Bauaussichten 2025
Zeit für mutige Entscheidungen in der Rohstoffversorgung
von: Christian Strunk, Präsident des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe (MIRO)Ohne mineralische Rohstoffe kein Bau in Deutschland. Sande, Kiese, Schotter oder Splitte bilden die unverzichtbare Grundlage für nahezu alle Bauprojekte.
Egal, ob es um den Straßenbau, die Errichtung von Windkraftanlagen oder den dringend benötigten Wohnungsbau geht – diese Rohstoffe sind das Fundament unserer Bauwirtschaft. Doch die Versorgung ist längst nicht mehr selbstverständlich.
Ein zentrales Problem ist die Dauer und Komplexität der Genehmigungsverfahren. In Deutschland dauert es viele Jahre, bis ein Rohstoffvorkommen erschlossen werden darf.
Dieser Prozess wird durch zahlreiche Auflagen, Bürgerbeteiligungen und behördliche Prüfungen verlangsamt. Währenddessen bleiben die Bedarfe auf hohem Niveau. Wenn wir diese Entwicklung nicht umkehren, drohen Engpässe, die das Bauwesen massiv beeinträchtigen.
Ohne Verfahrensbeschleunigung bleibt die Rohstoffversorgung eine Achillesferse der Bauwirtschaft. Wir brauchen eine effiziente, transparente und beschleunigte Genehmigungspraxis, die Rohstoffgewinnung in Deutschland stärkt, ohne dabei Umweltschutz und Bürgerrechte zu vernachlässigen. Die sowieso nur begrenzt zur Verfügung stehenden Gesteinsimporte weisen meist höhere Kosten, ökologische Belastungen und geopolitische Unsicherheiten auf.
Aktuell erleben wir jedoch eine Phase politischer Unsicherheit: Mit der Bundestagswahl im Februar 2025 und der derzeitigen kaum handlungsfähigen Rumpfregierung herrscht ein Vakuum, das wichtige Entscheidungen verzögert. Gerade jetzt ist es umso dringlicher, dass die neue Regierung nach der Wahl klare Prioritäten setzt und entschlossen handelt. Die Bauwirtschaft kann es sich nicht leisten, halbe Lösungen oder weitere Verzögerungen hinzunehmen. Wir brauchen eine Regierung, die versteht, dass Versorgungssicherheit mit heimischen mineralischen Rohstoffen kein Nice-to-have, sondern ein Must-have ist.
"Vorfahrt für eigene Rohstoffe im eigenen Land" muss das Leitmotiv einer nachhaltigen Baupolitik sein. Deutschland verfügt über ausreichend mineralische Rohstoffvorkommen, um die Bedarfe der kommenden Jahrzehnte zu decken.
Doch die politischen Rahmenbedingungen, um diese Vorkommen effizient und verantwortungsvoll zu nutzen, fehlen. Es ist entscheidend, dass der Zugang zu den Rohstofflagerstätten gesichert wird und die dezentrale Versorgungsstruktur erhalten bleibt. Nur so können Transportwege minimiert, Ressourcen verantwortungsvoll eingesetzt und wirtschaftliche Belastungen für Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen reduziert werden.
Dabei steht weit mehr auf dem Spiel als nur die wirtschaftlichen Interessen der Bauindustrie.
Ohne eine zuverlässige Rohstoffversorgung geraten zentrale gesellschaftliche Aufgaben wie der Bau von bezahlbarem Wohnraum, die Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur oder der Ausbau erneuerbarer Energien ins Stocken. Es liegt an uns allen, klarzumachen, dass diese Herausforderungen nur mit einer starken, selbstständigen Rohstoffwirtschaft gemeistert werden können.
Eine weitere zentrale Aufgabe der neuen Bundesregierung wird sein, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Die Vielzahl der einzuholenden Gutachten und die langwierigen behördlichen Abstimmungen müssen auf ein praktikables Maß reduziert werden.
Gleichzeitig sind personelle Engpässe durch den Einsatz "Künstlicher Intelligenz" in den zuständigen Behörden zu beheben. Die Effizienz der Verfahren darf nicht allein auf Anlagen für erneuerbare Energien beschränkt bleiben, sondern muss auch für die Rohstoffindustrie gelten. Wenn wir Innovation und Fortschritt wollen, müssen wir sie ermöglichen, nicht behindern.
Neben diesen strukturellen Maßnahmen ist es dringend notwendig, einen gesamtgesellschaftlichen Konsens zur Bedeutung mineralischer Rohstoffe zu schaffen. Die Öffentlichkeit muss verstehen, dass der temporäre Eingriff in die Landschaft zugunsten einer nachhaltigen Rohstoffgewinnung einen wichtigen Beitrag zur Bauwirtschaft, zur Energiewende und zum Klimaschutz leistet. Kampagnen zur Förderung der Akzeptanz können helfen, die Widerstände vor Ort zu minimieren.
Denn letztlich profitieren alle von einer sicheren und verantwortungsvollen Rohstoffversorgung – ob als Bauunternehmer, Handwerker oder Privatperson.
Das Jahr 2025 markiert einen Wendepunkt. Die Bauwirtschaft steht bereit, ihren Beitrag zur Erholung der deutschen Wirtschaft und zur Bewältigung zentraler Herausforderungen zu leisten. Doch dafür braucht es Planungssicherheit und Zuverlässigkeit der Verfügbarkeit unserer Rohstoffe. Wir als Branche können und wollen die Last tragen, doch wir benötigen die Unterstützung und das Verständnis der politischen Entscheidungsträger und der Gesellschaft als Ganzes. Gemeinsam können wir den Weg in eine stabile, innovative und nachhaltige Bauzukunft ebnen.
Denn eines ist klar: Ohne mineralische Rohstoffe gibt es keinen Bau – und ohne Bau keine Zukunft. Lassen Sie uns diesen Satz nicht nur als Warnung verstehen, sondern als Aufruf zum Handeln – heute, morgen und über das Jahr 2025 hinaus.
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