Holz-Beton-Hybridbauten

Vorteile von zwei Baustoffen vereint

DW Systembau Betonfertigteile
Blick in die Apartements der Studierenden in Wuppertal: Große, deckenhohe Fensterflächen lassen "innen" mit "außen" verschmelzen, die langen Spannweiten der Spannbeton-Fertigdecken ermöglichen anpassungsfähige Grundrisse. Foto: Thomas Bocian

Schneverdingen (ABZ). – Die Baubranche steht seit Jahren bei Ökonomen und Ökologen gleichermaßen in der Kritik. Von den Bauunternehmern fordern Wirtschaftsweise und Volksökonomen eine deutliche Verbesserung ihrer Produktivität auf Baustellen.

Hat die Gesamtwirtschaft in den letzten 30 Jahren um 40 % zugelegt, so dümpelt das Baugewerbe immer noch auf dem Level von Anfang der 90er Jahre. Von der Industrie verlangen Ökologen, den Schalter endlich umzulegen und mehr Rücksicht auf unsere Umwelt zu nehmen.

Konkret heißt das, weniger Rohstoffverbräuche und Schadstoffemissionen – allein etwa 8 % der weltweiten CO2-Emmisionen fallen bei der Herstellung von Zement an – und mehr Einsatz rezyklierten Materialien – 2016 wurde beispielsweise in Deutschland von den 58,5 Millionen Tonnen mineralischem Bauschutt nur 7,5 Millionen Tonnen (12,7 %) in Baustoffen wiederverwertet.

Inzwischen hat auch die Politik reagiert und die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert. Holzbauten sind als Alternativen zum Massivbau in einigen Landesbauordnungen bereits seit 2015 und in der Musterbauordnung seit 2019 – bei entsprechenden konstruktiven Voraussetzungen – in der Gebäudeklasse 4 und 5 bis zu einer Höhe von 22 m möglich. Damit ist der Weg frei. Mit den Holzbauunternehmen erscheinen neue Player auf dem mehrgeschossigen Wohnungsmarkt. Zu lange hat man traditionellen Bauunternehmen geglaubt, dass sie den fehlenden Wohnraum in unseren Städten schon irgendwie schaffen würden.

Jetzt ist es die Holzbauindustrie, die beweisen will, dass ihre serielle Bauweise für "schneller", "wirtschaftlicher" und "nachhaltiger" steht, so die DW Systembau aus Schneverdingen.

Investoren, Architekten und Konstrukteure nehmen die neuen Herausforderungen aus dem mehrgeschossigen Holzbau an. Sie nutzen die Gunst der Stunde, sie optimieren ihre Entwürfe und suchen nach pragmatischen, zukunftstauglicheren Tragwerkskonzepten.

Dazu gehört bei Außenwänden der Einsatz von Holz, das als nachwachsender und klimaneutraler Rohstoff allgemein eine sehr hohe Akzeptanz besitzt. Das passende Deckensystem dazu sind Spannbeton-Fertigdecken. Sie werden wie die Wandelemente industriell hergestellt und kommen fertig auf die Baustellen. So tragen sie selbst – anders als Ortbeton- oder "Filigran"-Decken – kaum Feuchtigkeit ins Gebäude und durch den schnellen Baufortschritt – ganze Geschosse entstehen an einem Tag – werden auch witterungsabhängige Feuchteeinträge minimiert.

Bei größeren Gebäuden spielen Brandschutz und Schallschutz eine wichtige Rolle und besonders im Geschosswohnungsbau sind Konstruktionen mit Holzdecken sehr aufwändig und hochpreisig. Mit den wirtschaftlichen Spannbeton-Fertigdecken lassen sich alle bauphysikalischen Anforderungen erfüllen. Außerdem ermöglichen vorgespannte Betondecken gegenüber Holzbalkendecken deutlich größere Spannweiten, so dass auf tragende Innenwände verzichtet werden kann, was wiederum eine der wichtigsten Grundvoraussetzung für anpassungsfähige Grundrisse und lange Nutzungszyklen ist.

Überall in Deutschland entstehen derzeit diese Holz-Beton-Hybridbauten, die die Vorteile beider Werkstoffe vereinen. Dabei ist "Standardisierung" nicht mit "Eintönigkeit" gleichzusetzen, wie die Studierendenwohnheime in Bochum und Wuppertal eindrucksvoll unter Beweis stellen. Das sah auch der Bund Deutscher Architekten (BDA) Bochum und prämierte das Studierendenwohnheim Siepenfeld in Bochum von ACMS Architekten aus Wuppertal mit dem Architekturpreis 2020.

Der hohe Grad an Vorfertigung reduziert Schnittstellen auf der Baustelle, die oft Grund für unnötige Fehlerquellen und Bauverzögerungen darstellen.

Mit dem Wissen, dass immer komplexeren Bauaufgaben immer weniger Fachkräfte gegenüberstehen, ist es höchste Zeit, auch auf unseren Baustellen im industriellen Zeitalter anzukommen.

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