Deutsche Meisterschaften der Baugeräteführer in der Kategorie Simulatoren

Zähne der Baggerschaufel schubsen Pylonen um

von: Cornelia Rachow
Willingen. – In großen Ziffern prangt die "88" auf dem Bildschirm – Schweigen, dann löst sich die Anspannung. Langsam, ganz langsam dreht sich Tim Lange zu seiner Gruppe – seine Gruppe das sind Polliana Blut, Maximilian Piel und Thor Weinhold aus der Region Mitte/Ost. Alle vier sind Finalisten beim Endausscheid der Besten in der Theorie und am Simulator des Azubi-Cups während des Großseminars des VDBUM.
Ausbildung und Beruf
Ehrung der Besten des Azubi-Cups 2024: Roland Caillè (VDBUM-Vorstandsmitglieder, v. l.) mit Yann Eisenbarth (BIK/Acreos), Michael Scholz (BIK/Acreos), Stefan Schumski (Technischer Projektleiter des VDBUM). wurde Niklas Meyer (Deutscher Meister), wurde Tammo Kannegießer (Vizemeister), Maximilian Piehl (3. Platz) und Josef Andritzky (VDBUM-Vorstandsmitglieder). Foto: VDBUM

Er öffnet seine sichtlich verschwitzten Hände und es ist förmlich das Abfallen der Anspannung zu sehen. Von hinten greift plötzlich eine Hand auf seine Schulter und es ist die anerkennende und stolzgeschwängerte Stimme von Ausbilder Silko Engelhardt zu vernehmen: "Super Tim!"

Die "88" sind 88 % – das ist Tims Ergebnis am Baumaschinensimulator. Sechs Minuten Zeit hatte der Azubi im zweiten Ausbildungsjahr von der Kafril Service GmbH (einem Erdbauunternehmen im Lossatal), um einen Baggerparcours zu bewältigen. Dabei musste alles passen: Mit dem imaginären Bagger musste er erst mehrere Tonnen Erde fachgerecht von A nach B transportieren – mehrfach, bis er leer war.

Dann hieß es sicher die Spur zu halten und letztlich – dabei schien es, als würden seine Mitstreiter minutenlang den Atem anhalten, musste er mit den Zähnen der Baggerschaufel sanft Pylonen von Stelen schubsen, ohne, dass dabei eine Stele zu Fall kam. Nein, es fiel kein einziger Pylon und 88 Prozent bedeutet eine richtig gute Leistung. Und so ließ er sich auch von den anderen beteiligten für sein Feingefühl am Joystick feiern. Dass dies aber noch lange nicht einen der vorderen Plätze in der Gesamtplatzierung des Wettkampfes bedeuten würde, ist zwar allen Beteiligten klar, dennoch überwiegt in diesem Moment einfach die Freude.

Finalrunde erreicht

"Das war schon richtig gut", lobt Polliana Blut, das einzige Mädchen, das es bis in die Finalrunde der Deutschen Meisterschaften im Steuern von Baumaschinensimulatoren geschafft hatte. Wie bei ihren männlichen Mitstreitern auch, stahlen ihre Augen, als sich das Team über Details des Parcours austauscht. Tim Lange, genau wie alle anderen Teilnehmer, hatte kurz zuvor denselben Parcours zur Probe durchfahren dürfen, um ein Gefühl für das zu entwickeln, was auf ihn zukommt. Dabei waren "nur" 68 % herausgekommen.

"Grundsätzlich kennen wir die Simulatoren, auch in der Berufsschule werden sie eingesetzt", berichtet Polliana. Sie selbst habe zwar zuerst in ihrem Ausbildungsbetrieb, Wolff und Müller GmbH & Co. KG, im realen Bagger gesessen, Thor Weihnhold von der Umwelt Tiefbau Recycling GmbH saß allerdings im Simulator bevor er im Unternehmen an den Bagger durfte. "Das hängt immer davon ab, wie das mit der Berufsschule klappt", erläutert der junge Mann. Währenddessen richtet sich der Blick von Tim Lange schon auf das nächste Objekt, auf dem gerade ein Kontrahent seinen Wettkampfteil am Radlager absolviert.

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Ausbildung und Beruf
Die Gruppe Region Ost: Tim Lange am Gerät und Polliana Blut (v l.), Maximilian Piel und Thor Weinhold zum Daumendrücken. Foto: Cornelia Rachow

Der Finalentscheid ist in drei Teile untergliedert: Zwei Simulatoren, Bagger und Radlader und die theoretische Prüfung. Dabei mussten alle Teilnehmer 20 von 50 bekannten Fragen möglichst korrekt beantworten. "Welche Ausrüstung muss beim Führen einer Erdbaumaschine im öffentlichen Raum unter anderem mitgeführt werden?", "Welche Anbaugeräte sind für einen Teleskopstapler vorgesehen beziehungsweise an diesen anzubringen?", "Welche Person prüft regelmäßig den arbeitssicheren Zustand einer Erdbaumaschine?" sind drei der möglichen Fragen.

Deutschen Meisterschaften der Baugeräteführer

Insgesamt haben mehr als 200 junge Frauen und Männer am Azubi-Cup teilgenommen. Alle zwei Jahre lädt der VDBUM Auszubildende zu den Deutschen Meisterschaften der Baugeräteführer in der Kategorie Simulatoren ein. Beim Großseminar in Willingen waren dann die jeweils besten fünf Teilnehmer der regionalen Meisterschaften mit von der Partie.

"Ich dachte ursprünglich, dass alle einen anderen Parcours bekommen", sagt Blut, die bereits am ersten der beiden Wettkampftage ihre Prüfungen absolviert hatte und nun kräftig die Daumen für die Teamkollegen drückte. Nein, alle bekamen die gleiche Aufgabenstellung. Zwar diskutierten die jungen Baggerführer darüber, wer nun beim Wettkampf Vorteile hätte – die, die aufgrund des Nachnamens (die Reihenfolge entschied sich via Alphabet) bereits sehr früh dran waren und sich weniger ihrer Aufregung hingeben oder diejenigen, die sich schon die Teamkollegen und Konkurrenten ansehen konnten. "Vielleicht sollte beim nächsten Mal die Reihenfolge gelost werden", schlägt Ausbilder Silko Engelhardt vor.

Letztendlich war aber offensichtlich die Reihenfolge des Startplatzes nicht ausschlaggebend für die Platzierung. Deutscher Meister der Baugeräteführer in der Kategorie Simulatoren wurde Niklas Meyer von der Thorsten Bänisch GmbH & Co KG aus Oerlinghausen. Neuer Vizemeister ist Tammo Kannegießer von der Hermann Jansen Straßen- und Tiefbauunternehmung GmbH & Co KG aus Aschendorf. Maximilian Piehl aus der Region Mitte/Ost von der Wolff & Müller GmbH & Co KG aus Dresden freute sich über den 3. Platz. Beim dritten Galaabend des Großseminars wurden die jungen Männer für ihre besonderen Leistungen geehrt. Die VDBUM-Vorstandsmitgliedern Roland Caillè und Josef Andritzky moderierten die Siegerehrung.

Der nächste Azubi-Cup findet 2025 in den in den regionalen Wettbewerben statt. Zum Endausscheid wird es für die Besten dann zum Großseminar 2026 mit den Endausschied zum Titel Deutscher Meister gehen.

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