Turmbau

Auch mit Ziegeln geht es rund

von: Hans-Gerd Heye
Unipor Ziegel
Auch bei der ungewöhnlichen Gebäudeform ließen sich die Unipor-Mauerziegel aus dem Hause Leipfinger-Bader zügig verarbeiten – im Mörtelschlitten-Verfahren mit deckelndem Dünnbettmörtel. Foto: Bauunternehmung Hammerer

Ingolstadt . – Für manche sind Türme ein bauliches Relikt aus früheren Jahrhunderten. Doch die einst beliebte Gebäudeform kann auch heutzutage Modernität ausstrahlen – wie bei einem kürzlich errichteten Wohnhaus in Ingolstadt (Bayern). Das Gebäude wird im Erscheinungsbild durch zwei auffällige Rundtürme geprägt. Mit dem für die Außenwände verwendeten "Unipor W08 Coriso"-Mauerziegel von Leipfinger-Bader (Vatersdorf) lief es in jeder Hinsicht rund. So ließ sich der bewährte Wandbaustoff auch als rund verlaufendes Mauerwerk zügig verlegen. Dank seiner integrierten mineralischen Dämmstoff-Füllung sorgt er selbst als einschalige Außenwand für hohen baulichen Wärmeschutz. Zudem leistet der porosierte Ziegel aufgrund seiner ausgleichenden Wirkung auf Raumfeuchte und -temperatur einen wesentlichen Beitrag zur Wohnbehaglichkeit.

Landschaftlich idyllisch gelegen, befindet sich der Neubau auf einem ca. 6000m² großen, parkähnlichen Grundstück am westlichen Stadtrand von Ingolstadt. Das Gelände staffelt sich in zwei Ebenen: Im oberen Bereich befindet sich das bestehende Haupthaus. Das neu errichtete Nebenwohnhaus ist hingegen gezielt auf der unteren Ebene angeordnet. Ein Teich und ein an der südlichen Grundstücksgrenze verlaufender Bach mit angrenzendem alten Baumbestand werten diese Ebene naturnah auf.

Die Bauherrin hatte sehr individuelle Vorstellungen von der Gestaltung ihres Hauses und der Aufteilung der Nutzfläche. Sie wünschte sich ein Gebäude möglichst ohne rechten Winkel. Für den Ingolstädter Architekten Michael Breucha stellte das eine reizvolle Herausforderung dar. Er entwarf in enger Abstimmung mit der Bauherrin einen Baukörper mit einem Mittelbau und jeweils beidseitig anschließenden Rundtürmen. Der Mittelbau verläuft auf der Rückseite ebenfalls rund und spannt halbkreisförmig die seitlichen Türme teilweise mit ein. Seine Mittelachse ist exakt zentriert auf den Teich ausgerichtet. Neben der ungewöhnlichen Gebäudeform sind auch die Fensteranordnung und Holz-Schindeldächer mit ihren großen Dachüberständen besondere Blickfänge. Die Holz-Schindeldeckung wurde passend zur Dacheindeckung des Haupthauses gewählt. Sie findet sich sogar beim Garagendach wieder und rundet so das Gesamterscheinungsbild des Gebäudekomplexes harmonisch ab.

Der Mittelbau und die beiden Rundtürme orientieren sich in ihrer Nutzung bewusst an Stilelementen des Haupthauses. So sind Wohn- und Schlafbereich, letzterer mit angrenzendem Bad und Ankleidezimmer, jeweils separat in einem Turm untergebracht. Eine räumliche Verknüpfung erfolgt über die Galerie im Obergeschoss. Diese lädt nicht zuletzt aufgrund der schönen Aussicht in den Garten zum Entspannen ein. Unter der Galerie bietet der Mittelbau neben dem Eingangsbereich ausreichend Raum für Küche und Essplatz. Im Erdgeschoss des "Schlafturms" ist zudem ein Gästebereich mit zugehörigen Nebenräumen vorhanden. Auf eine Unterkellerung wurde verzichtet. Haustechnik und Erdwärmepumpe sind deshalb im Erdgeschoss des Mittelbaus sowie in der gegenüber liegenden Garage untergebracht. Diese bietet zudem ausreichend Platz für zwei Pkw-Stellplätze.

Bei der Planung des Gebäudes legte die Bauherrin großen Wert auf umweltschonende und dauerhaft werterhaltende Materialien. Daher entschied sie sich für eine monolithische Außenwand aus massiven Mauerziegeln von Leipfinger-Bader. Die Gebäudehülle sollte trotz der gewünschten hohen Wärmedämmung möglichst schlank ausfallen. "Der gewählte Unipor W08 Coriso Ziegel erwies sich aufgrund seiner bauphysikalischen Eigenschaften als die maßgeschneiderte Lösung", erklärt Architekt Breucha. So wurde schon mit einem relativ schlanken Mauerwerk von 36,5 cm Dicke ein Wärmedurchgangskoeffizient von nur 0,21 W/m²K sichergestellt. Damit ist problemlos auch der bauliche Wärmeschutz eines KfW-Energieeffizienzhauses 55 erreichbar.

Ein wesentlicher Grund für die bauphysikalischen Topwerte des Ziegels ist – neben der mineralischen Dämmstoff-Füllung – die spezielle Weiterentwicklung von Lochbild und Stegestruktur. Sie wirkt sich nicht nur vorteilhaft auf den Wärmeschutz (l = 0,08 W/mK), sondern auch auf Stabilität und Schallschutz aus. Hinzu kommt die Fähigkeit des porosierten Ziegels, wie eine natürliche Klimaanlage Temperatur- und Raumfeuchteschwankungen auszugleichen: Tagsüber wird die Sonnenenergie im Mauerwerk zwischengespeichert, während der kühleren Abend- und Nachtstunden gibt es diese Wärme wieder an die Innenräume ab.

Der hochwärmedämmende Unipor W08 Coriso ist – wie die anderen Ziegelprodukte aus dem Coriso-Sortiment – seit einigen Jahren auf dem Markt etabliert. Er hat sich schon bei zahlreichen Projekten als verarbeitungsfreundlicher Wandbaustoff bewährt. Für die Rohbauausführung des Rundhauses war die Hammerer Bauunternehmung GmbH & Co. KG zuständig. "Etwaige Befürchtungen, dass der in den Lochungen befindliche Mineraldämmstoff beim Anbohren oder Zuschneiden des Ziegels herausrieseln könnte, erwiesen sich auf der Baustelle als unbegründet", erklärt Ralf Hammerer, Geschäftsinhaber des Karlshuder Unternehmens. Zudem sorgten die von Leipfinger-Bader zur Verfügung gestellten Mörtelschlitten "unimaxx" für sparsamen Mörtelverbrauch und einen zügigen Auftrag des mitgelieferten speziellen Dünnbettmörtels. "Angesichts des ungewöhnlichen Grundrisses gingen wir – sowohl bei der Markierung der Außenwände als auch bei der Festlegung der Messachsen mit Hilfe einer Schlagschnur – sehr sorgfältig vor", betont Hammerer, der das Projekt persönlich betreute. Um die kreisrunde Linienführung exakt einzuhalten war bei der Mauerwerksausführung insbesondere auf eine entsprechende Stoßfugenvermörtelung zu achten.

Die strenge Berücksichtigung ökologischer Aspekte beschränkte sich nicht nur auf den gewährleisteten hohen Wärmeschutz der Außenfassade und die Verwendung naturnaher Baustoffe. In hohem Maße umweltgerecht wurde auch das Heiz- und Warmwasserkonzept angelegt. Die installierte Erdwärmepumpe funktioniert dabei im Zusammenwirken mit drei 50 m tiefen Erdwärmesonden im Prinzip wie ein Kühlschrank: Ein Kältemittel nimmt durch Verdampfen bei niedriger Temperatur und niedrigem Druck die mittels Wärmesonden gewonnene Wärme aus dem Erdreich auf und gibt sie durch Verflüssigen bei höherer Temperatur und höherem Druck an den Heizungs- und Warmwasserkreislauf ab. Dadurch wird der gesamte Heizwärme- und Warmwasserbedarf des Hauses besonders umweltschonend abgedeckt. Ende Mai 2018 konnte das Bauvorhaben termingerecht abgeschlossen werden. Die hohe Bauqualität und die trotz der besonderen Gestaltung zügige Durchführung stellten Bauherrin und Architekt gleichermaßen zufrieden. Das in Anlehnung an das Haupthaus von der Bauherrin auch als "Little Brother" bezeichnete Wohnhaus fügt sich mit seinen Türmen ästhetisch in die umgebende Parklandschaft ein.


Der Autor ist Baufachjournalist.

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