Bauaussichten 2025
"Bauen muss wieder Wachstumsmotor werden"
von: Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs)Insgesamt blickt der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden daher mit Ungewissheit auf das neue Jahr: Noch immer befindet sich der Wohnungsbau bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen im Rückwärtsgang. Die große Unsicherheit in der gesamten Wirtschaft lassen die Unternehmensinvestitionen auch im Baubereich deutlich sinken.
Und die öffentliche Hand, die in der aktuellen Hochbaukrise mit ihren Investitionen bislang noch stabilisierend gewirkt hat, dürfte nach dem Ampel-Aus angesichts des ausstehenden Beschlusses zum Haushalt 2025 auf die Investitionsbremse treten, zum Beispiel bei den Bundesverkehrswegen. Positive Wachstumsimpulse werden zwar dringend benötigt, sind aber trotz moderat sinkender Zinsen, des langsamen Anstiegs des Wohnungsbau-Kreditvolumens und sich stabilisierender Baupreise noch nicht zu spüren. Dabei ist ein Umsteuern dringend notwendig – nicht nur zur Stabilisierung der Baukonjunktur und zum Erhalt der dringend benötigten Kapazitäten, sondern vor allem vor dem Hintergrund der sozialen und gesellschaftlichen Dimension ausbleibender Bauinvestitionen.
Allein in den ersten drei Quartalen 2024 ist die Zahl der neu genehmigten Wohnungen gegenüber 2022 um 110.000 gesunken: Diese Wohnungen stehen in Zeiten von Bevölkerungswachstum dem Markt dauerhaft nicht zur Verfügung, wirken preistreibend auf die Mietmärkte und verschärfen die Wohnungsnot. Bei der öffentlichen Infrastruktur ist der Ernst der Lage inzwischen allgemein bekannt – ein Brückeneinsturz wie in Dresden ist das sichtbarste Zeichen, dass in diesem Bereich mehr getan werden muss, und zwar auf allen föderalen Ebenen. Die in der Vergangenheit bereits hochgefahrenen Investitionen und die Maßnahmen zur Planungsbeschleunigung reichen nicht aus.
Die noch amtierende Bundesregierung hat in schwierigen Zeiten meist die richtigen Ziele verfolgt, aber häufig nicht konsequent genug umgesetzt. So sind die an sich zu begrüßenden neuen Förderprogramme wie KNN und "Jung kauft alt" zu restriktiv ausgelegt, um echte Impulse zu schaffen. Die Ungleichheit der Förderung von Gebäudeeffizienzmaßnahmen und Heizungserneuerung führt zu erheblichen Fehlanreizen und verhindert die umfassende Sanierung des Gebäudebestands. Für die Infrastrukturertüchtigung wurden die Mittel zwar ausgeweitet, aber die notwendigen Brückensanierungen bleiben hinter dem Soll zurück und die Finanzierung von Bahninvestitionen durch Eigenkapitalerhöhungen wirkt letztlich kostensteigernd auf die Trassenpreise.
Ausgehend von der schwierigen Lage am Bau sollte die neue Bundesregierung zu Beginn ihrer Amtszeit ein Sofortprogramm für den Bau starten. Wir brauchen breit angelegt Zinsverbilligungsprogramme für den bezahlbaren und mehr Mittel für den sozialen Wohnungsbau, eine wirksame Wohneigentumsförderung und ein bürokratiearmes Planungsrecht, dass dem Wohnungsbau Priorität einräumt. Für die Erreichung der Klimaziele im Gebäudebestand müssen die ineffizientesten Gebäude etwa durch Wiedereinführung der EH100-Förderung verstärkt adressiert werden, denn hier sind die potenziellen Energieeinsparungen am höchsten und das Kosten-Nutzen-Verhältnis besonders günstig. Und im Bereich der Verkehrswege bedarf es neben einem nachhaltigen Investitionshochlauf und dem weiteren Abbau von planungsrechtlichen Hürden vor allem der Stärkung überjähriger Finanzierungsansätze, damit Verlässlichkeit über künftige Investitionen besteht und Kapazitäten bei Planern und Bauausführung entsprechend vorgehalten werden können.
Doch nicht nur nachfrageseitig, sondern auch bei der Bewältigung der Transformation in der Baustoffindustrie besteht Handlungsbedarf. Unternehmen müssen bei der Dekarbonisierung ihrer Produktionsprozesse angemessen und planbar unterstützt werden, und es muss eine verlässliche Marktnachfrage nach den entsprechenden Produkten gewährleistet sein. Die Weiterführung von Förderprogrammen, die Etablierung grüner Leitmärkte und die Schaffung eines sicheren Rechtsrahmens für die CO2-Abscheidung unvermeidbarer Emissionen (CCUS) sind daher essenziell für die Dekarbonisierung unserer Branche.
Die neue Bundesregierung wird sich daran messen lassen, ob sie das konjunkturelle Ruder rumreißen kann. Der Konjunkturmotor Bau wird seinen Beitrag für Wirtschaftswachstum und Lebensqualität leisten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wir sind bereit!
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