"Wir werden über Innovationen sprechen"

ABZ: Herr Dr. Münster, mit welchen Produkten, Angeboten oder Diensten wird Hyundai CE auf der bauma auftreten?

Dr. Münster: Unser Stand ist in drei Hauptbereiche aufgeteilt. Einer ist ein Demo Park, in dem wir Kunden Lösungen live vorführen werden. Daneben wird es einen Maschinenpark geben, das ist ein statischer Ausstellungsbereich, in dem Kunden unsere Maschinen vor Ort in Augenschein nehmen. können. Der dritte Bereich ist unser Innovationen Park, also ein im Stand integrierter Bereich, in dem wir unsere neusten Technologien vorstellen. Wir werden unter anderem einen remote gesteuerten Radlader zeigen, den wir in unserer Hauptzentrale für Europa in Belgien stationiert haben und welcher aus München gesteuert werden wird. Darüber hinaus werden wir ein eigens entwickelte 2D- und 3D-Steuerungssysteme sowie ein auf künstlicher Intelligenz basierendes All-Around-View-Monitorsystem vorstellen, welches die Sicherheit auf Baustellen erhöht, indem es Menschen im Gefahrenbereich der Maschine erkennen kann. Daran angelehnt gibt es noch ein sogenanntes Emergency-Stop-System, das die Maschine zukünftig automatisch stillstehen lassen kann, wenn sich Menschen in den Gefahrenbereich der Baumaschine bewegen. Zudem präsentieren wie eine transparente Radladerschaufel zur Vermeidung von Unfällen, sowie weitere spannende Neuheiten und Innovationen.

ABZ: Welche Erwartungen hat Hyundai an die diesjährige bauma?

Dr. Münster: Wir erhoffen uns gesamtwirtschaftlich einen positiven Impuls, also eine Stimmungswende durch die bauma. Die Messe hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass sie das leisten kann. Sie ist genau das, was wir momentan in der Branche benötigen, um wieder über Chancen zu sprechen und an einem Turnaround zu arbeiten. Auf Hyundai bezogen bedeutet das, dass wir die bauma nutzen werden, um uns verstärkt als Innovations- und Technologieführer zu präsentieren, als Technologiekonzern. Wir werden über Innovationen sprechen und viele neue Technologien vorstellen. Unser großer Vorteil Tochter des HD Hyundai-Konzerns ist, dass wir neue Technologien und Lösungen zum allergrößten Teil aus eigener Kraft als Inhouse-Entwicklungen bedienen können. Alles das läuft unter dem Motto Future Builder. Damit wollen wir einen klaren Fingerzeig in Richtung zukünftige Technologien und Lösungen geben, die wir für Bewältigung der gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen benötigen.

ABZ: Wie präsentiert sich Hyundai CE in München?

Dr. Münster: Unsere Standfläche hat die gleichen Ausmaße wie auf der letzten bauma . Auch der Standort ist unverändert FM.913. Wir werden uns noch mehr auf Innovation, noch mehr auf Nachhaltigkeit fokussieren und unsere Themen durch live Vorführungen und verstärkte Kommunikation vermitteln. Das findet Ausdruck unter anderem darin, dass ungefähr 50 Prozent der Maschinen, die wir auf der Messe zeigen werden, Neuheiten sind.

ABZ: Was werden die Highlights von Hyundai CE in München sein?

Dr. Münster: Wir zeigen Neuheiten in allen Bereichen. Das absolute Highlight werden wir im Bereich Nachhaltigkeit präsentieren, die zweite Entwicklungsstufe unseres wasserstoffbetriebenen, Brennstoffzellen-basierten Mobilbaggers HW155H. Dieser Bagger ist eine Weiterentwicklung der Maschine, die wir bereits auf der letzten bauma gezeigt hatten. Damit is Hyundai für den bauma Innovation Award nominiert. Wir sind unter den Top 3 in der Endausscheidung und hoffen auf eine Auszeichnung in dieser wichtigen Kategorie.

Weiterhin stellen wir einen elektrisch betriebenen Minibagger zur Messe vor, welcher ab der bauma bestellbar sein wird. Darüber hinaus werden wir einen elektrifizierten 22-Tonnen-Kettenbagger, den HX230E zeigen. Auch wenn dieses Modell noch keine vollständige Marktreife erlangt hat, zeigt es, dass Hyundai auch in diesem Segment seine Entwicklungen stetig vorantreibt.

ABZ: Bei 22 Tonnen liegt also die aktuelle Obergrenze bei Hyundai CE für Maschinen mit E-Antrieben?

Dr. Münster: Ja, für dem Moment ist das richtig. Aber natürlich laufen im Hintergrund die Arbeiten an weiteren Elektrifizierungsprojekten im Groß- und Kleinmaschinenbereich.

ABZ: Hyundai CE setzt also in diesem Jahr vor allem um alternative Antriebskonzepte und Nachhaltigkeit?

Dr. Münster: Ja, und ich würde noch die Themen Automatisierung und Digitalisierung hinzufügen. Das sind in meinen Augen auch die Haupttrends in der Branche und auf der bauma.

Diesbezüglich hat sich im Vergleich zur letzten Ausgabe der Messe nicht viel geändert, was in meinen Augen aber positiv zu bewerten ist. Ein kontinuierlicher Fokus auf die Top Themen welche die Gesellschaft und unsere Branche bewegen, erlaubt es uns als Hersteller unsere Entwicklungen in diesen Bereich zu bündeln und in kurzer Zeit die notwendigen Fortschritte zu erzielen.

ABZ: Das Thema Automatisierung betrifft Ihren ferngesteuerten Radlader?

Dr. Münster: Richtig, aber auch die Bereiche 2D- und 3D-Steuerung. Des Weiteren wird einer unserer Partner einen Kurzheck-Bagger auf der Messe zeigen, den er auf eine halbautomatische Steuerung umgebaut hat. Auch im Bereich der Drittanbieter gibt es mittlerweile Lösungen für unsere Maschinen im Markt. Die übernehmen automatisch die Funktionen von Ausleger, Löffel, Kipp- und Schwenkrotorlöffel, um schneller und genauer auf die Soll-Konstruktionsoberfläche und die Querneigung zu graben. Die neue halbautomatische Funktionalität ermöglicht es dem Bediener, komplexe Aufgaben auszuführen, manuelle Steuerungen zu reduzieren, die Produktivität, Geschwindigkeit und Genauigkeit der Arbeit zu erhöhen, auch für weniger erfahrene Bediener.

ABZ: Was bedeutet bei Ihnen halbautomatische Steuerung?

Dr. Münster: Die Möglichkeit, ein vorgegebenes Geländemodell wie zum Beispiel eine Böschung, Planung oder Neigung rein durch das Zurückziehen des Joysticks zu erstellen. Der Bagger steuert dabei selbstständig Ausleger-, Stiel-,und Löffelzylinder.

ABZ: Was muss man sich bei Hyundai CE unter 2D- und 3D-Steuerung vorstellen?

Dr. Münster: Beides sind Fahrerunterstützungssysteme die die Genauigkeit und die Effizienz bei Aushub- und Planierungsarbeiten erhöhen. Die Systeme überwachen die Position der Maschine in 2 beziehungsweise 3 Dimensionen und erlauben dem Fahrer damit eine kontinuierlichen Soll-/Ist-Vergleich. Die 3D-Steuerung ist zudem eine notwendige Komponente der für die eben erwähnte halbautomatische Steuerung. Die Neuerung ist, dass wir eine Inhouse-Lösung auf der Messe vorstellen, anhand eines von Hyundai entwickelten 2D- und 3D-Steuerungssystems. Dieses kann in einem Simulator auf dem Stand ausprobiert werden.

ABZ: Viele Unternehmen entwickeln solche Systeme mit Partnern, statt selbstständig zu entwerfen.

Dr. Münster: Das machen wir wie erwähnt ebenso, parallel. Wir freuen uns, dass wir als Unternehmen in der Lage sind, solche Systeme aus eigener Kraft zu entwickeln. Das wollen wir auf der Messe zeigen. Eine weitere interessante Neuheit im Bereich Sicherheit ist wiederum ein System, das wir ClearView X nennen. Dabei handelt es sich um eine quasi-transparente Radladerschaufel. Durch verschiedene Kamerasysteme, die in der Maschine verbaut sind und einen zusätzlichen Monitor in der Kabine kann der Fahrer immer im Blick behalten, was vor seiner Maschine passiert – die Radladerschaufel erscheint auf dem Monitor quasi transparent. Dadurch können Unfälle vermieden werden, die durch mangelnde Visibilität nach vorne passieren können, was die häufigste Ursache für durch Radlader verursachte Unfälle mit Personenschaden ist.

ABZ: Welche Neuheiten gibt es noch?

Dr. Münster: Wir werden zum ersten Mal einen Hyundai Dozer, den HD130A vorstellen und des Weiteren einen 25-Tonnen-Mobilbagger als Umschlaggerät in einer Material-Handling-Ausführung. Der Mobilbagger wird auch direkt nach der Messe in den Markt eingeführt. Es handelt sich dabei um eine Maschine für den leichten bis mittleren Umschlagsbereich. Auch im Kettenbagger-Bereich werden wir signifikante Neuheiten zeigen, darunter zwei Europapremieren. Das wird natürlich ein Highlight auf der Messe werden. Mehr verrate ich an dieser Stelle noch nicht.

ABZ: Was ist im Hinblick auf Serviceleistungen zu erwarten?

Dr. Münster: Wir werden ein sogenanntes Pro-Care -Programm in den Markt einführen. Dadurch soll den Kunden zukünftig die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft seiner Hyundai Maschinen erleichtert werden, indem wir ihnen automatisiert die benötigten Ersatzteile für die Maschine zukommen lassen. Das geschieht, kurz bevor die Maschine in den entsprechenden Servicebedarf kommt. Wir verfolgen dazu kontinuierlich über unser HiMATE-System, wann welche Maschine für den nächsten Service fällig wird. Zudem sind eine Gewährleistungsverlängerung und regelmäßige Ölproben Teil des Programms.

ABZ: Wie gewährleistet Hyundai CE den Kundenservice und die Ersatzteilversorgung in Deutschland und Europa?

Dr. Münster: Wir beliefern ganz Europa zentral aus Belgien. Dort ist unser europäisches Ersatzteillager ansässig, aus dem wir die allermeisten Märkte, bis auf wenige Ausnahmen am östlichen Rand Europas, über Nacht beliefern können. Beim Pro-Care Programm ist allerdings Lieferung über Nacht nicht nötig, weil wir weit im Voraus planen können. Wenn wir beispielsweise sehen, dass eine Maschine innerhalb der nächsten zwei Monate in den Bereich der 3000 Stunden Wartung kommt, stellen wir dem Kunden die entsprechenden Serviceteile rechtzeitig vorab zur Verfügung

ABZ: Wie wird das gesteuert?

Dr. Münster: Über eine neu gegründete Abteilung, unser sogenanntes Uptime Center. Von dort aus können wir über unser GPS-Hi MATE-System alle Maschinen im europäischen Markt im Auge behalten und kurzfristig mit dem Händler oder über den Händler mit dem Kunden in Kontakt treten, um präventiv Störungen zu vermeiden oder bei Maschinenstillständen oder ähnlichem möglichst schnell Lösungen auszuarbeiten. Die Mitarbeiter im Uptime Center monitoren auch den Bedarf an Serviceartikeln.

ABZ: Ist das eine Leistung, die Ihre Kunden buchen müssen?

Dr. Münster: Das Pro Care Programm ist eine Dienstleistung, die beim Kauf der Maschine mit abgeschlossen werden muss. Die dafür benötigte HiMATE Komponente ist ein Abosystem, das für die ersten 5 Jahre der Maschine kostenlos inkludiert. Erst danach ist eine kostenpflichtige Nachbuchung. notwendig.

ABZ: Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation und -entwicklung?

Dr. Münster: Der Gesamtmarkt ist momentan herausfordernd. Europaweit hat jede Region ihre besonderen Herausforderungen, teils politischer, teils wirtschaftlicher Natur, und oftmals ein Mix aus Beidem. Unsere Prognosemodelle gehen momentan davon aus ist, dass sich zur Jahresmitte in verschiedenen Ländern ein Aufschwung abzeichnen wird.

Darauf bereiten wir uns bei Hyundai momentan durch die Vielzahl an neunen Produkten, Lösungen und Ansätzen vor. Wenn der Markt sich wieder öffnet, wollen wir gestärkt aus der Situation hervorgehen und bereit sein uns in einem dann wachsenden Markt neu zu positionieren.

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