Rohrschirmtunnelvortrieb
Zweiarmiger Bohrwagen gräbt sich durch Stuttgarts Untergrund
STUTTGART (ABZ). - Für 2016 ist die weitgehende Fertigstellung des Stuttgarter Stadtbahn Projekts U12 geplant. Das Projekt ist in mehrere Teilabschnitte gegliedert: Dürrlewang, Europaviertel, Hallschlag-Aubrücke und die Verlängerung von Bahnsteigen Richtung Remseck. Im Rahmender Verbesserung der verkehrlichen Infrastruktur ist auf dem sogenannten 3. Teilabschnitt des Projekts, Hallschlag-Aubrücke, die Firma Alfred Kunz Untertagebau im Rohrschirmtunnelvortrieb tätig – mit Unterstützung eines zweiarmigen Sandvik Bohrwagens.Dieser 3. Teilabschnitt der Stadtbahn-Trasse führt hinunter ins Neckartal. In offener Bauweise verläuft die Strecke von der neuen Haltestelle Bottroper Straße durch den in bergmännischer Bauweise zu erstellenden Tunnel und unterfährt im Anschluss die Eisenbahnstrecke. Bei diesem 40-Mio.-Euro-Projekt, erfolgte der Tunnelanschlag Ende Februar 2014, durch die Tunnelpatin und Frau des Stuttgarter Oberbürgermeisters, Waltraud Ulshöfer. Die vorgefundene, sehr wechselhafte, Geologie mit künstlicher Auffüllung aus Baugrubenaushub, Steinbruchabraum, Bauschutt und Müll sowie Gipskeuper, Terrassenkies, Auelehm und Sauerwasserablagerungen erfordert einen hohen technischen Aufwand beim Bau des 200 m langen Tunnels."Im Drei-Schichtbetrieb gehen die 18 erfahrenen Mineure im Vortrieb ans Werk", erläutert Bauleiter Roland Prinz, der Fir-ma Kunz. Mit vereinten Kräften und dem technischen Partner Sandvik Construction/ Avesco stellt man sich der Herausforde-rung – dem Rohrschirmvortrieb. Aufgrund der guten Erfahrungen, wie bspw. beim Bahnprojekt Schwarzkopftunnel im Spessart, griffen die beteiligten Unternehmen der Arge U12 (3. Teilabschnitt) auch in Stuttgart auf den Partner Sandvik zurück. Hier ist man bekanntlich bei der Technik wie auch bei den Servicedienstleistungen auf der sicheren Seite. Der bereits erwähnten geologischen Situation geschuldet, hat man sich im Rahmen des Vortriebs für die Rohrschirmvariante entschieden. Diese Methode wendet man in der Regel zur Sicherung im Bereich der Tunnelportale, Vortrieb bei weichem und setzungsanfälligem Baugrund, Vortrieb in stark wechselnden geologischen Verhältnissen oder innerstädtischem Tunnelbau an. Vor Ort trafen mehrere Aspekte zu. Darüber hinaus lag die maximale Überdeckung bei 10 m, die minimale Überdeckung bei wenigen Dezimetern. Und als wäre die seltene Lage der Landeshauptstadt Stuttgart mit einer topografischen Höhendifferenz von bis zu 350 m nicht schon genug, soll im Verlauf des Tunnels ferner noch die bereits in Betrieb befindliche Bahnstrecke unterquert werden.Mit den beiden Bohrlafetten des Sandvik Jumbos DT821 wird das Rohrschirmsystem stückweise im Überlagerungsbohrverfahren, drehend-schlagend eingebohrt. Die Kühlung und Spülung sowie die Rückführung des Bohrkleins erfolgt mit Wasser – innerhalb des Hüllrohres. Selbst bei beengten Platzverhältnissen lassen sich die Hüllrohre einfach durch stückweise Einbringung verlängern. Somit wird die Stabilität im Vortriebsbereich erhöht. Das Resultat: Setzminderung durch Lastumlagerung in Längsrichtung. "Mit der enormen Leistung des Sandvik Bohrwagens und unserer Erfahrung, werden wir auch diesen geologisch extrem schwierigen Tunnelabschnitt erfolgreich mit Unterstützung des Rohrschirmsystems auffahren", resümiert Roland Prinz und führt weiter aus. "Nach der Stabilisierung und Baugrundverbesserung erfolgt der Vortrieb und Ausbruch der Kalotte, Strosse und Sohle unterteilt in doppelhüftigem Ulmenstollen."Die Entwicklung zeigt, dass der klassische Sprengvortrieb um ein weiteres Spektrum erweitert wird – das mittlerweile vielerorts eingesetzte Rohrschirmverfahren. Sandvik/Avesco kann hier mit weiteren Referenzen aufwarten. Auch im benachbarten Cannstatt sind die Bohrwagen beim Großprojekt Stuttgart 21 im Einsatz und haben ihre Qualität beim Rohrschirmbohrsystem unter Beweis gestellt. Ende 2016 wird die Stadtbahnlinie U12 vom Dürrlewang quer durch die Stadt, dem Hauptbahnhof, Europaviertel, Nordbahnhof, Hallschlag Mühlhausen bis nach Remseck fahren. Einen Teil hat die Arge U12 dazu beigetragen. Die Partner Alfred Kunz Untertagebau und Sandvik/Avesco haben samt Tunnelpatin Waltraud Ulshöfer hierfür praktisch die Rohr-"Schirmherrschaft" übernommen und die Grundvoraussetzungen geschaffen.
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