Anspruchsvolle Ziele gesteckt
"Wir wollen in den Bereich der Top 5 in Deutschland"
Die Wielton GmbH hat ihren Firmensitz im Frühjahr von Waltrop ins brandenburgische Trebbin verlegt. ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga sprach mit dem neuen Geschäftsführer Holger Kauer über die Ziele des Nutzfahrzeugherstellers.ABZ: Der Markt für Nutzfahrzeuge und speziell für Auflieger ist stark umkämpft. Wie positioniert sich Wielton gegenüber dem Wettbewerb?Kauer: Wielton ist vor 25 Jahren gegründet worden und damit im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern ein junges Unternehmen. Das führt zu einer sehr hohen Innovationskraft, die auch ein Grund dafür ist, warum wir so erfolgreich sind. Die Wielton-Gruppe beschäftigt rund 3500 Mitarbeiter, verfügt über modernste Produktionsanlagen und eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit einem hochmodernen Fahrzeugprüfstand für Sattelauflieger im polnischen Wielún. Gemessen an den Zulassungszahlen sind wir der drittgrößte Hersteller von Sattelaufliegern, Anhängern und Aufbauten in Europa. Es gibt eine Reihe von Ländern, in denen wir die Zulassungsstatistiken deutlich anführen, beispielsweise in Süd- oder Osteuropa. In Deutschland stehen wir aktuell noch auf Platz 10 der Statistik, aber unser Ziel ist es, auch hier in den Bereich der Top 5 kommen.ABZ: Zur Wielton-Gruppe zählen Koope- rationspartner wie Fruehauf, aber auch der Hersteller Langendorf.Kauer: Das Unternehmen Langendorf gehört seit 2016 auch zur Wielton-Gruppe. Im Markt begegnen wir uns allerdings teilweise als Wettbewerber, denn beide Unternehmen agieren eigenständig.ABZ: Wie hat sich die Pandemie auf die Geschäfts- und Umsatzentwicklung bei Wielton ausgewirkt?Kauer: Die Corona-Pandemie hat sich nicht nachhaltig auf uns ausgewirkt. Seit Mai 2021 bin ich Geschäftsführer der Wielton GmbH und die Ziele, die wir uns bisher gesteckt hatten, haben wir auch erreicht. Unser erster offizieller Auftritt auf der NUFAM hat uns dabei sicherlich geholfen. Momentan wachsen wir außergewöhnlich stark, wobei uns unsere automatisierte und hoch technisierte Produktion in Polen zugutekommt.ABZ: Wie hat sich der Kundenkontakt bei Wielton durch Corona verändert?Kauer: Wir verfolgen bei der Wielton GmbH eine Vertriebsstrategie, die auf Direktvertrieb setzt. Wir wissen, dass wir eine recht konservative Kundschaft haben, daher wollen wir den persönlichen Kundenkontakt weiter stärken. Dazu haben wir unsere Vertriebskapazitäten unlängst aufgestockt. Das Geschäft des Anhängerverkaufs ist noch wenig digitalisiert. Die Konfiguration eines Anhängers und der Kauf per Mausklick wie bei Amazon üblich, finden in dieser Branche so nicht statt. Das digitale Onlinegeschäft funktioniert zwar im Aftersales-Bereich schon sehr gut, aber im Verkauf von Sattelaufliegern, Anhängern und Aufbauten eben nicht. Denn obwohl vieles standardisiert ist, wird doch jeder Anhänger oder Auflieger individuell nach vielen verschiedenen Parametern konfiguriert. Hier erwarten Kunden eine fundierte Beratung und ein persönliches Gespräch. Das hat auch die Pandemie nur sehr wenig verändert, allenfalls der Vertragsabschluss selbst oder das Aushandeln letzter Positionen hat teilweise digital stattgefunden. Das ist einer der Gründe, warum die NUFAM als Messe zur Kontaktanbahnung in diesem Jahr einen besonderen Stellenwert einnahm. Alle namhaften Hersteller waren dort vertreten und man konnte das große Bedürfnis nach Informationen und Kontakten förmlich spüren, was uns natürlich auch zugutekam. Spannender wird da schon die Situation im nächsten Jahr, wenn die IAA Nutzfahrzeuge und die bauma in einem sehr engen Zeitfenster stattfinden werden. Das ist für Aussteller und Veranstalter eine große Herausforderung. Wir sind gespannt, wie das dann konkret aussieht. Ich befürchte, dass sich die Messen teilweise gegenseitig Konkurrenz machen werden.ABZ: Für 2022 gehen die Spitzenverbände der Branche von einer leichten Eintrübung der Geschäftslage aus, auch aufgrund der aktuellen Unsicherheit zu Lieferketten und in der Materialversorgung. Wie beurteilen Sie die Entwicklung bei Wielton in den kommenden Monaten?Kauer: Wir sind gut versorgt mit den erforderlichen Rohstoffen und Komponenten. Zudem haben wir schon länger eine Ausweitung der Produktionskapazitäten in Wielún um 50 Prozent geplant. Natürlich registrieren wir auch die drastisch steigenden Preise für Rohstoffe und Energie, die das Geschäft nicht einfacher machen. Aber durch unsere vorausschauenden Planungen sind wir gut aufgestellt und haben keine Engpässe. Sicherlich haben wir hier und dort auch Herausforderungen, wenn etwa ein Kunde ein bestimmtes Reifenfabrikat wünscht oder eine bestimmte Rückleuchte, aber dadurch treten bei uns keine Verzögerungen auf. Wir sind daher guten Mutes, was die geschäftliche Entwicklung angeht.
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ABZ: Wie treten Sie dem Vorwurf gegenüber, dass Wielton seine Produkte günstiger als der Wettbewerb anbietet?Kauer: Ich verstehe das nicht als Vortwurf. Unsere Produkte bieten eine hohe qualitative Verarbeitung und Robustheit und sind bei etwa gleichen Preisen zum Teil mit höherwertigen Komponenten ausgestattet. Wenn ein Wettbewerber beispielsweise Plastikholme anbietet, bieten wir sie aus Stahl an. Oder wir bieten einen Neun-Tonnen-Boden an, wo das Konkurrenzmodell nur einen Fünf-Tonnen-Boden aufweist. Außerdem verbauen wir ausschließlich Komponenten namhafter Hersteller – von Bosch bis Wabco. Dabei sind unsere Fahrzeuge fast alle förderfähig. Wenn Kunden über die BAG-Förderung einen vierstelligen Betrag zurückerhalten können, ist das ein gutes Kauf-argument. Hier schließt sich wieder der Kreis zu unserer modernen Fertigung. Das sehe ich also wirklich nicht als Vorwurf, sondern als echten Wettbewerbsvorteil.ABZ: CO2-Minderung und Dekarbonisierung werden aktuell heiß diskutiert. Wie steht Wielton zu diesen Themen?Kauer: Positiv, beispielsweise aufgrund der eben genannten Förderfähigkeit unserer Fahrzeuge. Die Förderfähigkeit erreichen wir durch besonders energie-effiziente Produkte, sei es durch die aerodynamische Konstruktion und Komponenten oder durch die Verwendung von Reifen mit geringem Rollwiderstand. In unseren modernen Produktionsanlagen legen wir zudem großen Wert auf nachhaltige Prozesse und digitale Prozesssteuerung. Das führt dazu, dass wir weniger Ressourcen verbrauchen und hier beachtliche Erfolge verzeichnen. Diese Effekte kommen letztlich unseren Kunden zugute.ABZ:: Wie würden Sie den klassischen Wielton-Kunden beschreiben?Kauer: Wielton-Kunden sind grundsätzlich keine Laien. Bei Interessenten oder Bestandskunden aus Familienbetrieben oder großen Fuhrparks haben wir es immer mit versierten Fachleuten zu tun, die genau wissen, welche Details sie an einem Auflieger verändert haben möchten. Sie bringen einen enormen Wissensschatz aus der täglichen Praxis mit und schätzen unsere sehr gut konstruierten, langlebigen und gewichtsoptimierten Produkte. Kunden, die Wielton neu entdecken, sind in der Regel neugierig und aufgeschlossen und begutachten unsere Auflieger mit einer sehr hohen technischen Versiertheit.ABZ: Welche strategischen Ziele verfolgt Wielton in der eigenen Geschäftsentwicklung im kommenden Jahr?Kauer: Wir verzeichnen eine konstante und ansteigende Nachfrage, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass Deutschland als Markt bereit ist für eine Alternative wie Wielton. Wir sehen hier viele Hersteller, die eher einen Manufakturcharakter mit vielen individuellen Lösungen bieten und Losgrößen von bis zu 500 Exemplaren stemmen können. Aber dass jetzt ein Hersteller auftritt, der sagt, dass er auch Bestellungen von 500 bis 1000 Einheiten problemlos bewältigen kann, ist eher neu. Wir arbeiten mit großen Logistikern und Vermietungsgesellschaften, bei denen wir beträchtliche Aufträge abschließen konnten. Wir sind sehr zuversichtlich, dass das anhält. Was unsere Geschäftsentwicklung betrifft, gehen wir von einem deutlichen Wachstum im deutschen Markt aus. Wir produzieren pro Tag etwa 80 Auflieger und erweitern derzeit unsere Kapazitäten deutlich, so dass wir im nächsten Jahr plus 50 Prozent produzieren können. Wir sind hier auf dem richtigen Weg. Zudem wollen wir unser Netz an Servicepartnern erweitern, um noch mehr Anlaufstellen für Kunden zu bieten. Gespräche dazu finden bereits statt. Auch die Bauwirtschaft ist für uns ein sehr wichtiges Marktsegment, in dem wir beispielsweise mit unseren Kippern schon gut vertreten sind.ABZ: Welche Produktbereiche sollen ausgebaut werden?Kauer: In einigen Bereichen sind wir bereits sehr gut im Markt unterwegs. Unsere Auflieger und Kipper wie der Curtain Master oder der Strong Master sind Selbstläufer. Diese Produktsegmente werden konsequent weiterentwickelt. Wir wollen zudem stärker in der Entsorgungsbranche vertreten sein. Neben unseren Abroll-Anhängern ist auch ein Schlittenanhänger als deutsche Spezifikation geplant. Darüber hinaus haben wir uns im Volumenbereich viel vorgenommen.