Bauaussichten 2025

2025 – eine schwierige Ausgangslage

von: Joachim Schmid, Geschäftsführer VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen
Seit über zwei Jahren verzeichnet die Baumaschinenbranche am Produktionsstandort Deutschland Rückgänge beim Auftragseingang. Im Jahr 2024 betrug das Minus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während der Umsatz 2023 noch durch den Abbau bestehender Auftragsbestände auf ein Rekordniveau steigen konnte, hat die Branche 2024 einen deutlichen Einbruch erlitten. Die Konjunkturschwäche hat nach dem Wohnungsbau mittlerweile auch den Tiefbau erreicht. Zum Jahresende 2024 steht ein Umsatzrückgang von 20 Prozent im Vergleich zu 2023 zu Buche – deutlich mehr als am Jahresanfang erwartet.
Bauaussichten
Joachim Schmid, Geschäftsführer VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen. Foto: VDMA

Besonders stark betroffen sind die Hochbaumaschinen mit einem Umsatzrückgang von etwa 24 Prozent. Die Absätze von Turmdrehkranen brachen in Europa um mehr als 40 Prozent ein, was bereits Erinnerungen an die große Krise 2009 wachruft. Erdbaumaschinen verzeichneten ein Minus von rund 22 Prozent, während sich Straßenbaumaschinen mit einem Umsatz von 11 Prozent vergleichsweise widerstandsfähig zeigten. Trotz des dringenden Bedarfs an einer Modernisierung der maroden Infrastruktur schreitet die Umsetzung von Bauvorhaben nur schleppend voran, was die Nachfrage zusätzlich bremst. Hinzu kommen gestiegene Baukosten und Zinsen, die die Zurückhaltung in der Branche weiter verstärken.

Eine weitere Herausforderung stellt der Wettbewerb mit chinesischen Herstellern dar. Diese profitieren bei ihren Exportbemühungen von massiven staatlichen Subventionen und haben Europa in den Bereichen Digitalisierung und Elektrifizierung mindestens eingeholt. Der technologische Rückstand bei elektrischen Lösungen ist sicher noch aufholbar, doch fehlt es am notwendigen Marktdruck, da die Nachfrage in Europa bislang gering ist.

Für 2025 ist nach den Rückgängen eine Konsolidierung der Märkte zu erwarten. Sowohl in Deutschland als auch in Europa und weltweit dürften sich die Absätze ungefähr auf Vorjahresniveau bewegen, mit einer positiven Tendenz in der zweiten Jahreshälfte.

Etwas erfreulicher sieht derzeit die Situation bei den Baustoffanlagenherstellern aus. Hier nimmt der Rückgang bei den Auftragseingängen seit November 2023 Jahres stetig ab. Grund dafür ist im Jahr 2024 ein Auftragsplus von knapp 16 Prozent aus dem inländischen Markt im Vergleich zum Vorjahr. Dem gegenüber steht ein Minus von 13 Prozent an Auslandsorders. Besonders die Themen Kreislaufwirtschaft, Zementersatzstoffe und Mischzemente gewinnen an Bedeutung.

Der verstärkte Fokus auf Recyclingprozesse erfordert neue Anlagen und Technologien. Vor allem Zementhersteller investieren verstärkt in Anlagen, um klimaneutralen Zement zu produzieren – ein Trend, der sich voraussichtlich fortsetzen wird. Sollten die EU und Deutschland weiterhin konsequent an ihren Klimaneutralitätszielen festhalten, dürfte der Bedarf an innovativen Lösungen und Anlagen in diesem Bereich weiter steigen.

Ein herausragendes Ereignis im kommenden Jahr wird die bauma in München sein, die vom 7. bis 13. April stattfindet. Sie ist ein Symbol für Innovation, Fortschritt und technologische Zukunft in der Baumaschinenindustrie. Zwar kann eine Messe allein keine Konjunkturimpulse setzen, doch bietet sie den ausstellenden Unternehmen die Möglichkeit, ihre Lösungen für die zentralen Herausforderungen unserer Zeit – Klimaschutz, Dekarbonisierung und Effizienzsteigerung in Bauprozessen – eindrucksvoll zu präsentieren.

Die vor uns liegende Zeit ist von großer Unsicherheit geprägt. Gerade deshalb ist es von zentraler Bedeutung, dass wir in unserer Branche geschlossen auftreten und gemeinsam handeln. Ein erfolgreiches Beispiel dafür sind die Ergebnisse der Arbeitsgemeinschaft Machines in Construction MiC 4.0. Hersteller und Anwender entwickeln eine gemeinsame einheitliche, herstellerübergreifende und maschinenunabhängige digitale Sprache rund um den Bauprozess.

Das hat es vorher so noch nicht gegeben. Vor ein paar Monaten sind wir mit der MiC 4.0-Datenbank und dem MiC 4.0-TestTool an den Start gegangen. Baumaschinenhersteller können nun ihre Maschinen testen und nach erfolgreichem Abschluss in die Datenbank eintragen. Anbaugeräte unterschiedler Hersteller, die mit dem MiC 4.0-BUS Protokoll ausgestattet sind, können einheitlich kommunizieren und beliebig untereinander getauscht werden. Ein großer Erfolg ist ebenfalls, dass MiC 4.0 beratender Partner der ISO 15143 werden soll.

Der VDMA steht dafür, eine starke Stimme in Richtung Berlin und Brüssel zu erheben. Ein zentrales Anliegen bleibt dabei die Entbürokratisierung. Wenn wir die industrielle Stärke Deutschlands erhalten und ausbauen wollen, müssen wir verhindern, dass übermäßige Regulierung uns ausbremst. Dies führt ansonsten dazu, dass immer mehr Hersteller ihre Produktion ins Ausland verlegen, wozu sie sich durch die Rahmenbedingungen gezwungen sehen.

Trotz aller Herausforderungen blicke ich mit Zuversicht auf das kommende Jahr und sehe auch neue Chancen, die wir gemeinsam nutzen können. Der VDMA wird weiterhin mit vollem Einsatz daran arbeiten, seine Mitgliedsunternehmen zu unterstützen. Je stärker unsere Gemeinschaft ist, desto mehr Gewicht hat die gemeinsame Stimme des Maschinenbaus.

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