Bilanz 2020

Zahl tödlicher Arbeitsunfälle steigt

von: Jennifer Schüller
BG Bau
Negativ: Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist von 2019 auf 2020 deutlich gestiegen. Abb.: BG BAU

Berlin. – Die BG BAU legte vergangene Woche die Bilanz für das abgelaufene Jahr 2020 vor. Während die Zahl der Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft und im Bereich baunaher Dienstleistungen insgesamt gesunken ist, zeigt sich bei den Arbeitsunfällen mit Todesfolge ein anderer Trend: Rund 97 Beschäftigte kamen im vergangenen Jahr ums Leben – ein Wert mit dem die Branche nicht zufrieden sein dürfe, wie Hansjörg Schmidt-Kraeplin, seit 1. Juli 2021 Hauptgeschäftsführer der BG BAU bei der offiziellen Pressekonferenz resümierte."Wir reden seit Jahrzehnten über Prävention, aber durch Corona hat sich das Bewusstsein darüber, was diese bedeutet, geschärft", erklärte Schmidt-Kraeplin gleich zu Beginn der Pressekonferenz. So sei die Anzahl meldepflichtiger Arbeitsunfälle von 106 774 im Jahr 2019 auf 103 970 im Jahr 2020 gesunken. Auch die Quote von Arbeitsunfällen je 1000 Vollarbeiter liegt erstmals unter 50. Die Zahlen habe sich in den vergangenen 20 Jahren nahezu halbiert, dennoch sei diese "immer noch viel zu hoch", so Schmidt-Kraeplins Einschätzung. Betrachte man den gesamten Arbeitsmarkt liege die Quote etwa bei 23 bis 24, der Wert im Baugewerbe ist somit fast doppelt so hoch. Und auch der Anstieg tödlicher Unfälle im vergangenen Jahr ist laut dem Hauptgeschäftsführer der BG BAU ein Grund zur Sorge."Im vergangenen Jahr sind 97 Menschen aufgrund von Arbeitsunfällen gestorben. Damit können und dürfen wir nicht zufrieden sein. Niemand sollte seine Arbeit mit dem Leben bezahlen müssen", machte Schmidt-Kraeplin deutlich. Im Anschluss an Schmidt-Kraeplins Statement ging Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU, detailierter auf die Zahlen ein und verdeutlichte dabei, dass grundsätzlich zwar die Anzahl meldepflichtiger Unfälle leicht zurückgegangen, aber die Zahl an Schwerstunfälle mit langwierigen Folgen recht hoch sei. Auf diese Fälle müsse bei der Prävention besonders geachtet werden, so der Experte. Zu den häufigsten Unfallursachen zählen laut Arenz Abstürze sowie Verletzungen durch stürzende Bauteile oder Baumaschinen. "Abstürze von hochgelegenen Arbeitsplätzen führen fast immer zu schweren Verletzungen, mit dramatischen Folgen für die Betroffenen und enden bei größeren Absturzhöhen oft tödlich", erklärte der Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU. Dabei seien sie durch die Einhaltung weniger einfacher Regeln vermeidbar. Der Fokus auf Prävention müsse hier noch einmal gestärkt werden, so ArenzAbstürze von Leitern, Gerüsten und Dächern machten rund die Hälfte aller tödlicher Unfälle aus, die im vergangenen Jahr aufgezeichnet wurden. Vondiesen Abstürzen ereigneten sich 17 auf Dächern (15 davon waren Abstürze nach Innen). Elf Stürze wurden von Gerüsten und acht von Leitern verzeichnet. Letztere sind laut Arenz maßgeblich für die Schwerstunfälle gewesen. Weitere tödliche Unfälle ereigneten sich im Zusammenhang mit herabfallenden Bauteilen oder instabilen Bauzwischenständen (16) sowie Baumaschinen (14). Dieser Trend einer steigenden Zahl tödlicher Arbeitsunfälle ist laut Arenz nicht akzeptabel: "Wir müssen am Ball bleiben und nachhaltige Impulse setzen."Als dritter Experte im Bunde, meldete sich Gerd Renz, Zimmerermeister und Präsident des Verbandes des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg zu Wort. Auch er zeigt sich bestürzt angesichts der steigenden Anzahl tödlicher Unfälle: "Die Zahlen sind nicht das, was wir uns wünschen und sind auch nicht damit kompatibel, was wir auf den Baustellen predigen." Seiner Einschätzung nach muss das Bewusstsein für die Risiken in den Köpfen der Menschen ankommen. "Nur wenn alle den Sinn von Arbeitsschutz erkennen, wird sich etwas am Verhalten ändern. Dazu müssen wir alle beitragen. Wir müssen Sicherheit vorleben und weg vom falschen Heldentum. Cool ist, wer sich sichert – und nicht wer sich traut, ohne Absicherung nach ganz oben zu klettern", erklärte Renz bei der Pressekonferenz und ließ anklingen, dass seiner Einschätzung nach in dieser Hinsicht ein Sinneswandel zu beobachten ist, der auf einem Generationsunterschied beruht."Wir sehen einen deutlichen Wandel bei den Jüngeren", sagte Renz. Die nachkommende Generation sei auch durch ihre Ausbildung stärker für den Arbeitsschutz sensibilisiert und fordere diesen auch vermehrt ein. Darin müssten sie bestärkt werden, so die Einschätzung des Zimmerermeisters und Präsidenten des Verbandes des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg. Denn: Besonders bei der älteren Generation müsse häufig noch ein besseres Bewusstsein geschaffen und um Akzeptanz geworben werden. Dies sei mitunter nicht ganz einfach. Wer 25 Jahre unfallfrei gearbeitet habe, sei meist unbedachter, weil bisher nie etwas Schlimmes passiert ist."Deshalb müssen wir als Unternehmer bereit sein, in Sicherheit zu investieren", so Renz. Hilfreich sei bei der Implementierung von Arbeitsschutz auch der Runde Tisch "Wir zimmern sicher – Initiative Holzbau". Dort kommen Unternehmer, BG BAU und Praktiker zusammen, um gemeinsam Möglichkeiten für eine verbesserte Arbeitssicherheit zu diskutieren.Neben Statistiken zum Thema Arbeitsunfälle legten die Experten auch Daten über gemeldete Berufskrankheiten vor. Demnach ist ein leichter Anstieg bei den Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit zu verzeichnen. Mit 15 821 Verdachtsanzeigen im Jahr 2020 stieg die Zahl um rund 0,8 Prozent im Vergleich zu 2019. Die am häufigsten gemeldeten Verdachtsfälle sind der weiße Hautkrebs (2768), Lärmschwerhörigkeit (2686) und Lungenkrebs in Verbindung mit Asbest (1411). Obwohl die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr das alles-beherrschende Thema war, blieb die Bauwirtschaft laut Hansjörg Schmidt-Kraeplin von den Auswirkungen der Krise weitestgehend verschont. "Die Branche hat Corona gut gemeistert", so die Einschätzung des Geschäftsführers der BG BAU. Eine Corona-Erkrankung wird von der BG BAU als Arbeitskrankheit anerkannt, im vergangenen Jahr habe es aber nur wenige Meldungen diesbezüglich gegeben. "In der Bauwirtschaft gab es keine Hot-Spots", resümierte Schmidt-Kraeplin.

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