Kommentar

Dunkle Kristallkugel

von: Kai-Werner Fajga
Zuletzt im Frühjahr machte das Thema Sanierungspflicht im Baugewerbe Schlagzeilen, das EU-Parlamemt stimmte für die energetische Sanierung bestehender Wohn- und Nichtwohngebäude. Der Hintergrund ist, dass wenn die EU bis 2050 klimaneutral werden soll, bei Gebäuden mit besonders schlechter Energieeffizienz die Pflicht zur Sanierung vorgeschrieben werden soll.

Laut EU-Parlament sollen nun bis 2033 Häuser modernisiert werden, über die Kostenverteilung wird allerdings weiter heftig gestritten. Abgesehen davon, dass eine mögliche Sanierungswelle auf Hausbesitzer zurollt, deren finanzielle Folgen bisher unabsehbar sind, wies die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) jüngst auf eine ganz andere Gefahr hin – die Asbestbelastung älterer Bauwerke.

Laut IG BAU schlummern Millionen Tonnen krebserregendes Asbest in Häusern und Hallen, eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts im Auftrag der Gewerkschaft zählte rund 9,4 Millionen Wohngebäude, die in Deutschland zwischen den Jahren 1950 und 1989 errichtet worden seien. Und in dieser Zeit seien Asbest-Baustoffe intensiv zum Einsatz gekommen, teilte die IG BAU mit. Mit der Sanierungswelle drohe nun eine Asbest-Welle auf dem Bau. Für die Bewohnerinnen und Bewohner ergebe sich eher kein Gesundheitsrisiko, für Bauarbeiter sei es umso höher. Asbestfasern können dann über den Baustaub in die Atemwege und Lungen der Arbeiter gelangen. IG-BAU-Bundesvorstand Carsten Burckhardt warnte vor einer "unsichtbaren Gefahr" durch Asbest. Dabei hätten Bauarbeiter und Heimwerker kaum eine Chance, diese Gefahr zu erkennen.

Die krebserregendeMineralfaser steckt in vielen Baustoffen wie Putz, Klebern oder Spachtelmassen. Bis zu 30 Jahre dauere es, ehe es zur tragischen Diagnose Asbestose komme. Die Berufsgenossenschaft Bau gehe davon aus, dass allein im vergangenen Jahr rund 320 Baubeschäftigte aufgrund einer asbestbedingten Berufskrankheit gestorben sind. "Bei den Berufskrankheiten ist Asbest die häufigste Todesursache", sagt Burckhardt. Die Gewerkschaft fordert deshalb unter anderem einen Schadstoff-Gebäudepass "mit unterschiedlichen Gefahrenstufen für die jeweilige Asbest-Belastung eines Gebäudes", ferner müssten häufigere Arbeitsschutzkontrollen durchgeführt werden. Es müsse auch ein KfW-Förderprogramm aufgelegt werden, das Kosten der Sanierungen abfedern solle, gleichzeitig könne so die ordnungsgemäße Entsorgung von alten Asbest-Baustoffen sichergestellt werden. Die Arbeit auf dem Bau bleibt ein Job mit hohem Gesundheitsrisiko – auch bei der Sanierung.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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