Remmers-Kompetenzzentrum in Löningen

„Wir haben eine ganz klare Wachstumsstrategie“

Remmers eröffnete 2021 ein neues, großzügiges Kompetenzzentrum am Hauptsitz des Unternehmens in Löningen. Dirk Sieverding, CEO und Mitinhaber, äußerte sich im Interview mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga zu den Hintergründen und zu strategischen Zielen der Remmers Gruppe.
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Dirk Sieverding ist CEO und Mitinhaber der Remmers Gruppe. Foto: Remmers

ABZ: Herr Sieverding, der Hauptsitz der Remmers Gruppe ist Löningen. Was war der Grund, abseits der Hansestadt Bremen ein Kompetenzzentrum mit mehreren Vortagsräumen anzusiedeln?

Sieverding: Unsere grundsätzliche Überzeugung ist, dass es neben der Entwicklung und Produktion von qualitativ und technologisch hochwertigen Produkten immer auch wichtig ist, einen Wissenstransfer herzustellen. Wir wollen Kunden unserer Produkte im Umgang damit schulen. Viele Produkte sind oft nur dann gut, wenn sie auf den Baustellen richtig angewendet oder eingesetzt werden. Von daher war für uns immer schon das Eine nicht ohne das Andere möglich – Kundenschulungen haben bei Remmers schon immer einen ganz zentralen Raum eingenommen. Unsere Gruppe hat schon sehr früh die Bernhard Remmers Akademie gegründet. Mit Sicherheit waren wir eines der ersten Unternehmen, das diesen Weg gegangen ist. Wir wollten unserer Fort- und Weiterbildung einen anderen Rahmen geben. Und seit der Eröffnung der Akademie führen wir sehr erfolgreich viele Schulungen durch, auch solche, die gar nicht immer klar produktbezogen sind. Wir bieten auch übergreifende Themen an, um beispielsweise bestimmte Befähigungsnachweise zu erbringen oder zu erwerben.

Später konnten wir auch durch das Wachstum des Unternehmens bedingt nicht immer den passenden Raum bieten, um alle Kunden einzuladen und entsprechend schulen zu können. Wir haben dann entschieden, ein Gebäude zu bauen, das einerseits unseren speziellen Bedürfnissen hinsichtlich der Ausstattung Rechnung trägt, und anderseits einen modernen und optisch ansprechenden Rahmen bildet. Es war uns schon klar, dass ein derartiges Gebäude eine Investition erfordert, die vielleicht auf den ersten Blick hoch erscheinen mag, die aber eine Investition in die Zukunft darstellt. Zudem ist es für uns ganz wichtig, dass unsere Kunden möglichst Remmers am Standort Löningen erleben können. Dafür möchten wir die bestmöglichen Bedingungen bieten, was wir nun mit dem Kompetenzzentrum sicherstellen. Das Feedback unserer Kunden bisher zeigt auch, dass nun viele von ihnen den Weg nach Löningen auf sich nehmen und Remmers hier am Standort kennenlernen wollen. Und wir erleben immer wieder, dass Kunden unser Unternehmen mit ganz anderen Augen sehen und wahrnehmen, wenn sie einmal hier vor Ort waren. Es entwickelt sich oft eine tiefe Beziehung und Vertrauen in das Unternehmen und auch in die Produkte.

ABZ: Wie oft wird das Kompetenzzentrum – nach der Eröffnung 2021 – genutzt?

Sieverding: Sehr häufig, im letzten Jahr haben wir über 2000 Gäste hier begrüßen dürfen. Und das ist auch so eine Größenordnung, die wir als Ziel gesetzt hatten, und für die wir nun durch die großzügigen Räumlichkeiten ausreichend Kapazitäten besitzen. Wir haben das Zentrum so konzipiert, dass mehrere Schulungen oder Veranstaltungen parallel durchgeführt werden können. Wir haben aktuell eigentlich jede Woche hier mindestens an drei Tagen Veranstaltungen. Die Nachfrage ist groß, fast schon größer, als es unsere Kapazitäten erlauben, wobei es sich wie üblich im Eventbereich an manchen Wochentagen ballt und an anderen eher nicht. Da wir immer neue Themen haben, die wir einbinden oder schulen wollen, ist jetzt die Tendenz der Nutzung steigend.

ABZ: Das Kompetenzzentrum ist nicht nur für interne Zwecke gedacht, sondern auch für Veranstaltungen offen, die nicht von der Remmers Gruppe initiiert werden?

Sieverding: Das ist richtig. Es war auch ein Ziel von uns, die einzigartige Location auch anderen Unternehmen, Verbänden und Institutionen zur Verfügung zu stellen – für Tagungen und Produktvorführungen etwa. Besonders Unternehmen, die von Produktpräsentationen leben, suchen oft solche Möglichkeiten – sofern sie nicht über eigene Räumlichkeiten verfügen. Und da sagen wir natürlich gerne "Ja", wenn wir Kapazitäten haben. Und natürlich stellen wir im Zuge solcher Events gern unser Wissen vor oder profitieren vom Wissen anderer.

ABZ: Mit dem Bau des Kompetenzzentrums und der Inbetriebnahme sind Sie quasi direkt in die Corona-Pandemie hineingeschlittert. Welchen Einfluss hatte das auf den Betrieb des Kompetenzzentrums?

Sieverding: Wir sind eigentlich mit der Fertigstellung des Gebäudes aus der akuten Corona-Phase herausgewachsen, insofern hielt sich der negative Einfluss in Grenzen. Die Ausstattung der Räumlichkeiten brachte in der Pandemie auch ein paar technische Vorteile mit sich, da die Welt schlagartig digitaler wurde, besonders in der Kommunikation. Unsere Räumlichkeiten sind so konzipiert, dass wir überall Kameratechnik bieten und auch streamen können. Auch hybride Formate oder Online-Events sind möglich.

ABZ: Vor der Pandemie hätte man sicher weniger Gedanken für solche Formate aufgewendet?

Sieverding: Ja, insofern hatte die Pandemie auf jeden Fall einen Einfluss auf die Ausstattung. Das Thema hybride Schulungsformate hat mit der Pandemie stark zugenommen, was aus unserer Sicht auch so bleiben wird. Wir werden weiterhin viele dieser hybriden Formate anbieten, weil – wie Sie schon richtig eingeschätzt haben – liegt Löningen nicht genau im Zentrum der Welt. Und so können wir Kunden auch anbieten, sich hier zum Standort für gewisse Themen einfach online zuzuschalten.

ABZ: Wie fällt das Feedback von Teilnehmern aus, die bei Veranstaltungen im Kompetenzzentrum dabei waren?

Sieverding: Sehr, sehr begeistert, weil so etwas in der Branche in dieser Form und Konsequenz, wie wir das umgesetzt haben, schon einzigartig ist. Viele kommen hierher und sagen, dass sie Schulungen auf diesem Niveau in derart modernen Räumlichkeiten noch nicht erlebt haben. Wir schaffen es wirklich, die Teilnehmer damit zu begeistern. Und das war ja auch immer unser Ziel. Wir wollen Besucher nicht nur von unseren Produkten, sondern auch von Remmers als Unternehmen überzeugen.

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2021 eröffnete Remmers ein großzügiges Kompetenzzentrum in Löningen. Foto: Remmers

ABZ: Die Pandemie hat alle Unternehmen der Baubranche unterschiedlich beeinflusst. Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf den Kundenkontakt bei Remmers und auf die Geschäftsentwicklung der Gruppe?

Sieverding: Der Kundenkontakt hat natürlich gelitten, ganz klar, weil die persönliche Bindung plötzlich nicht mehr möglich war. Zumindest nicht mehr in der Form und Frequenz, wie wir das eigentlich für optimal halten. Aufs Geschäft hatte die Pandemie keinen negativen Einfluss, eher im Gegenteil. Viele haben ihr Geld statt in Urlaube eher in die eigenen vier Wände investiert. Daran haben wir durchaus partizipiert. Problematisch war dann eher, dass die Lieferketten sehr instabil und stark unter Druck waren. Teilweise konnten wir die notwendigen Rohstoffe nicht in ausreichender Quantität beschaffen. Das hat uns eher negativ beeinflusst. Der Preisdruck auf der Rohstoffseite hat zudem in 2022 und besonders in den letzten Monaten noch zugenommen.

ABZ: Mussten Sie Preissteigerungen an Ihre Kunden weitergeben?

Sieverding: Ja, das mussten wir auch, wobei wir diese nicht in der Höhe weitergegeben haben, wie wir es vielleicht hätten tun müssen. Aber wir haben auch nicht die Möglichkeit gesehen, die Preissteigerung in der kompletten Höhe an den Markt weiterzugeben.

ABZ: Die Vorgaben der Bundesregierung bezüglich CO2-Emissionsreduzierung und Erreichung der Klimaziele stellt Unternehmen vor weitere Herausforderungen. Welchen Einfluss hat das auf die Remmers Gruppe?

Sieverding: Die Vorgaben spielen in der Entwicklung, was die Rezeptierung unserer Produkte angeht, eine große Rolle. Wir sind bemüht, möglichst Rohstoffe mit einem niedrigen CO2-Abdruck einzusetzen, dazu stehen wir engagiert in Gesprächen mit unseren Lieferanten. Letztlich können wir so etwas nicht allein umsetzen, das geht nur gemeinsam mit unseren Lieferanten oder der Großchemie. Wir setzen da insbesondere auch auf das Konzept der massebilanzierten Produkte. Wir richten daher einen wesentlichen Fokus auf dieses Thema bei der Weiter- und Neuentwicklung von Produkten. Und wir zahlen natürlich auch darauf ein, dass wir mit unseren Produkten bei allen Zertifizierungssystemen in Gebäuden darauf vorbereitet sind – und dass wir den höchsten Standards genügen. Es ist auch immer häufiger festzustellen, dass das bei größeren Projekten eine deutliche Relevanz bekommt.

ABZ: Energieknappheit in ganz Deutschland betrifft ebenfalls alle Unternehmen. In welcher Form spielt das für Ihr Unternehmen als Hersteller eine Rolle?

Sieverding: Eigentlich keine Wesentliche, denn als Hersteller sind wir wenig energieintensiv. Auch hier sind wir eher indirekt betroffen durch unsere Lieferanten, die teilweise sehr energieintensiv produzieren und Preissteigerungen an uns weitergeben. Bei der Remmers Gruppe selbst betragen die Energiekosten in der Herstellung einen kleinen einstelligen Prozentbetrag vom Umsatz. Natürlich haben wir dort auch entsprechende Steigerungen, aber das ist nicht unternehmenskritisch.

ABZ: Seit dem Ukraine-Krieg gibt es starke Bewegung im Markt, zudem führten Kostensteigerungen bundesweit zu einem Einbruch im Wohnungsbau. Können Sie den Einfluss dieser Dinge auf die Remmers Gruppe schon absehen?

Sieverding: Das hat natürlich einen Einfluss. Auch wir haben wahrgenommen, dass insbesondere der Neubau von Ein- oder Zweifamilienhäusern faktisch eingebrochen ist. Natürlich ist der Neubau auch relevant für uns, aber wir sind mit unseren Produkten zum Großteil in der Sanierung tätig. Und wir gehen davon aus, dass der Bereich Sanierung keine so starken Einbußen erfahren wird wie der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern.

Perspektivisch betrachtet erwarten wir, dass der Rückgang im Neubau eher noch zu einer Verstärkung der Sanierungstätigkeit führt. Von daher sind wir auch von dieser Entwicklung betroffen, aber nicht so stark wie vielleicht andere Marktteilnehmer.

ABZ: Was sind Ihre kurz- und mittelfristigen Ziele?

Sieverding: Wir haben als Unternehmen eine ganz klare Wachstumsstrategie. Unser Ziel ist es, dass wir den Umsatz bis 2025 auf 500 Millionen Euro steigern wollen. Und wir planen auch in der jetzigen Phase weiterhin zu wachsen. Das werden wir durch neue, innovative Produkte realisieren, die wir in verschiedenen Zielgruppen einführen werden. Eine ganz konkrete neue Zielgruppe sind für uns beispielsweise Dachdecker. Für diesen Bereich haben wir eine sehr innovative Dachabdichtung entwickelt, die wir jetzt zur Messe BAU in den Markt einführen werden. Wir haben darüber hinaus auch ein neues, innovatives System entwickelt, um uns im Markt der energetischen Sanierungen stärker einzubringen. Auch das werden wir auf der BAU vorstellen. Insbesondere mit innovativen neuen Produktsystemen wollen wir weiterwachsen, auch in einem Markt, der tendenziell eher rückläufig ist.

ABZ: Aktuell hat die Remmers Gruppe nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro. Sie planen also tatsächlich mit 20 Prozent Wachstum in den kommenden drei Jahren?

Sieverding: Ja, das ist schon eine ganze Menge, absolut. Wir haben da ambitionierte Ziele, aber es ist uns in den letzten Jahren auch gelungen, unsere Ziele zu erreichen. In den vergangenen 15 Jahren ist uns in jedem Jahr ein Wachstum gelungen, und wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Vorhaben auch in einem schwierigen Marktumfeld fortführen können. Das Thema bessere Marktdurchdringung spielt da auch eine große Rolle. In Deutschland haben wir schon einen sehr hohen Marktanteil, aber wir bauen auch auf große Wachstumspotenziale in großen Wachstumsfeldern in europäischen Märkten. Dort haben wir teilweise momentan noch deutlich geringere Marktdurchdringung.

ABZ: Wie möchten Sie sich von Ihren Wettbewerbern abheben?

Sieverding: Wir wollen einerseits wirklich mit Innovationen, führender Produkttechnologie und auch Qualität den Markt anführen. Zum Zweiten aber auch durch das Thema Nähe zum Kunden und den technischen Service, den wir bieten. Wir verfügen über eines der engmaschigsten Außendienstnetzwerke in Deutschland. Wir beraten unsere Kunden bei unterschiedlichsten Fragestellungen auf den Baustellen und lösen technische Dinge am Bau mit und für unsere Kunden. Und das ist eigentlich in Kombination mit den Produkten das, was uns differenziert. Diese Kundennähe und auch dieses Kundenvertrauen in die technische Kompetenz unseres Außendienstes ist in vielerlei Hinsicht ein entscheidender Differenzierungsfaktor.

ABZ: Erfolgt nun – bezogen auf die Produktneuvorstellungen zur BAU – eine stärkere Fokussierung in Richtung Renovierung, Sanierung, Modernisierung?

Sieverding: Sanierung war schon immer im Fokus bei Remmers, und natürlich sind wir die letzten Jahre auch im Neubausegment mitgewachsen. Als Marktsegment für Remmers ist Sanierung deutlich größer als der Neubau. Und wir erhoffen uns jetzt mit den neuen Systemen, dass wir im Thema Sanierung noch stärker vorankommen. Weil wir glauben, dass energetische Sanierungen in der aktuellen Phase sehr hoch oben auf der Agenda stehen, und dass in diesem Bereich wahrscheinlich viel investiert werden wird – auch durch staatliche Maßnahmen gefördert.

ABZ: Was ist geplant, um eine Marktdurchdringung im größeren Maßstab zu erreichen?

Sieverding: Unsere aktuelle Unternehmensstrategie drückt aus, dass wir uns auf klare Zielgruppen fokussieren. Diese Zielgruppen müssen nicht in jedem Land die gleichen sein, weshalb wir eine ganze Reihe konkreter Maßnahmen planen, die auf die jeweiligen Gruppen zugeschnitten werden.

ABZ: Was ist für Sie aktuell die größte Herausforderung im Marktgeschehen?

Sieverding: Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit das Thema der Kostenexplosion. Das belastet die Profitabilität jedes Unternehmens. Und damit verbunden ist generell auch das Thema der stark gestiegenen Baukosten. Bei den aktuellen Baukosten sind Investitionen eigentlich nicht mehr zu rechnen. Und das ist etwas, was in ein Ungleichgewicht geraten ist. Da spielen auch Regulierungen und die immer weiter zunehmende Erhöhung von Baustandards eine Rolle. Wir bauen immer komplizierter und auch immer teurer. Und ich glaube, dass auch die Politik gehalten ist zu überlegen, was unternommen werden muss, um Ziele des notwendigen Wohnungsbaus erreichen zu können. Wir müssen den Trend, Dinge im Bau immer komplizierter und teurer zu machen, nachhaltig umkehren. Wir müssen uns wieder in die andere Richtung entwickeln, in welchen Schritten auch immer. Aber dieser bisher vorherrschende Trend muss gebrochen werden. Wenn die Politik will, dass Menschen investieren und dass 400.000 Wohnungen gebaut werden, dann muss sich das auch rechnen – auch zu vernünftigen Mieten. Dazu müssen die Baukosten unter das aktuelle Niveau sinken. Wenn Baukosten gesenkt werden sollen, spielen die Regularien oder die steuerlichen Bedingungen eine zentrale Rolle.

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