Volvo CE Hameln Geschäftsführer Dirk Heusing

Durch Übernahme von Volvo CE besser am Markt positioniert

ABG Bauwirtschaft
Dirk Heusing: "Wir haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Investitionen vorgenommen."

Im Frühjahr 2007 hat Volvo CE den traditionsreichen Hersteller von Straßenbaumaschinen, die Firma ABG in Hameln, von Ingersoll Rand übernommen. Seitdem hat sich viel getan. ABZ-Redakteur Burkhard Büscher sprach mit dem Geschäftsführer von Volvo CE Hameln, Dirk Heusing, über die Zeit der Integration in den Volvo-Konzern, die Produkte und Pläne.ABZ: Herr Heusing, seit 2007 gehört ABG zu Volvo CE. Was hat sich seitdem verändert?Heusing: Sehr viel! Wir haben bspw. Händler neu aufgebaut und sind in das bestehende Händlernetz von Volvo integriert worden. Diese Integration hatten sich viele wesentlicher leichter vorgestellt, als es letztendlich der Fall gewesen ist, weil es sich für die Händler um völlig neue Produkte gehandelt hat. Deshalb kann man nachvollziehen, dass es dort anfangs zu gewissen Schwierigkeiten gekommen ist, die aber längst beseitigt sind. Heute kann ich sagen, dass wir wesentlich besser am Markt positioniert sind als vor der Übernahme.ABZ: Was hat sich bei den Volvo-Händlern seit 2007 in Bezug auf Straßenbau geändert?Heusing: Die beiden deutschen Volvo-Händler haben sehr viel in das Segment Straßenbau investiert. Sie verfügen jetzt über speziell zugeordnete Service-Teams und Verkäufer. Wenn ich bspw. sehe, was Swecon hier im Norden alles in den Bereich Straßenfertiger investiert hat. Sie haben überall Stützpunkte mit straßenbau-spezifischem Service, Ersatzteillägern und Servicetechnikern etabliert, alles was wir vor 2007 nicht leisten konnten. Das Gleiche sieht man auch im Süden bei unserem Händler Robert Aebi. Das spüren wir. Es ist schon imposant zu wissen, wie viele Leute für uns im Straßenbausektor unterwegs sind. Flächenmäßig sind wir heute auf einem ganz anderen Niveau unterwegs, als vor der Übernahme durch Volvo, auch was die Ersatzteilverfügbarkeiten bei den Händlern angeht. Wir haben heute eine ganz andere Situation als wir sie noch 2008 oder 2009 gehabt haben. Es gibt regelmäßige Treffen mit den Händlern, um zu sehen, was wir gemeinschaftlich tun können, um das Geschäft zu beleben und den Kunden zu helfen. Das hat meiner Meinung nach zu entsprechenden positiven Entwicklungen geführt. Deutschland ist für uns ein sehr wichtiger Markt, in dem wir damals nicht so aktiv waren wie jetzt.Nicht unerwähnt bleiben darf, dass fast alle aktuellen Produkte von uns mit Volvo-Technologie und Motoren ausgestattet sind. Unsere Kunden wissen das zu schätzen, da unsere Händler die einzigen sind, die den Service sowohl für die Maschine als auch für den Motor leisten können. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Unsere Händler haben die Kompetenz, alles an den neuen Straßenfertiger-Modellen zu machen, was getan werden muss. Wir sind die einzigen, die das können.ABZ: Hat sich der Umsatz seit der Übernahme durch Volvo deutlich erhöht?Heusing: Der Umsatz hat sich in Deutschland deutlich erhöht. Im vergangenen und auch dieses Jahr gibt es deutliche Zuwächse. Genauere Zahlen möchte ich allerdings nicht nennen.

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Blick in die Straßenfertiger-Produktion in Hameln. Fotos: Volvo CE

ABZ: Wie sieht es mit der Mitarbeiterzahl in Hameln aus?Heusing: Wir sind hier in Hameln ca. 550 Leute. Diese Zahl ist seit 2007 verhältnismäßig stabil geblieben. Wenn besonders hohe Produktionszahlen zu fahren sind, machen wir dies durch flexible Arbeitszeitsysteme und auch mit zusätzlichen Arbeitskräften. Unser Entwicklungsbereich in Hameln ist in den letzten Jahren personell um ca. 30 % gewachsen.ABZ: Hat sich an Ihrem Produktportfolio etwas geändert?Heusing: Nein, an unserem Stammsitz produzieren wir das Portfolio mit Ausnahme von Nordamerika global im Bereich Ketten- und Radfertiger. Im Walzenbereich bedienen wir aus Hameln die Erdbaupalette von 7–20 t, die kleinen Asphaltwalzen und mit Beginn des neuen Jahres auch die DD 105, die erste Maschine einer neuen Generation von Asphaltwalzen. Während die Fertiger deutlich globaler unterwegs sind, produzieren wir die Walzen vordergründig für die Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika). Weitere Produktionsstandorte befinden sich in Brasilien, USA, Indien und China. Die Maschinen für den nordamerikanischen Markt werden in Nordamerika hergestellt, in Brasilien produzieren wir die Walzen für den südamerikanischen Markt, für den indischen Markt in Indien und für die Region APAC (Asien Pazifik) wird in China produziert. Da versuchen wir aufgrund der Stückzahlen stärker am Markt zu sein.Bei der Segmentierung für die Produktlinie der Straßenfertiger in Hameln verhält es sich verhältnismäßig homogen. Wir haben natürlich unterschiedliche Auslastungen bei den Produkten, wenn bspw. der chinesische Markt besonders boomt und Europa schwächelt. Die Aufgabe des Fräsengeschäfts Ende vergangenen Jahres hat für uns als Standort keinen großen Effekt gehabt, da wir in dem Segment kaum vertreten waren und nie richtig in den Markt eingetreten sind.ABZ: Spielte das China-Geschäft vor 2007 auch eine große Rolle?Heusing: Ja, China ist der größte Baumaschinenmarkt. Auch wenn er jetzt schwächelt, ist er immer noch riesengroß. Daher ist er auch extrem wichtig für uns und hatte schon immer einen wesentlichen Anteil. Wir sind schon sehr lange im chinesischen Markt etabliert. Allerdings hat der gesamte Baumaschinenmarkt in China zzt. dramatische Umsatzeinbußen. Der Straßenbau hat allerdings dort im Verhältnis gesehen nicht so große Einbußen wie der übrige Baumaschinensektor. Nichtsdestotrotz leiden wir natürlich mit, weil unsere Händler leiden.ABZ: Welches sind für Sie die stärksten Exportländer?Heusing: Der zweitgrößte Markt hinter China ist Russland. Russland ist für uns ein wichtiger Exportmarkt, der sich allerdings aufgrund des Rubelverfalls und den mangelnden Infrastrukturprojekten negativ entwickelt hat. Frankreich ist ebenfalls ein großer Markt für uns, der in der letzten Zeit auch etwas schwächer unterwegs ist. Jetzt zum Jahresende sehen wir, dass es dort wieder etwas besser läuft. England war lange Jahre ein bedeutender Markt, der nach der Krise sehr stark zurückgegangen ist, sich jetzt allerdings deutlich auf dem Weg zurück befindet. Wir sind dort sehr erfolgreich mit unseren Produkten vertreten. In Spanien war in den letzten sechs bis sieben Jahren kaum Bewegung, jetzt spüren wir leichte, positive Tendenzen und es werden wieder Maschinen dorthin geliefert. Der Mittlere Osten, wie Saudi Arabien, spielt für uns auch eine große Rolle.Allerdings kann die positive Entwicklung in einigen Ländern den Rückgang in China und Russland nicht auffangen. Das wird sich vermutlich so schnell auch nicht ändern. Ich glaube auch nicht, dass China irgendwann einmal in alte Dimensionen zurückkommt. Bei Russland könnte das allerdings in einigen Jahren der Fall sein.ABZ: Welche Investitionen haben Sie in den vergangenen Jahren am Standort Hameln getätigt?Heusing: Wir haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Investitionen vorgenommen. 2008 haben wir einen Plan aufgestellt, wie die zukünftige Fabrik aussehen soll. Dabei wurde auch entschieden, dass nicht alles sofort, sondern in Etappen verwirklicht wird, was wesentlich sinnvoller ist. So haben wir 2008 ein Nachbargrundstück dazu gekauft, so dass uns seither eine Fläche von insgesamt 120.000 m zur Verfügung steht. Auf dem neu erworbenen Gelände wurde im letzten Jahr eine neue Halle errichtet, wo seit Anfang 2015 die Produktion unserer Erdbau- und Asphaltwalzen unter modernsten Produktionsgesichtspunkten stattfindet. In diesem Zuge haben wir auch gleich die Fertigerlinie komplett umgebaut, so dass hier noch effektiver als ohnehin schon produziert wird – selbstverständlich auf höchstem Qualitätsniveau. Das war ein Mammut-Projekt, was auch hohe Investitionen gefordert hat. Es gab aber nicht nur ein reines Invest in Gebäude und Maschinen, sondern auch in unsere Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze. Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Kapital. Die heutigen Montagehallen für Fertiger, Walzen und Bohlenkörper sehen also deutlich anders aus, als 2007 und wir produzieren auf einem ganz anderen Niveau.

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Die DD 105 ist die erste Maschine einer neuen Generation von Asphaltwalzen.

ABZ: Mit den Fertigern machen Sie den meisten Umsatz?

Heusing: Hier am Standort ist es so, was die Wertschöpfung in der Fabrik angeht, dass 70 % dem Fertiger zuzurechnen sind, aber der Anteil der Walzen wächst. Wir werden mit den neuen Walzen mit Sicherheit in Zukunft noch mehr wachsen. Es gibt eine klare Produktionsphilosophie bei uns im Haus, wonach die Fertigungstiefe der Produkte sehr hoch sein soll. Wenn Sie bspw. die Bohle von Fertigern nehmen, so stellen wir heute im Haus 70 % der Teile her. D. h. wir behalten die komplette Kompetenz hier im Haus. Bei den Walzen ist der Anteil der Eigenherstellung allerdings nicht ganz so hoch wie bei den Straßenfertigern.

ABZ: Ist Kompaktasphalt für Sie ein Thema?

Heusing: Kompaktasphalt hat sicherlich seine Berechtigung. Aber wir haben heute kein Produkt im Portfolio, um Kompaktasphalt zu verwenden. Wir können leider nicht in allen Feldern und in jeder Nische unterwegs sein. Wir sind Spezialisten im Straßenbau, was aber nicht heißt, dass wir überall vertreten sind.

ABZ: Wie eng ist Ihr Kontakt zu den Kunden?

Heusing: Alle Neuentwicklungen, die wir haben, basieren unter anderem auf den Informationen unserer Kunden. Materialien verändern sich, und auch im Einbau gibt es Veränderungen, auf die man sich als Hersteller einstellen muss. Alles basiert letztendlich darauf, was der Kunde braucht. Alle Neuentwicklungen werden bestimmten Kunden vorgeführt, die in diese Entwicklung mit reinschauen. Wir nennen das Customer Clinic. Wir orientieren uns danach, was der Kunde fordert. Wir werden immer Maschinen entwickeln, die wenig Ressourcen verbrauchen, wie Kraftstoff. Wir werden auch immer Maschinen entwickeln, davon bin ich fest überzeugt, die den höchsten Bedienkomfort haben. Volvo wird nie einen Schritt nachlassen, Vorreiter in diesem Bereich zu sein. Das sind die Kernwerte. Das haben Sie im Lkw-Bereich, beim Bagger, Radlader und das Gleiche gilt für Walzen und Straßenfertiger. Also Kompromissbereitschaft in diesem Zusammenhang kenne ich nicht und halte ich auch nicht für richtig. Wir entwickeln Maschinen, die die Kunden haben wollen und nicht Maschinen, wie wir denken.

ABZ: Welche Maschinen kommen zur bauma?

Heusing: Es wird was Neues kommen, auch im Straßenbaubereich. Wir werden aber noch nichts zu diesem Zeitpunkt darüber mitteilen.

ABZ: Welche Ziele verfolgen Sie in diesem Geschäftsjahr und wie hoch sind die Erwartungen im bauma-Jahr?

Heusing: Es wäre gelogen, dieses Jahr als positiv zu bezeichnen. Wir haben Rückgänge zu verzeichnen gehabt, die durch globale Situationen verursacht wurden. Die können wir nicht auffangen in den Märkten, in denen wir uns verbessern, weil die einfach nicht groß genug sind. Ich glaube aber, dass wir durch die Dinge, die wir weiter im nächsten Jahr tun werden, im heutigen Segment besser dastehen werden und mit den neuen Produkten sowieso. Wir stehen wahrscheinlich vor einem Jahr, dass ein wenig herausfordernd sein kann. Auf jeden Fall gehen wir davon aus, dass wir im nächsten Jahr am Standort Hameln mehr Maschinen produzieren als wir es dieses Jahr getan haben.

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