Hochhaus war 140 m hoch

Deutsche Welle in Köln wird abgerissen

BST Abbruch
Derzeit reisst die BST Becker Sanierungstechnik GmbH die drei Türme der ehemaligen Deutschen Welle in Köln ab. Fotos: BST

Köln (ABZ). – Derzeit reisst die BST Becker Sanierungstechnik GmbH (BST) die drei Türme der ehemaligen Deutschen Welle in Köln ab. Mit knapp 140 Meter wird die Deutsche Welle das bis dato höchste Hochhaus sein, welches in Europa jemals abgebrochen wurde, so die BST. Die Deutsche Welle Köln ist im Jahr 1980 in Betrieb genommen worden. Aufzug-, Studio- und Büroturm wurden in Stahlskelettbauweise errichtet. Bereits nach nur etwas mehr als 20 Jahren mussten die Gebäude aufgrund der hohen Schadstoffbelastung aber wieder geräumt werden. Der Komplex stand seitdem leer. Die BST bereitet für den Bauherrn DWK Deutsche Welle Köln GmbH, bestehend aus Bauwens und Die Wohnkompanie, das etwa 56.000 m² großen Areal auf und verfüllt es. Darauf sollen Wohn- und Gewerbeeinheiten entstehen.

Mit dem Abriss war die BST Becker Sanierungstechnik GmbH bereits im Dezember 2014 nach monatelangen Verhandlungen beauftragt worden. Zunächst musste eine umfangreiche Asbestsanierung vorgenommen werden. Nun hat Ende Oktober die zweite Abbruchphase, der eigentliche Rückbau der Stahlkonstruktion, der Fassade und der mineralischen Bausubstanz, begonnen. 360.000 m³ umbauter Raum mit etwa 18.000 t Stahl und etwa 140.000 t Beton werden zurückgebaut. Brisant ist hierbei die Nähe zum Nachbarhochhaus des Deutschlandfunks, der vollständig in Betrieb ist. Die geschulten Fachkräfte gehen sorgfältig nach eigens erstellten Rückbau- und Lärmschutzkonzepten vor. Für jeden separaten Arbeitsschritt gibt es statische Vorgaben. Von der BST Becker Sanierungstechnik GmbH sind unter der Führung von Projektleiter Michael Wagner ständig zwei Bauleiter und vier Poliere vor Ort auf der Baustelle und überwachen die Abläufe. Ein externer Gutachter und ein Sachverständiger für Asbestarbeiten begleiten das Projekt seit Beginn der Arbeiten.

Kürzlich wurde eine Doka-Kletterschalung angebracht. Sie ist bereits am Büro- und Studioturm hinaufgeklettert. Der Rückbau der 122 und 80 m hohen Türme läuft auf Hochtouren. Dabei klettert die Schalung mit jedem zurückgebauten Stockwerk wieder hinunter. Im Schutz der Kletterschalung (Absturz, Lärm, Staub) bereiten die Mitarbeiter der BST den Abtrag des Gebäudes vor. Zuerst bauen sie die Fassadenelemente aus. Das gewonnene Aluminium bringen sie sortenrein in die vom Verwerter zur Verfügung gestellten Container. Es wird wöchentlich abgefahren, ebenso die Fensterscheiben. Nachdem die Fugenbänder entfernt wurden, wird das Glas separat verladen und ebenfalls für eine Verwertung bereitgestellt. Die noch vorhandenen asbesthaltigen Sandwichelemente in der Außenfassade werden in einem separaten Sanierungsbereich vom Stahlrahmen getrennt, zerstörungsfrei verpackt und entsorgt. Der Stahl wird gereinigt und der Schrottverwertung zugeführt. Nach der Demontage der Fassade werden die Deckenfelder streng nach statischer Vorgabe abgehoben. Die Decke wird mit einem Sägeverfahren in einzelne Felder zerteilt. Entlang der Deckenfugen werden dann Kernbohrungen durchgeführt. Diese dienen als Anhängepunkte für den Deckentransport. Wenn ein Deckenelement im Kran hängt, werden die restlichen Schnitte in der Decke nachgeholt, die Trägerkonstruktion unterhalb der Decke im Brennschneidverfahren von der Stützenkonstruktion getrennt. Der Kran transportiert Deckenelement für Deckenelement zu Boden. Parallel baut im Inneren des Betonkerns ein Abbruchroboter alle Kalksandsteinwände zurück. Nur die eigentlichen Betonwände werden im Schneidverfahren zurückgebaut. Die äußeren Wandelemente des Betonkerns werden geschnitten. Nach dem Bohren der Anhängepunkte befördert ein Kran sie nach unten. Am Boden werden die Elemente aufbereitet und getrennt. Um Sekundärrohstoffe zu gewinnen, trennen die Mitarbeiter die mineralische Bausubstanz von Eisen und Stahl. Da sich noch Reste von Asbestfasern an Decken und Wänden befinden könne, werden alle vom Kran beförderten Elemente am Boden in einem Sanierungsbereich abgelegt. In einem Zelt werden dann an den Deckenelementen die Stahlträger von der Holoribdecke gelöst und gereinigt. Erst dann werden sie der weiteren Verwertung zugeführt. Das Vorgehen wurde mit der Behörde und der Bezirksregierung abgestimmt und in zahlreichen Probesanierungen erarbeitet. Nachdem die Deckenfelder im Sanierungsbereich bearbeitet wurden, werden die Wandelemente mittels BT-40-Verfahren gefräst und für eine Aufbereitung des Betonbauschutts vorbereitet. Schneidbrenner trennen in jeder Etage die aufgehenden Stützenelemente. Anschließend werden sie beräumt. Am Büroturm steht hierfür ein Raupenkran von Terex Demag CC 3800 mit einer Gesamthöhe von 194 m zur Verfügung. Im Anschluss an Büro- und Studioturm wird der Aufzugsturm von einer Bühne aus im Stemm- und Sägeverfahren zurückgebaut. Ein Kran befördert die herausgeschnittenen Betonelemente zu Boden.

Durch das Stoffstromkonzept werde hochwertiger Betonrecyclingbaustoff hergestellt, mit dem die entstandenen Baugruben wieder verfüllt werden könnten, sagt der Geologe Michael Maurer, Abteilungsleiter Entsorgung und Stoffstrommanagement von BST. Größere Bedeutung im Sinne der Kreislaufwirtschaft habe jedoch die Substitution von Primärrohstoffen wie Bergkies oder Kalksandstein. Diese müssten nicht angeliefert werden. Das spare An- und Ablauffrachten für Schüttgüter. Etwa 10.000 Lkw Einsatzstunden würden so vermieden. Das verbessere die CO2-Bilanz der Maßnahme.

Sekundärrohstoffe wie Glas, Stahl, Aluminium oder Kupfer würden zudem als sortenrein gewonnene Monofraktionen zurückgewonnen und der Kreislaufwirtschaft wieder zugeführt. "Wir alle wissen um die Knappheit der im eigenen Land zur Verfügung stehenden Primärressourcen", sagt Michael Pfeiffer, Geschäftsführer der BST Becker Sanierungstechnik GmbH, der zugleich als ehrenamtliches Vorstandsmitglied im Deutschen Abbruchverband e. V. für diese Themen verantwortlich ist. Denn er ist zuständig für die Fachausschüsse Recycling/Entsorgung sowie Schadstoffe. Die Gewinnung von potentiellen Sekundärbaustoffen werde zukünftig immer wichtiger werden, prophezeit Pfeiffer. Grund seien knappe Rohstoffe und fehlende Deponiekapazitäten. "Urban Mining ist nicht mehr aufzuhalten", sagt Michael Pfeiffer stellvertretend für alle Abbruchfirmen. "Es müsste von der Politik noch viel mehr gefördert und unterstützt werden", fordert er. Die gezielte Rückgewinnung von Wertstoffen sei sehr aufwendig, ergänzt Christian Becker, Namensgeber und zweiter Geschäftsführer der BST. Gemessen an den Mengen und Qualitäten, die wieder in Stoffkreisläufe der Wirtschaft eingebracht werden könnten, nehme man diesen Preis jedoch gerne in Kauf.

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