Metall-Arbeitgeber
Verband warnt vor Deindustrialisierung
München (dpa). – Vor Beginn der Tarifverhandlungen in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie zeichnet der Arbeitgeberverband vbm ein düsteres Bild der Lage. "Unser Standort steht unter einem enormen Druck. Transformation, Georisiken, Konjunkturschwäche und Standortprobleme belasten die Unternehmen und lassen die Deindustrialisierung weiter fortschreiten", sagt vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die IG Metall widerspricht.
Zudem beklagte er "zu hohe Lohn- und Lohnzusatzkosten sowie Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und international nicht wettbewerbsfähige Steuerlasten". Dies führe zu immer weniger Investitionen, Wertschöpfung und Beschäftigung im Inland. Die Lage sei ernst und die Aussichten seien trüb, betonte Brossardt. Inzwischen sei nicht mehr der Fachkräftemangel, sondern der Auftragsmangel das größte Hindernis für Produktion.
Seit Januar sei die Zahl der Beschäftigten in der Branche um 2400 auf 870 200 gesunken. Angesichts dieser Lage lehnte Brossardt die im Juni aufgestellte Forderung der IG Metall nach 7 Prozent mehr Lohn ab. Zuletzt sei die Produktivität gesunken, betonte er. "Hohe Entgelte, sichere und mehr Arbeitsplätze gehen aber nur bei steigender Produktivität."
Man könne nur verteilen, was vorher erwirtschaftet werde. Ansonsten gefährde man die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie durch steigende Lohnstückkosten. "Die Abwanderung ins Ausland ist längst im Gange, die Deindustrialisierung bittere Realität", sagte Brossardt. "Wir müssen aufpassen, dass die Musik nicht zukünftig noch mehr im Ausland spielt."
Die IG Metall hatte ihre Forderung nach 7 Prozent Lohnplus unter anderem mit den steigenden Lebenshaltungskosten begründet. Jetzt reagierte sie deutlich auf die Einschätzung der Arbeitgeber und warf ihnen "übertriebene Schwarzmalerei" vor.
"Es ist unseriös zu behaupten, wegen unserer Forderung würden Betriebe Deutschland den Rücken kehren", sagte Bezirksleiter Horst Ott. "Ich hoffe, dass die Arbeitgeber in den Verhandlungen sachlicher auftreten werden."
Die Tarifverträge laufen bundesweit zum 30. September aus, die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, Warnstreiks sind ab 29. Oktober möglich. In aller Regel wird im Laufe der Verhandlungen ein Pilotbezirk vereinbart, dessen Abschluss dann die übrigen Regionen übernehmen, so die Gewerkschaft. Meist sei das ein Bezirk, in dem es wirtschaftlich relativ gut laufe.