Neuer Hatz-Motor setzt Maßstäbe

"Rightsizing"-Technologie bei Baumaschinen angekommen

von:

Burkhard BÜSCHER

Motor Baumaschinen
Die obersten Entwicklungsziele beim 4H50TIC waren die Reduzierung von Baugröße und Gewicht bei gleichzeitig hoher Leistung und sehr guten Abgaswerten. Fotos: Hatz
Motor Baumaschinen
Geschäftsführer Wolfram Hatz: "Wir möchten mit dem H50 einen Weltmarktanteil von 5 bis 8 % erwirtschaften." Fotos: Büscher
Motor Baumaschinen
Geschäftsführer Christian Hatz: "Der H50 ist sage und schreibe 90 kg leichter als das nächstgelegene Konkurrenzprodukt."
Motor Baumaschinen
Der neue 4H50TIC wurde nicht nur auf dem Motorprüfstand auf "Herz und Nieren" geprüft. Für die Validierung wurden zahlreiche Vorserienmotoren in Versuchsträger eingebaut und im echten Feldeinsatz erprobt.

RUHSTORF - Hatz bringt in diesem Monat die erste Variante der neuen H-Serie auf den Markt. Dabei handelt es sich, wie Geschäftsführer Wolfram Hatz, verantwortlich für Marketing, Finanzen und Qualitätsmana-gement, vor Journalisten am Firmensitz in Ruhstorf erklärte, um den neu entwickelten 4-Zylinder-Dieselmotor 4H50TIC mit 2 l Hubraum.

. – Der neue Motor kannunter anderem in Minibaggern-, Rad- und Hofladern, Staplern, Fertiger, Hubarbeitsbühnen, Häckslern, Bohrgeräten, Teermaschinen, Pumpen und Stromerzeugern eingesetzt werden. Es ist mit dem 4H50TIC geplant, wie Wolfram Hatz erläuterte, einen Weltmarktanteil von 5 bis 8 % zu erwirtschaften, was pro Jahr einer Produktion von 25.000 bis 30.000 Stück entspricht. Hauptzielmärkte seien Europa und die USA. Es werde darüber nachgedacht, in absehbarer Zeit, einen "kleineren Bruder" des 4-Zylinders, nämlich einen 3-Zylinder, zu entwickeln und zur Serienreife zu bringen.

Vor der Einführung des 4H50TIC habe Hatz die größte Marktanalyse durchgeführt, die der Hersteller vor der Entwicklung eines neuen Produktes jemals durchgeführt hat. Das erklärte Christian Hatz, Geschäftsführer Entwicklung und Produktion. "Als das Ergebnis in Form eines Lasten- und Pflichtenheftes vorlag, war klar, dass wir einen revolutionären neuen Ansatz machen müssen." Dies bedeute eine Konstruktion, die es vorher so noch nicht gegeben habe. Das entscheidende Wort dabei laute "Downsizing" oder wie bei BMW "Rightsizing". Hatz sei das erste Unternehmen, das diese Technologie bei Baumaschinen einführe. Christian Hatz: "Der Ansatz beim H50 war so neu und so revolutionär, dass wir eine Unterstützung für das höhere Entwicklungsrisiko durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bekommen haben." Die Gelder stammten aus dem CO2-Topf der Bundesregierung. Der neue Motor sei nicht nur besonders sauber, sondern auch deutlich kleiner und leichter als alle auf dem Markt befindlichen Konkurrenzprodukte.

Der neue turboaufgeladene Motor erreicht eine Maximalleistung von 55 kW bei einem Gewicht von gerade einmal 173 kg. Dabei erfüllt er die strengen Grenzwerte der EU 97/68 Stage IIIB und EPA Tier IV. Erreicht wird dies durch den Einsatz eines Dieseloxidationskatalysators (DOC), der im Gegensatz zum Dieselpartikelfilter wartungsfrei ist, so lange wie der Motor hält und ohne Elektronik auskommt. Außerdem entwickelten die Ingenieure eine AGR-Mischdüse, die die rückgeführten Abgase gemeinsam mit der frischen Verbrennungsluft gleichmäßig auf alle vier Zylinder verteilt. Dadurch ist es möglich, den 4H50TIC lediglich mit einem Oxidations-Katalysator auszustatten.

Ein wesentlicher Punkt bei der Erzielung der hohen Leistung des Motors ist das Bosch Off-Highway Common-Rail-System mit einem Druck von 1800 bar, das nach Angaben von Hatz zum ersten Mal in Industriedieselmotoren eingesetzt wird. Es arbeitet mit drei Einspritzungen pro Arbeitstakt. Damit wurde eine gute Balance zwischen Haltbarkeit, geringer Lautstärke sowie guten Abgaswerten erreicht.

Was den Kraftstoffverbrauch angeht, soll der 4H50TIC laut Hersteller mit 205 g/kWh ebenfalls neue Maßstäbe setzen. Die niedrigen Verbrauchswerte werden nach Darstellung von Hatz über einen großen Last- und Drehzahlbereich erreicht. Dadurch werde der neue Motor zum effizientesten Aggregat in der Klasse von 37 bis 56 kW, betont das Unternehmen. Erste Pilotanwendungen hätten die hervorragenden Verbrauchswerte unter Realbedingungen untermauert und eine Kraftstoffersparnis im Fahrzyklus von ca. 30 % zu einem Motor der EU-Stufe II gezeigt.

Um die Betriebskosten des Motors so gering wie möglich zu halten, achteten die Ingenieure auf eine hohe Effizienz, mechanische Robustheit und funktionale Einfachheit der verwendeten Komponenten, die von Premium-Herstellern zugeliefert werden. Der normale Wartungsintervall beträgt 500 Stunden. Es können allerdings auch dem Einsatzbereich entsprechende Verlängerungen vorgenommen werden. Eine sensorische Überwachung sorgt dafür, dass im Notfall der Motor abgeschaltet wird, um große Schäden zu vermeiden.

Verzichtet wurde auf die Verwendung von Zahnriemen oder Steuerkette. Der Ventiltrieb erfolgt durch Zahnrad, Stößelstangen und Kipphebel. Zudem sah man in der 2-Ventiltechnologie in Verbindung mit Rollenstößeln sowie einer bauraumreduzierenden untenliegenden Nockenwelle weitere Vorteile zur Reibungsreduzierung und zur Haltbarkeit des Motors. Deshalb entschied man sich bewusst gegen die 4-Ventiltechnologie. Durch den geringen Kraftstoff- und Ölverbrauch, einem Wechselintervall von 500 Betriebsstunden für den Ölfilter sowie einem Luftfilter mit Verschmutzungsanzeige macht sich der Motor außerdem im laufenden Betrieb bezahlt. Der neue 4H50TIC kann äußerst flexibel in Baumaschinen eingebaut werden. So lassen sich Lüfter und Oxydations-Katalysator in unterschiedlichen Positionen anbringen, um Platz zu sparen. Hatz betont, dass der Bauraumbedarf beim neuen Motor erheblich geringer ist als der für vergleichbare Motoren.

Der Motor verfügt neben dem Hauptantrieb auch über zwei weitere Kraftabnahmestellen. Hieran lassen sich beispielsweise Hydraulikpumpen, die zusammen mit 130 Nm belastet werden können, antreiben. Der Anbau erfolgt dabei über ein zusätzliches Gehäuse mit einer Zahnradübersetzung, die direkt durch die Nockenwelle angetrieben wird.

Hatz ist mit seinem neuen Produkt sichtlich zufrieden und sieht deswegen auch positiv in die Zukunft. Im Jahr 2008/09 habe der Hersteller von Industriedieselmotoren und Komponenten für die Automobilindustrie einen Jahresumsatz von rd. 103 Mio. Euro erwirtschaftet, verriet Geschäftsführer Wolfram Hatz. Für das Jahr 2013 rechne er wie schon für 2012 mit 150 Mio. Euro. "Wir mussten in der Krise etwa 400 Mitarbeiter abbauen und haben heute einen Stand von 1650 Mitarbeiter weltweit, davon 900 hier am Standort und von diesen 900 sind etwa 57 Mitarbeiter in der Motoren-Entwicklung beschäftigt." Gefertigt würden je nach Lage ca. 60.000 Motoren plus/minus 10 % jährlich. Außerdem werden von Hatz im Jahr drei Millionen Pleuelstangen und Kurbelwellen für die Automobilindustrie, für die Motorradindustrie, für Traktoren sowie Wettbewerber bearbeitet. Dieser Bereich erziele jährlich 35 bis 40 Mio. Euro von den genannte 150 Mio. Euro Gesamtumsatz.

Wolfram Hatz: "Wir haben die Finanzkrise hinter uns gelassen und wie viele andere Unternehmen auch, haben wir viel gelernt. Wir gehen aus dieser Krise gestärkt und schlanker heraus und hoffen momentan, dass sie nicht wiederkommt."

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gerüstbauer mit Fahrerlaubnis C/CE, Sarstedt Heisede  ansehen
Architekt / Bauingenieur (d/m/w) im Bereich..., Buxtehude  ansehen
Projektleitung (m/w/d) , Heilbronn  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen