KOMMENTAR
Hilfe für die "Unterwelt"
von: Rainer OschützEs ist gut ein Jahr her, da rückte der "Brennpunkt Kanalisation" durch die Gründung der "Initiative Verantwortung Wasser und Umwelt" kurzzeitig in den Fokus der Öffentlichkeit. Diese Aktion der Baustoffindustrie sorgte dafür, dass die immer größer werdenden Sorgen der Städte und Gemeinden über den Zustand ihrer Kanalisation sozusagen ans "Tageslicht" kamen.Leider ist seitdem wenig geschehen. Während bspw. marode Brücken oder Schlaglöcher für jedermann ein sicht- und spürbares Ärgernis sind, ist es leichter, für die verantwortlichen Politiker, die unter der Erde verborgene Kanalisation zu "ignorieren". Der Druck, hier in Sanierungsmaßnahmen zu investieren, scheint daher weniger groß. Längst gilt diese "gefährdete Unterwelt" als eine unberechenbare "tickende Zeitbombe".Die Forderung der Baustoffindustrie nach einem Masterplan, um die Schäden an dem mehr als 540.000 km langen öffentlichen Kanalisationsnetz – der Großteil der Rohre ist über 75 Jahre alt – zu beheben, ist leider bisher auf vorwiegend taube Ohren im Bund und in den Ländern gestoßen. Soweit erkannt, müssen fast 20 % dieser Kanalisation kurz- oder mittelfristig dringend saniert oder erneuert werden. Nach Berechnungen der Experten sind in den kommenden 15 Jahren 40 Mrd. Euro für den Bau eines modernen Kanalnetzes notwendig. Heute versickern weiterhin – nach vorsichtigen Schätzungen – bis zu 10 % des anfallenden Abwassers in das Erdreich und verschmutzen das Grundwasser.Deshalb ist ein leistungsfähiges Wasserhandling bei jeglichen infrastrukturellen Investitionen unabdingbar. Die Kommunen sind aufgefordert, den massiven Investitionsstau für eine "bessere Unterwelt" schnellstens zu beenden. Ein weiteres Abwarten ist die teuerste und schädlichste Lösung zugleich.