Bauaussichten 2025
Zwischen Hoffnung und Herausforderungen
von: Gregor Machura, Hauptgeschäftsführer bauforumstahlDie wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen haben sich im Verlauf des Jahres 2024 nochmal spürbar verschärft. Die Meldung von massiven Problemen und Entlassungen in der ThyssenKrupp-Stahlsparte gegen Jahresende sorgte für vor allem in unserer Branche für Besorgnis.
Gleichzeitig führte die Auflösung der Bundesregierung zu einem politischen Vakuum, das die Unsicherheiten zusätzlich verstärkte. Auf internationaler Ebene schürte die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten Sorgen vor neuen Strafzöllen und anderen Maßnahmen, die globalen Handel und Investitionen belasten könnten.
Wir wissen faktisch noch nicht ob sich diese Entwicklungen in der Konsum- und Investitionsbereitschaft widerspiegeln werden, müssen aber damit rechnen.
Glaubt man den Einschätzungen der Bundesregierung, gibt es erste Anzeichen für eine Bodenbildung der konjunkturellen Schwächephase.
Das Bruttoinlandsprodukt verzeichnete im dritten Quartal 2024 ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent, wodurch eine technische Rezession vermieden wurde. Für 2025 wird von offizieller Seite eine leichte Verbesserung der Bauinvestitionen erwartet, auch wenn sie noch nicht in den positiven Bereich vordringen werden.
Insbesondere der hohe Bedarf an Wohnraum und öffentliche Aufträge im Tiefbau könnten dazu beitragen, dass das Baujahr 2025 besser abschneidet als das vorherige. Eine tatsächliche wirtschaftliche Erholung wird jedoch frühestens ab Mitte des Jahres 2025 erwartet, mit einer nachhaltigeren Stabilisierung frühestens 2026.
Schauen wir uns die Zahlen des statistischen Bundesamts für 2024 im Bereich Stahlproduktion an, geben sie ein düsteres Bild wider: in wichtigen Bereichen wie Hallenbau, Anlagenbau und Bürogebäuden wurden zweistellige Rückgänge verzeichnet. Besonders alarmierend ist, dass die Gesamtproduktion voraussichtlich die kritische Marke von zwei Millionen Tonnen unterschreiten könnte. Doch eine Umfrage unter unseren Mitgliedern, den Stahlbauern, zeigt auch Lichtblicke: Trotz der widrigen Umstände bewerten 43,8 Prozent ihre aktuelle Auftragslage als verhältnismäßig groß, weitere 50 Prozent als ausreichend. Das deutet auf eine gewisse Resilienz innerhalb der Branche hin.
Der Schlüssel für die weitere Entwicklung liegt unserer Meinung nach in den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen der kommenden Monate. Die künftige Regierung wird maßgeblich beeinflussen, ob das Jahr 2025 zu einem Wendepunkt wird. Klarheit über die gesetzten Ziele, eine konsequente Förderung nachhaltiger Bauweisen und verbindliche Maßnahmen zur Unterstützung der Stahlindustrie sind entscheidend, um das Vertrauen in den Standort Deutschland wiederherzustellen. Dabei spielt auch die internationale Politik eine Rolle: Strafzölle und geopolitische Konflikte könnten den Aufschwung gefährden oder beschleunigen.
Trotz aller Herausforderungen bleibt unsere Branche zukunftsorientiert: Stahl, als ein zu 100 Prozent recyclebarer Werkstoff, bietet weiterhin immense Potenziale für nachhaltiges Bauen.
Ein bedeutender Schritt in Richtung Nachhaltigkeit wird im Jahr 2025 durch die Veröffentlichung der europäischen Technischen Spezifikation DIN CEN/TS 1090-201 (Wiederverwendung von tragenden Stahlbauteilen) gemacht. Dieses Dokument liefert klare Vorgaben für den Rückbau und die Bewertung zurückgewonnener tragender Bauteile. Es legt fest, wie diese Bauteile nach definierten Kriterien geprüft, klassifiziert und erneut verwendet werden können. Die Möglichkeit, Stahlbauteile erneut zu nutzen, reduziert nicht nur den Bedarf an neu produziertem Stahl und senkt dadurch CO2-Emissionen erheblich, sondern bietet auch wirtschaftliche Vorteile durch Kosteneinsparungen bei Materialien. Vor allem für die deutsche Stahlindustrie und die Bauwirtschaft eröffnet dies neue Perspektiven. Es erfordert jedoch, dass die Rahmenbedingungen – wie verbindliche Ausschreibungen und Fördermaßnahmen – durch politische Weichenstellungen geschaffen werden.
Unser Fokus liegt, trotz aller äußeren Umstände, weiterhin darauf, die Stahlbaubranche mit der Wiederverwendbarkeit und "grünem Stahl" zur nachhaltigsten Bausparte zu machen. Doch dafür braucht es politische Unterstützung in Form verbindlicher Ausschreibungen, Fördermaßnahmen und Anreize für Innovationen und Forschung.
Es ist Zeit, dass Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen. Gemeinsam können wir die Transformation vorantreiben, den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken und die Weichen für eine nachhaltige, wettbewerbsfähige Zukunft stellen. 2025 wird nicht ohne Herausforderungen bleiben, doch mit einem klaren Kurs kann das Fundament für eine bessere Bau- und Stahlindustrie gelegt werden. Der Aufschwung kann kommen und wir freuen uns darauf.
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