Heli-Einsatz in der Partnachklamm

Behelfsbrücke aus Modulgerüst

Plettenberg (ABZ). – Bis zu 80 m hat sich das Flüsschen Partnach in den vergangenen Millionen Jahren ins Gestein gegraben. Entsprechend groß ist die Absturzgefahr bei Arbeiten an den Rändern des beliebten Ausflugsziels in Garmisch-Partenkirchen.
MJ-Gerüst Gerüstbau
Die Brücke aus Modulgerüst wurde auf dem Fundamten der alten Brücke befestigt. Foto: MJ Gerüst

Wenn dann sogar eine sichere Querung über die Schlucht fehlt und durch eine temporäre Brücke aus Modulgerüst ersetzt werden muss, ist noch mehr Vorsicht geboten.

Nach 108 Jahren in Betrieb war das Ende der "Eisernen Brücke" hoch über der reißenden Klamm mit einem Knall besiegelt. Am 6. Februar 2022 pfiff ein gewaltiges Unwetter durch das urzeitliche Geotop. Ein großer Baum am Rande der Schlucht stürzte krachend auf das stählerne Bauwerk. Die Beschädigung war so groß, dass die Brücke nicht gerettet werden konnte. Die Planung einer neuen Brücke und der Neubau kosteten Zeit, aber die Touristenattraktion in Garmisch-Partenkirchen sollte nicht länger als notwendig gesperrt bleiben.

So wurde der Gerüstbaubetrieb Holzapfel aus Bad Tölz mit der Aufgabe betraut, die durch Sturm beschädigte "Eiserne Brücke" durch eine temporäre Brücke aus Gerüstmaterial zu ersetzen. "So eine Aufgabe bekommen wir auch nicht alle Tage", erinnert sich Gerüstbauermeister Julian Holzapfel, der den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Bruder Ralph führt. "Wir kannten die Örtlichkeit und die alte Brücke natürlich von eigenen Ausflügen dorthin. Somit war klar, dass das kein leichtes Unterfangen werden würde."

17 Meter lange Brückenkonstruktion

Die Schlucht ist an der betreffenden Stelle nur fußläufig erreichbar, zahlreiche rutschige Stufen und Senken, sowie der feuchte Waldboden fordern dabei äußerste Vorsicht. Für den geplanten Brückenschlag mussten einige Tonnen Modulgerüst zu einer gut 17 m langen Brückenkonstruktion verbaut werden. Transport und Montage im schweren Gelände waren keine Option. Also entschieden sich die Gerüstbauer für die sichere Vormontage der gesamten Konstruktion.

Einige Kilometer vom Einsatzort entfernt fanden sie einen geeigneten Montageplatz auf der grünen Wiese, der mit dem Lkw angefahren werden konnte. Innerhalb kurzer Zeit konnten Holzapfels die gesamte Behelfsbrücke aus MJ COMBI-Modulgerüst vormontieren. Alle Arbeiten, die am Montageplatz ohne großen Aufwand mit mehreren Mitarbeitern gleichzeitig durchgeführt werden konnten, wären vor Ort am Rande der Schlucht ein gefährliches Unterfangen geworden. Mit PSAgA und im freien Vorbau hätten die Werker über dem an dieser Stelle der Klamm gut 20 m tiefen Abgrund arbeiten müssen. Die enorme Spannweite der Brücke hätte in diesem Fall den Bau zusätzlicher Hilfskonstruktionen erfordert, die nach dem Brückenschlag wieder hätten demontiert werden müssen – weiteres Material, das über weite Strecken an die Baustelle hätte getragen werden müssen – und natürlich zusätzliche Kosten.

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Die Brücke musste mit einem Lastenhubschrauber russischer Bauart zum Fundament geflogen werden. Foto: MJ Gerüst

3,3 t wog die Gerüstbrücke im vormontierten Zustand. Deren Transport in die Klamm war Aufgabe eines Schwerlasthelikopters. Zunächst musste der aber die alte beschädigte Stahlbrücke aus dem Tal herausholen. Der zunächst dafür vorgesehen Helikopter stellte sich allerdings als nicht leistungsstark genug heraus. "Beim Versuch, die etwa 3,4 Tonnen schwere Stahlbrücke anzuheben, bewegte sich das Ding kaum", erinnert sich Ralph Holzapfel, der die Baumaßnahme betreute. So musste der erste Versuch zunächst tatenlos abgebrochen werden. Das Gewicht der historischen Stahlbrücke war wesentlich höher, als zuvor berechnet. "Erst Tage später konnte ein Lastenhubschrauber russischer Bauart aus der Schweiz angefordert werden", so Ralph Holzapfel. "Der hat mal mächtig Wind gemacht", erinnert sich der Gerüstbauer an den nicht alltäglichen Arbeitstag, bei dem der "Kamov Ka 32" zunächst die alte Brücke ausflog. Im Anschluss platzierte der Hubschrauber-Gigant die Modulbrücke punktgenau an ihrem Einsatzort.

Statische Berechnung war obligatorisch

Bei Idealbedingungen trägt die "Kamov", die mit zwei gegenläufigen Rotoren ausgestattet ist, bis zu 5000 kg. Bei steigenden Außentemperaturen verliert aber auch diese auf Löscheinsätze spezialisierte Maschine an Leistung. Aber die "Eiserne Brücke" anzuheben – die Waage des Helis zeigte eine Last von 3700 kg an – war an diesem kühlen Morgen in der Partnachklamm kein Problem.

"Wir haben ein wenig Erfahrung mit der Konstruktion solcher Brücken", sagt Ralph Holzapfel. "Die Spannweite von etwa 17 Metern und die Einleitung der Lasten waren in diesem Fall die Herausforderungen. Eine statische Berechnung im Vorfeld war obligatorisch." So wählten die Gerüstbauer eine Feldbreite von etwa 1,57 m für den Gehweg und verstärkten die Gesamtkonstruktion mit doppelten Verbindungstielen und -Riegeln. Ralph Holzapfel: "Die Brücke hatte nach der vollständigen Montage ein Eigengewicht von 3,8 Tonnen. Dazu kommt die tägliche Belastung durch den Publikumsverkehr. Das alles muss problemlos getragen werden."

Bei dem verwendeten Brückenprovisorium aus MJ-COMBI-Modulgerüst wird das Gewicht der gesamten Konstruktion auf nur vier Gerüstfüßen verteilt. Diese wurden passgenau auf den verbliebenen Fundamenten der "Eisernen Brücke" platziert und verankert. "Natürlich waren wir alle angespannt, als unsere Konstruktion da unter dem Heli hing und auf uns zu schwebte", erinnert sich Ralph Holzapfel. "Die Vormontage des Gerüsts war für uns jedoch eindeutig die beste und sicherste Option. Und als der Pilot die Brücke erst einmal auf den Fundamenten abgesetzt hatte, war der Rest beinahe schon Routine." Noch am gleichen Tag konnte die Querung der Klamm wieder für den Publikumsverkehr freigeben werden.

Ihren Dienst verrichtet die Modulbrücke seither tadellos. Und das wird sie auch noch eine Weile machen müssen. Laut Klammwart Rudolf Achtner von der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen wird mit der Montage der neu konstruierten Stahlbrücke frühestens Ostern begonnen. Dann wird auch die bärenstarke "Kamov" wieder mit von der Partie sein, um die MJ-Modulbrücke wieder ins Tal zu fliegen.

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