bauma-2022-Highlights von Komatsu

"Die bauma wird wieder ein Publikumsmagnet"

Marco Maschke, Leiter Deutschlandbüro bei Komatsu Europe International, erklärt ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga, warum die bauma einen so hohen Stellenwert bei dem Hersteller genießt und welche Neuheiten es zu sehen geben wird.
Komatsu bauma München
Marco Maschke ist Leiter Deutschlandbüro bei Komatsu Europe International. Foto: Kai-Werner Fajga

ABZ: Welche Erwartungen hat Komatsu an die bauma 2022?

Maschke: Die bauma wird mit Sicherheit eine Messe werden, wie wir sie noch nie hatten. Der ungewöhnliche Zeitpunkt zum Ausklang des Jahres ist der Pandemie geschuldet und die Kriegssituation in Europa beschäftigt unsere Kunden, unsere Vertriebspartner und natürlich auch uns als Hersteller. Gleichwohl sind wir überzeugt davon, dass die bauma als Weltleitmesse unserer Branche wieder ein Publikumsmagnet werden wird. Daher sehen wir es für uns als "quasi-europäischer" Hersteller als eine Verpflichtung, bei dieser Messe dabei zu sein und unsere Präsenz gegenüber den Vorjahren sogar noch auszubauen. Zumal in der derzeitigen Krisensituation die Themen der diesjährigen bauma aktueller sind denn je: Reduzierung der CO2-Emissionen und Digitalisierung. Hier freuen wir uns darauf, unseren Kunden entsprechende Lösungen zeigen zu können. Und über allem steht natürlich der Ansporn, wieder intensiv mit unseren Kunden ins Gespräch zu kommen. Hier kommt uns zu Gute, dass wir als Hersteller in Europa mit mehreren Werken, unter anderem in Deutschland, sehr stark verankert sind und somit die Kundenimpulse direkt aufnehmen können.

ABZ: Rechnen Sie mit weniger außereuropäischen Besuchern?

Maschke: Es wird einerseits der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reisebedingungen geschuldet sein, dass die Besucherstruktur auf dieser bauma anders als in den Vorjahren ausfallen wird. Darüber hinaus wird wohl der Großteil der Besucher aus Russland und der Ukraine fehlen. Andererseits spüren wir ein großes Interesse unserer globalen Kunden, sich mal wieder persönlich zu treffen und auszutauschen. So haben sich zum Beispiel bereits Kundengruppen aus Nord- und Südamerika sowie Ozeanien für einen Besuch bei uns auf der bauma angekündigt. Grundsätzlich kann ich sagen, dass wir mit der Teilnahme an der IFAT im Frühjahr sowie der im September durchgeführten GaLaBau-Messe sehr zufrieden sind. Die dort verzeichneten Besucherströme auf unseren Ständen stimmen mich sehr zuversichtlich, dass auch die bauma für alle Aussteller zum Erfolg werden wird.

ABZ: Was gibt es denn Neues bei Komatsu zur bauma?

Maschke: Die Themen, die in unserer Branche alle bewegen, sind natürlich Elektrifizierung und Digitalisierung. Und entsprechend werden wir uns hier präsentieren. Wir werden beispielsweise als Neuheit eine ganze Bandbreite von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen zeigen. Erstmals zur letzten bauma hatten wir einen kleinen Ausblick gegeben, wie so etwas bei Komatsu aussehen könnte. Und nun werden wir nicht nur elektrifizierte Maschinen zeigen, sondern auch einen vollelektrisch betriebenen Minibagger, bei dem sämtliche Bewegungen rein elektrisch ausgeführt werden. Darüber hinaus bleibt die Digitalisierung der Baustelle für Komatsu ein ganz wichtiges Thema. Hier werden wir im Bereich Smart Construction neue Dienstleistungen und Lösungen vorstellen, die die Umsetzung von der Vision in die Praxis zeigen. Natürlich werden wir auch einen Ausblick geben, wie die digitale Transformation zukünftig von und mit Komatsu gestaltet wird. Auch in der Form der Präsentation unserer Maschinen wird es Neuerungen geben.

Die Art und Weise, wie Maschinen zur bauma 2022 präsentiert werden, wird sehr innovativ sein und soll vor allem die jüngere Generation ansprechen und an unsere Maschinen heranführen. Dazu zählt beispielsweise eine virtuelle Produktpräsentation der neuen Radladermodelle, wie der WA485, und die nächste Generation unseres bewährten PC210.

ABZ: Warum wollen Sie die jüngere Generation ansprechen?

Maschke: Weil wir, wie alle Anwender und Hersteller in unserer Branche, dem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel entgegen wirken müssen. Es gibt im Bau und natürlich auch in der Baumaschinen-Branche viele tolle Lehrberufe. Und nach wie vor gibt es viele Baumaschinen- und Baugerätehersteller, die in Deutschland und Europa tätig sind. Leider aber wird die Produktion oder auch der Service von Baumaschinen oder das Arbeiten auf dem Bau von der jüngeren Generation als nicht besonders attraktiv empfunden. Wir müssen die Transformation von der Baustelle oder der Herstellung zum innovativen Arbeitsplatz von morgen schaffen. Insofern unterstützen wir die Initiative des VDMA mit Think Big auf der bauma. Es ist eine sehr gute Möglichkeit, um junge Menschen an unsere Branche heranzuführen. Wenn man bedenkt, dass Maschinen heutzutage ganz anders gesteuert und bedient werden, als es noch vor 30 oder 40 Jahren der Fall war, sollte das eigentlich nicht schwer sein. Moderne Maschinen werden heute komplett smart gesteuert. Und Projekte müssen in Zukunft auch so abgewickelt können, dass unerfahrene Fahrer beste Ergebnisse erzielen können. Daher zeigen wir ergänzend unsere Baumaschinensimulatoren auf der bauma, die für sichere und ressourcenschonende Fahrerschulungen mit unterschiedlichen Kenntnisständen konzipiert sind.

ABZ: Welche weiteren Neuheiten wird Komatsu zur bauma präsentieren?

Maschke: Unsere Highlights sind die bereits erwähnten elektrischen Maschinen. Darunter der PC01, jeweils ein Bagger in der Drei-Tonnen- und 20-Tonnen-Klasse sowie ein Konzept für einen weiteren vollelektrischen, fernsteuerbaren Minibagger. Virtuell werden wir im Innenbereich einen Ausblick auf unsere neue Baggergeneration sowie unseren neuen WA700 geben. Im Außengelände werden wir als Highlights unseren nagelneuen Miningbagger PC950 der 95-Tonnen-Klasse zeigen sowie unseren Abbruchbagger PC490HRD K100 mit einer Auslegerwechseleinheit, mit der der Wechsel zwischen verschiedenen Auslegern vollhydraulisch minutenschnell gelingt.

Darüber hinaus werden unsere Kunden auf unserem Messestand alle Maschinenkategorien sehen, die sie von einem Vollsortimentsanbieter erwarten können: vom Micro-Bagger zum Miningbagger, verschiedene Muldenkipper, eine neue Generation an Baggerladern und Kompaktladern, diverse Radlader und Planierraupen sowie einen neuen 13-Tonnen-Mobilbagger PW138.

Neben unserer ersten offiziellen CO2-neutralen Maschine, unserem Mobilbrecher BR380, werden wir im Außengelände natürlich wieder einen 400-Tonnen-Miningbagger PC4000 präsentieren, der übrigens auch elektrisch angetrieben wird.

ABZ: Was sind nach Ihrer Meinung die wichtigsten Trends der Messe?

Maschke: Die Themen, die in unserer Branche alle schon seit Jahren beschäftigen, sind Elektrifizierung, Digitalisierung und der Fachkräftemangel. Die beiden erstgenannten Themen werden sicherlich von den meisten Ausstellern aufgegriffen. Die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, also die Minderung der CO2-Emissionen, wird eine große Rolle spielen. Was die Elektrifizierung angeht, sind wir der Meinung, dass eine Umstellung auf rein elektrische Antriebe nicht die Kardinallösung sein wird. Deshalb forschen wir bei Komatsu weiterhin nach alternativen Antriebsmethoden und Kraftstoffen.

ABZ: Bei alternativen Antriebskonzepten und Kraftstoffen meinen Sie sicher Wasserstoff-Lösungen?

Maschke: Unter anderem. Generell müssen wir jedoch zwischen den unterschiedlichen Maschinengrößen und deren Einsätzen differenzieren. Kleine und sehr große Maschinen lassen sich gut elektrifizieren. Für alles, was dazwischen liegt, gilt es unterschiedliche Lösungen zu erproben. Dazu zählen batteriegetriebene oder kabelgebundene Antriebe, Hybridtechnologien, dieselelektrische Lösungen, Wasserstoff oder auch Brennstoffzelle. Als führender Baumaschinenhersteller müssen wir hier technologieoffen planen, um für alle Eventualitäten entsprechend vorbereitet zu sein.

ABZ: Die Stichworte Verringerung des CO2-Fußabdrucks und Null-Emissionen sind zentrale Themen der bauma, die auch von der Bundesregierung sehr forciert werden. Und das sind Themen, die sie als Hersteller und als Unternehmen betrifft. Wie stellt sich Komatsu in diesen Bereichen auf?

Maschke: Das Thema, die CO2-Emissionen unserer Produktion und unserer Produkte drastisch zu verringern, beschäftigt uns als verantwortungsbewusster Hersteller sehr stark. Man muss dazu wissen, dass auf die Herstellung einer Baumaschine aber deutlich weniger als fünf Prozent der gesamten CO2-Emissionen der Produktlebensdauer einer Maschine entfallen. Der Löwenanteil bei der Generierung der CO2-Emissionen entsteht beim Betrieb der Maschine. Nichtsdestotrotz haben wir in unseren europäischen Werken teils drastische Maßnahmen zur Einsparung von Wasser und elektrischer Energie eingeführt. Darüber hinaus wird kontinuierlich in neue Prozesse und Maschinen investiert, um unsere Produktion ressourcenschonender zu gestalten. Auf der Produktseite, das heißt beim Betrieb der Maschinen, haben wir uns als Konzern generell auf die Fahne geschrieben, dass wir bis 2030 eine CO2-Reduzierung aus den Produktaktivitäten um 50 Prozent gegenüber 2010 erreichen wollen. Bis 2050 spätestens werden unsere Maschinen und wir komplett klimaneutral arbeiten.

ABZ: Welchen Bedarf gibt es denn europaweit nach Maschinen mit alternativen Antriebskonzepten?

Maschke: Das ist derzeit europaweit absolut unterschiedlich. Es gibt Märkte in Europa, da ist man sehr interessiert daran, im innerstädtischen Bereich auf rein elektrische Maschinen umzusteigen. Das ist zum Beispiel in Norwegen der Fall und auch in den Niederlanden nimmt das Interesse an elektrisch angetriebenen Maschinen zu.

In Südeuropa werden dagegen nach wie vor dieselbetriebene Maschinen bevorzugt. Ich halte es für möglich, dass die Entwicklung auch in anderen Teilen Europas schneller voran schreiten könnte, was vor allem den höheren Kraftstoffpreisen geschuldet ist. Allerdings sind die Investitionskosten unserer Kunden in diese alternativen Antriebe nach wie vor um ein Vielfaches höher als für Standardmaschinen. Zudem ist die Frage, wie bei elektrischen Maschinen die Energie auf die Baustelle kommen soll, noch immer nicht zufriedenstellend gelöst. Deshalb arbeiten wir auch weiter daran, dieselbetriebene Maschinen weiter so effizient wie möglich zu gestalten. Das ist letztlich auch ein Weg, mit Ressourcen schonender umzugehen.

ABZ: Inwieweit wäre Komatsu von Rohstoff- oder möglichen Energie-Engpässen betroffen?

Maschke: Momentan sind wir von Rohstoff-Engpässen relativ wenig betroffen. Der gesamte Fahrzeugbau ist nicht so energieintensiv und damit weniger abhängig von der Gasversorgung, wie das leider bei einigen unserer Kunden der Fall ist. Was für unsere Branche natürlich ein Thema ist, ist die Verfügbarkeit von Halbleitern. Aktuelle Maschinen sind wesentlich digitaler, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Und das betrifft den einen oder anderen Hersteller mehr oder weniger. Aufgrund unserer sehr hohen Fertigungstiefe und der Tatsache, dass wir mehr als 90 Prozent aller Maschinen, die wir in Europa verkaufen, auch in Europa fertigen, können wir unseren Kunden derzeit noch verhältnismäßig gute Lieferzeiten anbieten.

ABZ: Welche mittelfristige Strategie verfolgt Komatsu bezogen auf die Marktplätze Deutschland und Europa?

Maschke: Wir verstehen uns trotz unserer japanischen Herkunft als echter europäischer Hersteller. Wir haben drei Werke in Deutschland sowie weitere Produktionen von Baumaschinen in England und Italien und mehrere weitere Produktionsstätten in Skandinavien und Frankreich. Wir sind als Hersteller somit stark mit einem unserer Hauptabsatzmärkte Europa verbunden. Unsere deutschen und europäischen Kunden honorieren zunehmend unsere Präsenz und daher wird auch unser Vertriebs- und Service-Netzwerk kontinuierlich gestärkt und weiterentwickelt.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen