Präzise zerlegt
Kemroc-Diamantsäge des Typs KDS 50 nimmt eine Boeing erbarmungslos auseinander
Zum Zerlegen der Maschine wählte das Unternehmen Thelen Industrial Demolition GmbH (TID) eine Kemroc-Diamantsäge KDS 50, die am firmeneigenen Umschlagbagger montiert wurde. Wertvolle Teile des historischen Flugzeugs sollen im September versteigert werden.
Mit vernehmbarem Sirren drang die Diamantsäge durch die linke Tragfläche der ausgedienten Boeing 707-400. Die Außenseite des Flügels war schon abgetrennt, dann schnitt der Baggerfahrer unmittelbar an der Bordseite des Triebwerks durch das Aluminium. Das war keine wirklich belastende Aufgabe für die angemietete Kemroc-Diamantsäge KDS 50. Unter dem Düsenmotor setzte ein Teleskopstapler seine Ladegabel an, damit das Bauteil nach dem Abschneiden nicht zu Boden fallen konnte. Nach einem letzten Biss mit der Schrottschere war das Triebwerk abgetrennt und wurde, mit Gurten an der Ladegabel des Telehandlers befestigt, fortgefahren.
"Eine Stunde lang hat das Triebwerk sich gewehrt", berichtet Jens Hamann, Leiter der TID-Niederlassung Hamburg. Er hatte die Kemroc-Diamantsäge bei Tristan Vierbergen, einem früheren Kollegen und heute Geschäftsführer von Arvi – einem niederländischen Ausrüster für Abbruchwerkzeuge – angemietet. TID hatte den Auftrag erhalten, das 46 m lange Flugzeug in Schrott zu zerteilen und dabei historisch wertvolle Teile zu retten, die im September versteigert werden sollen.
Diamantsägen der Serie KDS hat Kemroc für das Schneiden von Beton, Stahlbeton, Gestein und glasfaserverstärktem Kunststoff entwickelt. Hohe Drehzahlen und eine Vielzahl verfügbarer Sägeblätter ergeben ein breites Einsatzspektrum und hohe Effektivität, verspricht der Hersteller. Mit den Bauteilen aus Aluminium an der Boeing 707 in Hamburg kam die KDS 50 am Cat-Umschlagbagger des Typs MH 3024 von TID daher auch leicht zurecht.
"Der sensible Rückbau einer Boeing erfordert Präzisionswerkzeug", erklärt Hamann, "da lag es nahe, die Kemroc-Diamantsäge einzusetzen, die für ihre Präzision bekannt ist."
Mit dem Flugzeugtyp Boeing 707 begann für die Lufthansa im Jahr 1960 das Zeitalter der Düsenflieger. Die Maschine mit der ehemaligen Kennung D-ABOD und dem Taufnamen "Frankfurt" wurde im April 1960 an das Luftfahrtunternehmen übergeben, gut 15 Jahre später unternahm sie ihren letzten Linienflug. Anschließend diente sie auf der Lufthansa-Basis am Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel zur Ausbildung von Technikern. Im Jahr 1999 kaufte sie der Flughafen für den symbolischen Betrag von einem Euro. Dort diente die Boeing 707 für Übungen und als Filmkulisse. Dann wurde der Unterhalt zu teuer. Ein Industrie-Auktionshaus versuchte, den vierstrahligen Jet als Ganzes zu versteigern, es fand sich allerdings kein Käufer. So fiel die Entscheidung, die Maschine zu zerlegen und Einzelteile von einem Auktionshaus versteigern zu lassen.
Thelen Industrial Demolition ist deutschlandweit in den Bereichen Montage, Demontage, industrieller Abbruch, Asbestsanierung, Umwelttechnik und Brandschadensanierung tätig. Bereits einen Monat vor dem Einsatz am Hamburger Flughafen hatten Mitarbeitende von TID auf dem – damals schon historischen – Flughafen Berlin-Tegel eine ausrangierte Boeing 707-400 zerkleinert. Dort wurde mit einem Sortiergreifer und einer Schrottschere gearbeitet.
Beide Boeings wurden zwar auf unterschiedliche Art und Weise zerlegt, erläutert Hamann, im Ergebnis jedoch innerhalb eines ähnlichen Zeitfensters.
"Im Falle der Hamburger Maschine ermöglichte die Diamantsäge ein äußerst präzises, sauberes und gezieltes Arbeiten, sodass ein größtmöglicher Teil der zerlegten Boeing 707 im originalen Zustand versteigert werden kann", erklärt der Diplom-Ingenieur und ergänzt außerdem: "Bei ähnlichen Aufgabenstellungen können wir uns durchaus vorstellen, wieder mit einer Kemroc-Diamantsäge zu arbeiten."
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