das Gesamtensemble konnten sie jetzt mit dem Bau des Schulzentrums sowie des Bürogebäudes und der Garage erneut einbringen.Auf rund 20.000 m² entstand so eines der größten Schulzentren in Deutschland. Zwei Berufskollegs in unterschiedlichen Gebäuden stellen äußerlich die Divergenz innerhalb der beruflichen Weiterbildung dar, sind aber dennoch durch Gemeinschaftsräume miteinander verbunden. Die bauliche Verschmelzung im Untergeschoss beherbergt eine Aula und Konferenzräume, die von beiden Kollegs genutzt werden können. Die jeweiligen Schulhöfe sind zwar optisch voneinander getrennt, treffen jedoch über eine Treppe ebenfalls aufeinander. Die Konstruktion der Treppe stellt dabei zum einen das Dach der Aula dar, zum anderen bietet sie als eine terrassierte Freifläche Sitzgelegenheiten. Funktionalität und Innovation kommen hier zusammen und führen zu einer architektonisch ansprechenden Konstruktion. Die Höhenstaffelung der beiden Gebäude gibt den Blick auf den U-Turm frei, sodass ein bewusster Blick über das Areal möglich ist. Das Robert-Schuman-Berufskolleg verläuft als gerader Gebäuderiegel parallel zur Bahnanlage und bildet den nördlichen Abschluss des U-Viertels. Bereits von außen lässt sich ablesen, dass die unterschiedlichen Ausbildungsberufe in Fächern für Wirtschaft und Verwaltung in verschiedenen Gebäudeeinheiten untergebracht sind. Kurze Wege sorgen für Übersichtlichkeit. Das Robert-Bosch-Berufskolleg ist L-förmig angelegt und greift die Grundstücksgrenzen im Westen und Süden auf. Auch hier wird durch den unterschiedlichen Einsatz von Kuben deutlich, dass verschiedene Fachbereiche, vor allem für Technik und IT, vorhanden sind.Das Bürogebäude ist im südöstlichen Bereich angesiedelt und bildet gemeinsam mit dem U-Turm den Eingangsbereich zum Viertel. Über sieben Geschosse eröffnet es den Mietern einen fantastischen Blick in die unterschiedlichen Himmelsrichtungen und Bereiche der Innenstadt. Im Sockelgeschoss befindet sich die öffentliche Parkgarage mit ca. 520 Plätzen. Über drei Ebenen verläuft eine offene Fassade, die nicht nur für eine bessere Orientierung sorgt, sondern auch zu einer optimalen Belüftung beiträgt. Die vertikalen Öffnungen der einzelnen Parkgeschosse sind darüber hinaus ein gestalterisches Element, das durch die Klinkerlisenen noch unterstützt wird. Diese vertikalen Öffnungen werden auch im Bürogebäude aufgegriffen und ergeben gemeinsam mit der Parkgarage eine schlüssige Einheit.Die Hagemeister-Sortierung "Witten" betont durch ihre Materialität den historischen Charakter des U-Viertels. Stark durch den klassischen Kohlebrand gezeichnet, erhalten die Klinker eine raue Optik, die an alte Ziegel aus den Anfängen der Industrialisierung erinnert. So wirkt es, als sei die Fassade über Jahrzehnte natürlich gealtert. An einigen dieser Aufbrüche unterstützen helle Ablagerungen den Schein des Alterungsprozesses. Die Farbgebung zieht sich aber nicht nur durch das neu geschaffene Schul- und Büroensemble, sondern greift auch die Farbe des U-Turms auf und findet sich ebenso in den rötlichen Pflastersteinen der Außenanlage wieder. "Eingesetzte Materialien und ihre Farbigkeit im Innen- und Außenraum spielen für das als harmonisch wahrgenommene Ganze eine wichtige Rolle, sie erzeugen ein Stimmungsbild, das unser Wohlbefinden beeinflusst", hebt Prof. Eckhard Gerber, der ausführende Architekt, hervor. Mit der Wahl des Klinkers ist es den Architekten gelungen, die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Areale zu unterstreichen und das neue Viertel als Einheit zu präsentieren.

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