Deutsche Bahn
Doppelzüngig
Der vergangene Sommer und der jetzige Winter haben es wieder überdeutlich gemacht: Wenn das Wetter extremer wird, ist die Bahn nicht mehr in der Lage, ihre Kunden pünktlich ans Ziel zu bringen. Wieder einmal eine gute Gelegenheit für Politiker aller Parteien, sich zu profilieren und auf die Bahn verbal einzudreschen. Dabei waren sie es, die das Unternehmen unbedingt an die Börse bringen wollten und dafür sorgten, dass der Sanierer Hartmut Mehdorn eine rigorose Sparpolitik durchziehen konnte. Mit den Folgen schlagen sich jetzt die Kunden rum. Außerdem soll die Bahn eine 500-Millionen-Euro-Dividende brav an den Bundeshaushalt abführen, obwohl sie selbst an allen Ecken und Enden Sanierungsbedarf hat. Da hilft es auch wenig, wenn Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer Besserung gelobt und eingesteht, dass in der Vergangenheit kaufmännische Ziele zu sehr im Mittelpunkt gestanden hätten. 15 Jahre Bahnreform haben eben ihre Spuren hinterlassen, und es ist jetzt an der Zeit, konkret festzulegen, wie künftig der Schienenverkehr aussehen soll und welche Rolle der Staat dabei spielt. Der Abschied vom Gedanken, mit der Bahn an die Börse zu gehen, wäre sicherlich nicht die schlechteste Lösung. BURKHARD BÜSCHER