50. Großseminar des VDBUM wurde als Sommerseminar abgehalten

Starke Themen, tolle Stimmung, rege Beteiligung

Willingen (ABZ). – Nach zweieinhalbjähriger Abstinenz richtete der VDBUM in Willingen sein 50. Großseminar aus, das zum vollen Erfolg wurde. Mehr als 1000 Teilnehmer, mehr als 100 Fachaussteller, rund 50 Vorträge und über 40 Bewerbungen für den diesjährigen Förderpreis sind nur vier Eckpunkte, die aufzeigen können, dass der VDBUM auch in der Pandemiezeit hervorragende Arbeit geleistet hat.
VDBUM-Seminar
Mehr als 1000 Führungskräfte haben vom 19. bis 22. Juli am Jubiläumsseminar des Verbandes der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e. V. (VDBUM) in Willingen teilgenommen und rege das Vortragsprogramm besucht. FOTO: FAJGA

Am Anreisetag des fünfzigsten VDBUM-Großseminars war die Stimmung unter vielen Ankommenden so, wie aktuell auf allen Ausstellungen, Messen und Events: Jeder stellt sich die Frage, ob wieder so viele Teilnehmer wie vor der Pandemie begrüßt werden können und wie das Event wohl verlaufen wird? Beim Großseminar in Willingen wurden etwaige Bedenken direkt bei der Ankunft aufgelöst: Ein Spalier an Baumaschinen aller Größen und Anwendungsbereiche empfing Ankommende an den Zufahrtstraßen des Hotels, Parkplätze waren schnell belegt und überall auf den Gängen und im Freigelände herrschte reges Treiben. Und das nahm an den drei folgenden Messetagen noch kräftig zu, was auch eine imposante Zahl beweisen kann: Mehr als 1000 Führungskräfte haben vom 19. bis 22. Juli am Jubiläumsseminar des Verbandes der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e. V. in Willingen teilgenommen, deutlich mehr, als beim letzten Großseminar in 2019 mit über 900 Teilnehmern.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Gärtner/in (m/w/d) mit Führerschein , Bad Schwartau  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
VDBUM-Seminar
Die Teilnehmer des VDBUM-Großseminars wurden in Willingen mit einem Spalier aus Baumaschinen begrüßt. FOTO: FAJGA

Der imaginäre Stein, der den Verantwortlichen von der Seele gefallen ist, weil das Großseminar nach langer Abstinenz wieder stattfinden konnte, konnte man am ersten Galaabend in der Upland-Arena förmlich auf den Hallenboden plumpsen hören. "Eeeendlich" begann dann auch VDBUM-Präsident Peter Guttenberger seine Eröffnungsrede und brachte damit die Freude aller zum Ausdruck, dass der Wissens-Check-up im Kongresshotel Sauerland Stern Hotel in Willingen in eine neue Runde gehen konnte. Guttenberger ging dann auf die Erfolge des VDBUM in den vergangenen 50 Jahren ein, benannte künftige Herausforderungen, denen der Verband mit dem "Strategieplan 2030" begegnen will und rief anschaulich in Erinnerung warum das seit 2002 eingesetzte Verbandslogo noch immer hervorragend passt.

Manch einem im Saal war nicht bewusst, dass die sieben Quader rechts neben dem Verbandsnamen gleichermaßen für die Sitze eines griechischen oder römischen Forums stehen und für die Zähne eines Zahnrads, das die Baggerkette antreibt oder in einem Getriebe wirkt. Die Sitze symbolisieren die Kommunikation und die Verbindung zwischen Menschen, das Zahnrad soll die technische Kompetenz des VDBUM abbilden.

Rund 50 Vorträge

Die Verantwortlichen des VDBUM hatten sich denn auch für das fünfzigste Großseminar einiges vorgenommen, wobei Keynotes, Galaabende und Podiumsdiskussionen die Highlights der Tage darstellten, die tagsüber von rund 50 parallelen Fachvorträgen und einer Fachausstellung begleitet wurden. Ein Highlight am Abend des ersten Seminartags war sicherlich der Impulsvortrag von Professor Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Er ging in seiner Rede auf die Aufgaben der kommenden zehn bis 15 Jahre ein, insbesondere auf die wirtschaftliche, die digital-ökologische und die soziale Transformation. Zu den aktuellen Problemen zählten, dass "wir uns viel zu sehr einseitig abhängig gemacht haben", und dass die Produktion zu effizient gestaltet wurde. "Just-in-time hat funktioniert, tut es nun aber eben nicht mehr". Manche leiteten daraus den Schluss ab, die Globalisierung sei gescheitert.

VDBUM-Seminar
Die parallelle Fachausstellung fand in einem großen Zelt neben den Seminarräumen statt. FOTO: FAJGA

Dem widersprach der Ökonom auch mit Blick auf Großbritannien nach dem Brexit: "Wir brauchen mehr Standbeine und nicht weniger, sondern mehr Globalisierung." Um die Transformation zu bewerkstelligen, seien deutlich mehr Zukunftsinvestitionen vonnöten. "Der deutsche Staat hat zu lange von seiner Substanz gelebt, so Prof. Fratzscher. Sorgen bereiten ihm die zunehmende Spaltung der Gesellschaft und der Fachkräftemangel, der Deutschland weitaus heftiger treffe als andere Staaten. Nötig seien mehr Wertschätzung für Einwanderer, das Aktvieren der "stillen Reserve des Landes", der Frauen, mehr Qualifizierung und flexible Arbeitszeitmodelle.

Rege Podiumsdiskussion

Zu den Highlights des Großseminars zählt sicher auch die Podiumsdiskussion am Dienstagvormittag, zu der Moderatorin Alexandra von Lingen namhafte Vertreter der Branche und Firmenlenker begrüßen konnte: Peter Guttenberger, Geschäftsführer Max Bögl Transport und Geräte sowie Präsident des VDBUM, Peter Gerstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zeppelin GmbH, Thomas Echterhoff, Geschäftsführender Gesellschafter der Bauunternehmung Gebr. Echterhoff sowie Präsident des Bauindustrieverbandes Niedersachsen, Prof. Dr.-Ing. Alfred Ulrich, Kölner Labor für Baumaschinen, TH Köln, Christian-Hans Bültemeier, Vorstand Hansa-Flex und Roland Caillé, MTA-Leiter, Gottfried Stehnke Bauunternehmung sowie VDBUM-Vorstandsmitglied, waren mit von der Partie.

In der Diskussion ging es dann auch – thematisch – voll zur Sache: "Wir haben gut gefüllte Auftragsbücher, teils blockieren uns aber viel zu lange Genehmigungsvorgänge. Ist die Genehmigung da, sollen wir gleich morgen beginnen. Hinzu kommt in einigen Bereichen die Lieferkettenproblematik, die zu Verzögerungen führt", erklärte Peter Guttenberger. "Corona hat uns gezeigt, dass die Verwaltung am Boden ist", monierte Thomas Echterhoff. Als Positivbeispiel nannte er, das Ahrtal. Dort sei die Infrastruktur nach der Hochwasserkatastrophe pragmatisch wiederhergestellt worden. Peter Gerstmann berichtete, dass der russische Angriffskrieg eine Zäsur für das Unternehmen bedeute, da ein wesentliches Geschäftsfeld in Russland und der Ukraine wegbreche. Gerstmann und Christian-Hans Bültemeier berichteten, dass ihre Unternehmen die Lagerkapazitäten ausgebaut haben und damit nicht nur auf Rendite, sondern auch auf Verfügbarkeit setzen. Einigkeit bestand darin, dass jene Firmen, die den Markt bislang gut behandelt haben, nun bessere Karten hätten. Mittelständler seien in der Lage, mit langjährigen Kunden Lösungen zu erarbeiten. Hohe Energiekosten könne die Branche durch Energieeffizienz abfedern. "Wir können 50 Prozent der Dieselkraftstoffe durch die Nutzung akkubetriebener Technik einsparen", erläuterte Professor Ulrich das Potential der Elektrifizierung. Als wesentlichen Hebel beim Vorankommen der Digitalisierung mahnte Peter Guttenberger "mehr Standardisierung" an. Thomas Echterhoff bezeichnete das baubegleitende Planen als großes Brancheproblem, das besonders stark in Deutschland hervorsteche.

Fachkräftemangel besteht weiter

Beim Thema Fachkräftemangel wies Peter Gerstmann darauf hin, dass es sich hier nicht etwa um eine Akademikerproblematik handele: "Wir brauchen vor allem Facharbeiter, der Akademikeranteil liegt bei acht Prozent." Thomas Echterhoff rief in diesem Zusammenhang für mehr Wertschätzung für nicht-akademische Berufe auf. Alexandra von Lingen berichtete, dass Corona es leider verhindert hatte, eine Frau aufs Podium zu bekommen, unterbrach die Podiumsdiskussion und interviewte im Publikum Karin Hammerl-Ranftl, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Firmengruppe Max Bögl. Sie erklärte, dass bei Max Bögl immerhin 15 Prozent Frauen beschäftigt sind, hauptsächlich allerdings im Bereich Verwaltung. Baumaschinenführerinnen müssten auch heute noch beweisen, was sie draufhaben. Der gute Wille in den Unternehmens sei vorhanden, warf Roland Caillé ein: "Wir haben aber noch immer keine Bewerbungen von Frauen erhalten, obwohl wir körperlich schonende Tätigkeiten ausgeschrieben haben. Die Zuhörer der Diskussionsrunden konnten sich aber nicht nur an spannenden Inhalten erfreuen, sondern erstmals auch aktiv eingreifen. Denn die Zuhörer erhielten über ein Tool des VDBUM-Partners DAY4Solutions die Möglichkeit, interaktiv mitzuwirken. Über ihr Smartphone konnten sie auf Fragen der Moderatorin Stichworte oder Antworten beisteuern, die direkt auf der Leinwand der Podiumsdiskussion übertragen wurden. Über diesen Weg konnten Teilnehmer auch Fragen posten.

Vortragsprogramm begeistert

Der VDBUM hatte sich von seinen Fördermitgliedern anlässlich des fünfzigsten Jubiläums ein besonderes Vortragsprogramm gewünscht. Ein Hersteller und ein Anwender sollten ein Produkt aus ihrer jeweiligen Perspektive darstellen. Dies setzten die Referenten ganz unterschiedlich um: teils sprach zunächst der eine, dann der andere oder die Referenten wechselten sich ab, was für Dynamik sorgte, teils wurden die Produkte auch per Videoeinspieler dargestellt. Zum Abschluss wurden Fragen aus dem Auditorium beantwortet. Gerade hier spielte das Format seine Stärke aus, da sich immer wieder Zuhörer mit Investitionsbereitschaft zu Wort meldeten, die bislang aber aus verschiedenen Gründen gezögert hatten. Die Anwender konnten ihnen aus eigener Erfahrung berichten, wie die Umstellung auf ein neues System vonstattenging, welche "Kinderkrankheiten" es gab oder wie die Belegschaft mitgenommen werden konnte.

Im Rahmen des Patenschaftsprogramms gaben darüber hinaus VDBUM, Partnerunternehmen und Ausbildungszentren 20 Studierenden und Meisterschülern die Gelegenheit zur Seminarteilnahme. Bei der Einführung zu Beginn des Seminars stellten die Unternehmensvertreter sich den jungen Männern und Frauen vor und fragten nach ihren Erwartungen. Größtenteils bezog sich das Interesse auf den Besuch spannender Vorträge und das Knüpfen von Kontakten. Der Fall der zuvor erwähnten Franziska Büscher zeigt, wie gut das klappt.

Erstmals fand die begleitende Fachausstellung mit über 100 Teilnehmern nicht innerhalb des Kongresszentrums statt, sondern in einem riesigen Zelt im Freigelände. Der Sommertermin ermöglichte die Präsentation von deutlich mehr Baumaschinen und Geräten in der Freifläche als zum üblichen Wintertermin. "Die Fachausstellung hätten wir im Saal des Hotels auch nicht mehr unterbringen können", erläuterte Dieter Schnittjer, Präsident, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer des VDBUM. Dass es der Wettergott an den ersten beiden Tagen etwas zu gut meinte und Temperaturspitzenwerte lieferte, forderte den Ausstellern im Zelt einiges ab. Der Aussteller Skancraft half schnell und kühlte das Zelt mit einer Berieselungsanlage von oben, was die Temperatur immerhin um 5 Grad Celsius drosselte. Am Donnerstag und Freitag sanken die Temperaturen und ermöglichten Gespräche in angenehmer Atmosphäre.

Richtig gut kamen da die VDBUM-Liegestühle an, die in einer Stückzahl von 20 Stück produziert worden waren und im Freigelände zum Verweilen einluden. Sie gingen quasi als Frühbucherrabatt an die ersten 20 Personen, die noch auf dem Großseminar ihre Teilnahme für 2023 gebucht haben.

Förderpreis, App und Nachwuchs

Zum bereits neunten Mal wurde der VDBUM-Förderpreis in drei Kategorien vergeben. Insgesamt hatten sich über 40 Firmen mit Projekten um den Preis beworben. Der etablierte und mit jeweils 2500 Euro dotierte Preis ging an die DMT Dekena- Maschinentechnik GmbH, die Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH und die TU Dresden. Der erstmals verliehene Sonderpreis für Start-ups ging an die instagrid GmbH. Dipl.-Ing. Stephan Kesser vom Institut für Fördertechnik, Materialfluss und Logistik an der TU München sowie Prof. Dr. Alfred Ulrich von der Fakultät für Anlagen, Energie und Maschinensysteme, Institut für Bau- und Landmaschinentechnik Köln (IBL), deren beruflicher Weg 1984 begann. Sie wurden von Prof. Jan Scholten für ihr berufliches Lebenswerk geehrt. "Ich ziehe meinen Hut vor dem, was Sie für die Branche geleistet haben", richtete Peter Guttenberger an die beiden Geehrten.

Eine Neuheit präsentierte der VDBUM an seinem Stand mit der VDBUM-App. User finden Veranstaltungstermine, News, Ansprechpartner und vieles mehr. Auch besteht die Gelegenheit, mit anderen Mitgliedern im Kontakt zu bleiben.

Nun könnte mancher meinen, dass ein Verband nach 50 Jahren erste Alterserscheinungen zeigt oder gar unbeweglicher wird – vom VDBUM kann man dies wahrlich nicht behaupten. Marco Fecke, neues und jüngstes Vorstandsmitglied, berichtete dass zehn Prozent aller VDBUM-Mitglieder unter 35 Jahre alt sind und beim Großseminar fiel die nicht unbeträchtliche Zahl junger Teilnehmer auf. "Die jungen Mitglieder treiben uns an", so Geschäftsführer Dieter Schnittjer.

Den Nachwuchs hat der VDBUM generell durch den Baumaschinen-Erlebnis-Tag, das Patenschaftsprogramm, den VDBUM-Zukunftszirkel oder den Azubi-Cup fest im Blick. Während des Großseminars wurden in Willingen die Finalrunde der neuesten Aktion, der Azubi-Cup oder richtigerweise die 1. Deutschen Meisterschaften im Steuern von Baumaschinen-Simulatoren von 13 jungen Männern und einer jungen Frau ausgefochten. Den dritten Platz sicherte sich Andrin Schaper (Zeppelin Baumaschinen GmbH), Zweiter wurde Marc Philipp Zurborn (OevermannVerkehrswegebau GmbH). Den ersten Platz erreichte Ben Strauch (Straßen- und Tiefbau GmbH See). Der Azubi-Cup wird im zweijährigen Turnus fortgesetzt – mit Regionalmeisterschaften im kommenden Jahr und dem Finale beim VDBUM Großseminar 2024.

Showact und Zukunft

Den Showact am dritten Galaabend präsentierte Stihl mit einem Ausschnitt seiner Waldarbeits-Meisterschaften. Die Schnelligkeit und Präzision, in der die Aufgaben ausgeführt worden, sorgen für Staunen. In der Upland-Arena konnten zwar keine konventionellen Kettensägen eingesetzt werden, aber auch die Akku-Sägen überzeugten. Daneben stand Carving im Mittelpunkt, eine Disziplin, bei der Skulpturen mit Kettensägen hergestellt werden. Andreas Epple, der zum 1. Januar 2023 Geschäftsführer der Stihl-Vertriebszentrale wird, nutzte die Gelegenheit, dem VDBUM eine Skulptur für die Geschäftsstelle in Stuhr zu überreichen, die Res Hofmann, amtierende deutsche Meisterin im Speed-Carving, geschaffen hat. Erfreut zeigten sich die Verantwortlichen des VDBUM auch darüber, dass 85 Prozent der Aussteller und Besucher sich für das ursprünglich vom 25. bis 28. Januar 2022 terminierte Großseminar angemeldet hatten, nun am Sommerseminar teilgenommen haben. "Das ist ein starkes Ergebnis", so Dieter Schnittjer. Dennoch steht bereits fest, dass das nächste Großseminar wieder im Winter stattfinden soll. "Das Sommerseminar war eine spannende Erfahrung. Der Sommer ist und bleibt aber Bauzeit und daher wird das Großseminar 2023 wieder im Winter ausgerichtet", so Dieter Schnittjer. Das 51. VDBUM Großseminar findet vom 24. bis 27. Januar 2023 in Willingen statt.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen